Die starke Bise und sommerliche Temperaturen haben die Böden in den letzten zwei Wochen stark ausgetrocknet. Das Graswachstum lag verbreitet unter 30 kg TS/ha/Tag, stellenweise auch gegen null. Einige Vollweidebetriebe haben bereits die maximal mögliche Weidefläche eingezäunt und trotzdem zufüttern müssen. Somit ist der erste Härtetest für die Weidesysteme ungefähr einen Monat früher als letztes Jahr gekommen.
Nach dem Regen
Mit einsetzenden Niederschlägen ist nun wieder mit zunehmendem Graswachstum zu rechnen. Sobald die Grasvorräte anwachsen, ist der Weideanteil wieder zu erhöhen bzw. die Zufütterung zu reduzieren. Einzelne Koppeln sollten deshalb abgeweidet werden, bevor die geplante Eintrittshöhe erreicht ist. Sonst besteht die Gefahr, dass nach dem Futtermangel schnell zu viel Futter im gleichen Stadium vorhanden ist – eine erneute Staffelung ist anzustreben.
Unkrautdruck senken
Die Borstenhirse und andere Hirsenarten sind auf dem Vormarsch. Ursprünglich aus warmen Ackerbaugebieten stammend, breiten sie sich allmählich in die Graslandregionen aus. Es ist zu befürchten, dass vorhandene Samen speziell dieses Jahr bereits von Lücken der Grasnarbe profitiert haben und gekeimt haben.
Hoher Grasschnitt vor dem Regen
Ein besonders hoher Grasschnitt möglichst kurz vor Niederschlägen kann jetzt noch helfen, die Entwicklung der Hirsen einzudämmen und deren Weiterverbreitung zu bremsen, indem der Boden beschattet und damit gekühlt wird. Gülle soll immer gut verdünnt und in wachsende Bestände ausgebracht werden, um die Futtergräser zu schonen. Langfristig kann eine stabile, dichte Grasnarbe erreicht werden, indem gute standortgerechte Futtergräser gefördert werden.
Vollweide nur eingeschränkt möglich
Es ist kein Geheimnis: in besonders trockenen Gebieten ist die Vollweide im Sommer nur eingeschränkt möglich, weil die Graswachstumsrate regelmässig auf 15 kg TS/ha/Tag oder weniger fällt. Eine Weidekuh frisst rund 16 kg TS/Tag, sodass es mindestens eine Hektare Weideland pro Kuh braucht.
Trockenheitstolerante Kunstwiesenmischungen anschauen
Das AGFF-Infoblatt W12 empfiehlt folgende zusätzliche Massnahmen:
- Zusatzflächen, um die Weide zu vergrössern
- Das Anlegen von stehenden Futterreserven bei Sommerbeginn
- Die Planung der Futterreserven für den Winter und ggf. Verkleinerung der Herde
- Das Anpflanzen von Zwischenkulturen (Rüben usw.)
- Die Auswahl von trockenheitstoleranten Kunstwiesenmischungen.