In den letzten Jahren sei die Anbaufläche von Zuckerrüben kontinuierlich zurückgegangen, nämlich von ehemals etwa 20 000 Hektaren auf heute 16 800 Hektaren, referierte Thomas Steinger, Leiter der Forschungsgruppe Entomologie Acker- und Weinbau bei Agroscope an der 9. Nachhaltigkeitstagung. Grund für den Rückgang sind laut Steinger einerseits der tiefe Zuckerpreis in den letzten Jahren und andererseits eine Zunahme von Krankheiten und Schädlingen. 

SBR und Viröse Vergilbung nehmen zu

Eine der zunehmenden Krankheiten ist das Syndrome Basses Richesses (SBR). Es wird von der Glasflügelzikade übertragen und seit dem ersten Auftreten 2017 wird laut Steinger die betroffene Fläche immer grösser. Grösstes Symptom ist der Rückgang des Zuckergehalts in der Rübe. Die zweite Krankheit auf dem Vormarsch ist die Viröse Verbilbung. Diese gäbe es schon lange, so Steinger, sie wurde jedoch in den letzten Jahren schlimmer. Auch sie werde von Schädlingen übertragen, nämlich vor allem von der Pfirsichblattlaus und der Bohnenblattlaus.

Ursachen für die rasche Ausbreitung der beiden Krankheiten waren milde Winter, die zu einem früheren Einflug der Vektoren führten, sowie das Verbot der Saatgutbeizung mit Neonicotinoiden (2019). 

Blühstreifen als Alternative

Nebst der Suche nach toleranten Sorten wurde zur Eindämmung der Krankheiten erstmals auch Blühstreifen getestet, die Katja Jacot aus der Forschungsgruppe Agrarlandschaft und Biodiversität erläuterte. Gute Reslutate bei Weizen und Kartoffeln hätten dazu ermutigt, diese Versuche durchzuführen. Die Versuche seien dort durchgeführt worden, wo der Blattlausdruck hoch war. Die Resultate seien vielversprechend, sagt die Expertin. Die Blattlauspopulation konnte im Mai und Juni in Feldern mit Blühstreifen reduziert werden. Sie betont jedoch, dass der Zeitpunkt noch zu spät sei, denn dann seien die Übertragungen bereits passiert. Das System müsse noch optimiert werden, es sei aber dennoch ein Hinweis darauf, dass durch Blühstreifen Virusüberträger reduziert werden können.

Interessante Resultate zeigten sich laut Jacot bei den Zuckergehalten: Bei Feldern ohne Spritzungen und Blühstreifen war dieser am tiefsten, in Feldern. Der Zuckerertrag in den ÖLN-Feldern sei am höchsten gewesen und in den Zuckerrübenfeldern mit Blühstreifen wurde ein ähnlich hoher Zuckerertrag wie in den ÖLN-Feldern erreicht. Die Qualität der Blühstreifen sei jedoch ausschlaggebend. 

Projekt gestartet

Die vielversprechenden Resultate führten dazu, dass dieses Jahr ein vierjähriges Projekt gestartet wird, um das System des agrarökologischen Zuckerrübenanbaus optimieren zu können. Zu diesem komplexen System gehören laut Jacot die Nützlinge, die Schädlinge, das Umfeld, die Fruchtfolge. Es sollen einjährige und mehrjährige Blühstreifen sowie Untersaaten getestet werden und in Zusammenarbeit mit Agridea sollen die Resultate an die Praxis gebracht werden.