Bis 2030 sollen die vermeidbaren Lebensmittelverluste (Food Waste) in der Schweiz halbiert werden, so das Ziel des Aktionsplans gegen Lebensmittelverschwendung. Drei Jahre nach der Verabschiedung des Aktionsplans spricht das Umweltdepartement (Uvek) von einer «mässigen Reduktion», die bisher erreicht werden konnte. Gegenüber 2027 dürfe der Rückgang über alle Stufen der Wertschöpfungskette etwa 5 Prozent betragen. 

Im Detailhandel konnte deutlich mehr reduziert werden

Der Detailhandel indes sieht sich auf Kurs. Hier sei eine Food-Waste-Reduktion um 20 Prozent gelungen, teilt die Swiss Retail Federation mit. Der Rückgang sei mit validen und repräsentativen Zahlen belegt und viele der ergriffenen Massnahmen würden zudem ihre volle Wirkung erst in den nächsten Jahren entfalten. «Zentral dabei ist das Beibehalten der Freiwilligkeit im Rahmen der branchenübergreifenden Vereinbarungen», so die Mitteilung. 

Noch viel Arbeit, aber die Bereitschaft freut Albert Rösti

Abo Die Kartoffelkulturen stehen heuer schön da. Die Branche erwartet nach mageren Jahren endlich wieder eine gute Ernte. Kartoffeln Lockerere Regeln bei Industriekartoffeln sollen Food Waste senken Sonntag, 20. Juli 2025 Tatsächlich hat sich der Bundesrat vorbehalten, nach Ablauf der freiwilligen Phase (bis 2025) möglicherweise weitergehende Massnahmen zu ergreifen. Dies, falls die Food-Waste-Reduktion zu langsam vorangeht. Das wäre angesichts des im Aktionsplan gesetzten Zwischenziels von 25 Prozent bis 2025 der Fall. «Die Erkenntnisse aus der ersten Phase des Aktionsplans und dem Gespräch mit den Unternehmen und Organisationen werden nun analysiert», schreibt das Uvek nach einem Treffen mit Vertreter(innen) der Branche. 35 Unternehmen und Verbände hatten den Aktionsplan 2022 unterschrieben. «Es liegt noch viel Arbeit vor uns», so das Resumée von Bundesrat Albert Rösti. «Aber die Bereitschaft ist da und das hat mich sehr gefreut.»

Es gäbe eine Plattform, aber es fehlen die Anreize zu deren Nutzung 

Die Lebensmittelverluste bzw. deren bisherige Reduktion in der Landwirtschaft sind derzeit eine Unbekannte. Nach Schätzungen des Bundesamtes für Umwelt (Bafu) zum Referenzjahr 2017 fallen 20 Prozent des jährlichen Food Wastes mengenmässig in der Landwirtschaft an. Gemäss dem aktuellen Zwischenbericht der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) steht eine von Swisscofel entwickelte Plattform bereit, auf der Unternehmen ihre Mengen an Lebensmittelverlusten erfassen und zentral auswerten lassen können. 

Man habe die Plattform bereits mit Pilotbetrieben getestet. Allerdings fehlten die Anreize, die den Aufwand für die Datenerfassung aus Sicht der Betriebe rechtfertigen würden. Wie die Autoren schreiben, wären solche Angaben insbesondere bei Früchten und Gemüse wertvoll, da hier oft bei den Erstabnehmern und nicht bei den Landwirten sortiert werde. Zahlen gibt es hingegen via die Futtermittelbilanz von Agristat zur Verfütterung von nicht mehr verkauften Lebensmitteln. 

Nur 40 Prozent kann die einheimische Landwirtschaft maximal reduzieren

Abo Ueli Spring vor seinem Seeländer Bauernhaus in Lyss. Hier entstehen rund 45 verschiedene Sorten Konfitüre. Der kreative Landwirt geht damit auch aktiv gegen Food Waste vor und verabschiedet sich von klassischen Rollenbildern. Konfitüre Wie Ueli Spring Konfitüre macht und dabei gegen Food Waste und Klischees wirkt Montag, 28. Juli 2025 Daten aus Landwirtschaft und Grosshandel sollen in einen nächsten Bericht einfliessen. Ein entsprechendes Projekt mit Agroscope sei gestartet. Jedoch ist zu beachten, dass nur rund 40 Prozent der bei der Landwirtschaft angerechneten Verluste auch in der einheimischen Landwirtschaft anfallen und entsprechend hier reduziert werden können. Zumal insbesondere bei Früchten und Gemüse – die eher hohe Verlustraten aufweisen – viel Ware in die Schweiz importiert wird.

Bessere Datenerfassung in bestehenden Systemen umsetzen

Eine bessere Datenerfassung zu Lebensmittelverlusten auf Stufe Landwirtschaft ist nach Meinung der ZHAW zentral. Sie könnte allenfalls verpflichtend eingeführt werden. Erfasst würden neben an den Handel gelieferten Marktprodukten auch wegen Überproduktion oder Qualitätsnormen entsorgte bzw. anderweitig verwertete Lebensmittel. Eine Umsetzung im Rahmen bestehender Systeme halten die Autoren des Berichts für machbar, der zusätzliche Erfassungsaufwand sei daher verhältnismässig. Demgegenüber bestehe der Nutzen in einer besseren Kenntnis von Mengen verlorener Lebensmittel, saisonalen Mustern und Ursachen von Überproduktion. Das könnte Massnahmen in der nachgelagerten Wertschöpfungskette und so die Vermarktung höherer Ernteanteile ermöglichen. 

Eingespartes Geld wird teilweise in Markenprodukte investiert

Auf Stufe Haushalte verlorene Lebensmittel – z. B. direkt nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums weggeworfene Produkte – verursachen die grösste Umweltbelastung. Daher gilt den Konsument(innen) bei der Food-Waste-Reduktion ein spezielles Augenmerk. So hat Agroscope kürzlich einen Leitfaden für Haushalte erstellt, in dem etwa klargestellt wird: «Mindestens haltbar bis ist nicht gleich tödlich ab.» 

Nicht zuletzt haben weggeworfene Esswaren einen finanziellen Aspekt. Dazu zitiert der Bericht der ZHAW die Ergebnisse einer Modellierungsstudie von 2014. Demnach werde rund die Hälfte des durch Food-Waste-Reduktion eingesparten Geldes wieder in Lebensmittel investiert, mit einer Tendenz zu Premium- und Markenprodukten.

Entscheidung des Bundesrats folgt 2026

Voraussichtlich 2026 wird der Bundesrat darüber entscheiden, welche Massnahmen für die zweite Phase des Aktionsplans gegen Lebensmittelverluste nötig sind. «Im Vordergrund steht neben einer grösseren Breitenwirkung auch eine Verbesserung der Datengrundlagen und eine stärkere Sensibilisierung der Haushalte», schreibt das Uvek.