«Wir Konsumentinnen und Konsumenten haben ein Recht zu wissen, ob ein Produkt umwelt- und sozialverträglich produziert wurde – nur so können wir mit unserem Kaufentscheid zu mehr Nachhaltigkeit beitragen», betont die neue Konsumentenschutz-Präsidentin Nadine Masshardt anlässlich ihres offiziellen Amtsantritts.

Die Glaubwürdigkeit verbessern

Das sogenannte Greenwashing und der unübersichtliche «Labelsalat» sind ihr dabei besonders ein Dorn im Auge: Ein orientierter und überlegter Kauf sei so kaum möglich und die Leidtragenden seien dann nicht nur die Konsumentinnen und Konsumenten, sondern auch die Produzentinnen und Produzenten. «Wie sollen die Konsumentinnen und Konsumenten eine bewusste Wahl treffen mit all diesen Labels, x-verschiedenen Arten an Biostandards, Werbeauszeichnungen und Greenwashing-Aktionen», gibt Nadine Masshardt zu bedenken.

«Daneben ist die Ausserhausverpflegung die Blackbox, für alle tierischen Produkte: 50 Prozent der Verpflegung passiert ausser Haus», erklärt Konsumentenschützerin weiter. In den Kanälen wie Restaurants, Kantinen, To-Go-Verpflegung, Heime, Kitas sei die Deklaration besonders lausig. «Hier können alle Rohstoffe verwendet werden, da die Deklaration nicht vorhanden oder sehr schlecht ersichtlich ist – wer fragt in einer kurzen Mittagspause schon nach der Herkunft der Rohstoffe?»

Grünfärberei
Beim sogenannten Greenwashing werden Techniken der Öffentlichkeitsarbeit, der Rhetorik und der Manipulation benutzt, um einem Unternehmen, seinen Produkten oder Aktivitäten eine positive Wahrnehmung zu verschaffen – im übertragenen Sinn wird «ein grünes Mäntelchen umgehängt». Es wird Umweltfreundlichkeit suggeriert, auch wenn es dafür unzulängliche Grundlagen gibt oder allenfalls auch Werte in den Bereichen Nachhaltigkeit, Energieeffizienz oder der CO2-Neutralität geschönt werden.

Zusammenarbeit ist schwierig, aber nicht unmöglich

In den Augen des Konsumentenschutz versagten unter anderem die Labels so als Wegweiser und folglich leide die Transparenz und Glaubwürdigkeit der Produkte – egal wie nachhaltig oder nicht. Und eigentlich müsste es laut Nadine Masshardt auch ein Anliegen der Lebensmittelproduktion und Landwirtschaft sein, dies zum Besseren zu ändern: «Auf jeden Fall könnte da ein Miteinander passieren, besonders bei der Greenwashing-Verhinderung – dass es aber beispielsweise eine Auszeichnung ‹Swissmilk green› gibt, obschon der Konsumentenschutz im Vorfeld dieses Greenwashing bemängelt hat, lässt Zweifel offen, ob die Branchenvertreter der Landwirtschaftsprodukte tatsächlich an glaubwürdiger Auslobung interessiert sind.»

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Ein Umdenken

Dass es aber durchaus Bestrebungen auch aus der Branche gebe, zeige die Arbeit im Verein Qualitätsstrategie, in dem auch der Konsumentenschutz seit vielen Jahren vertreten ist. «Dort ist ebenfalls das Ziel, zu einer nachhaltigeren Produktion pro Branche zu kommen», erklärt Nadine Masshardt. Allerdings zeige sich, dass es trotz Bemühungen auch von Seiten der Branchenvertreter teilweise nur sehr langsam vorwärts gehe, immerhin aber kleine Schritte gemacht werden könnten.

Klimafreundliche ProduktionDie «Mosaiklandwirtschaft» gewinnt den ersten Prix ClimatDonnerstag, 10. März 2022 Zudem habe der Konsumentenschutz letzthin intensiv beim Prix Climat mitgewirkt, bei welchem innovative und auf hohem Niveau produzierende Landwirtschaftsbetriebe bewertet und ausgezeichnet wurden. Ein lobenswertes Projekt, meint Nadine Masshardt: «Der Prix Climat kultiviert eben gerade das gegenseitige Verständnis zwischen Konsumentinnen und Produzenten, indem er zeigt, dass es durchaus viele Betriebe gibt, die eine nachhaltigere Produktionslösung suchen und auch finden und damit auch wirtschaftlich Erfolg haben – eine Win-Win-Win-Situation für Ernährung, Umwelt und Landwirtschaft.»