Man nutze die neueste Biotechnologie, heisst es auf der Website des Unternehmens TurtleTree Labs. Das Unternehmen mit Sitz in Singapur hat sich auf die Fahnen geschrieben, das "Multi-Billionen-Geschäft" mit Milch zu stören und den ökologischen Fussabdruck der Milchproduktion zu senken.

Zellen melken statt Kühe

Funktionieren soll die Produktion der Labor-Milch ähnlich, wie es beim Labor-Fleisch bereits vereinzelt gemacht wird: Forschende züchten eine gewisse Zellart heran. Während beim Labor-Fleisch beispielsweise Muskelzellen kultiviert werden, lässt TurtleTree Labs milchproduzierende Drüsenzellen wachsen. 

Das Resultat sollen "sicherere, verlässlichere Milchprodukte von höherer Qualität" sein.

Investoren sind gefunden

Noch trägt das Unternehmen Kinderschuhe, mit ihren Ideen konnten die Start-Up-Gründer aber bereits grosse Investoren an Land ziehen. Da ist einerseits KBW Ventures, eine Firma im Besitz des saudischen Prinzen Khaled bin Alwaleed bin Talal Al Saud, der selbst ein Veganer sein soll.

Andererseits unterstützt der Gepäckhersteller K2 Global das Projekt Labor-Milch. K2 Global ist in Singapur und im amerikanischen Silicon Valley ansässig und dafür bekannt, in Technologie-Start-Ups zu investieren.

Das erste Geld erhielt TurtleTree Labs von Lever VC, einem Investitions-Fonds der auf den Bereich von Lebensmitteln aus alternativen Proteinquellen spezialisiert ist. Dieser Fonds hat auch z. B. in Beyond Meat investiert. 

Weitere Prototypen sollen folgen

Geld und Technologie scheinen vorhanden zu sein. Als nächstes will das Start-Up das Forschungsteam ausbauen und weitere Prototypen herstellen. Die erste Milch aus de Labor soll im Frühling 2020 auf den Markt kommen. "Wir glauben, dass die ganze Landschaft der traditionellen Kuhmilch durch unsere Technologie verändert werden wird", heisst es auf der Website. 

Ist das ökologischer?

Wie beim Labor-Fleisch stellt sich auch bei Milch aus dem Labor die Frage, ob eine solche Produktion auch wirklich umweltschonender als die Nutztierhaltung ist. Forschende der Oxford Martin School kamen letztes Jahr zu dem Schluss, dass aus Zellen gezüchtetes Fleisch nur dann "grüner" wäre, wenn zur Herstellung nur wenig und nur C02-neutrale Energie eingesetzt würde (Mehr zur Studie). 

Hinzukommt, dass Tiere in natürliche Ökosysteme gehören und dort eine wichtige Rolle spielen können (z. B. leisten weidende Tiere einen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität). Zellen in einer künstlichen Labor-Umgebung hingegen sind allen natürlichen Zusammenhängen entrissen.  

Offene Fragen bleiben

Zwar wird Labor-Milch wahrscheinlich zuverlässig frei von Antibiotika sein, die Zusammensetzung hängt aber normalerweise von der Ernährung des Tieres ab. Wie gezüchtete Zellen mit den richtigen Nährstoffen (und vermutlich auch Hormonen) versorgt werden können, muss(te) TurtleTree Labs herausfinden. 

Man kann sich auch fragen, wer die künftigen Kunden sein sollen. Für Veganer steht bereits eine breite Palette an Alternativen zu Milchprodukten zur Auswahl (z. B. veganer Käse aus dem Tessin oder Schoggi-Hasen von Coop).