Die Ernte des Getreides war für viele Bauern in der Schweiz eine Geduldsprobe. Konnte einmal erfolgreich gedroschen werden, stand bereits die nächste Herausforderung an: das Stroh in einem kurzen Zeitraum einzubringen, am besten ohne Verminderung der Qualität. «Zwei schöne und trockene Tage reichen dafür einfach nicht aus», schildert Fabian Gut, Präsident des Schweizerischen Raufutterverbands.

Rücksicht und Geduld

Nicht nur in der Schweiz, sondern auch in weiten Teilen Europas ist die Strohernte nicht überaus reich ausgefallen. Normalerweise sind die Strohpreise zur Erntezeit eher tief. Durch die schwierige Ernte sind die Preise dieses Jahr jedoch höher. Die Menge und Qualität des Strohs ist aber nicht der einzige Einflussfaktor auf den Preis. Entscheidend ist auch, ob die Kund(innen) alles auf einmal bestellen wollen oder eher gestaffelt. Dieses Jahr ist es laut Fabian Gut sehr ausgeprägt, dass viele Kunden in diesen Zeiten möglichst viel bestellen möchten. Gerade deshalb mahnt Gut zur Geduld und Rücksichtnahme: «Die Händler und Transporteure kommen teilweise nicht nach mit den Lieferungen. Zudem fehlt es an einigen Orten noch an Personal.» Die Situation jetzt schon zu dramatisieren, sei kontraproduktiv.

Anpassungen gefordert

Unabhängig davon, auf welchem Niveau die Strohpreise momentan sind, kann es lohnenswert sein, sich zwischendurch Gedanken über andere Einstreumaterialien zu machen. Es geht dabei nicht darum, das eine oder andere Material schlecht zu machen, sondern sich bewusst zu sein, dass es auch Alternativen zu Stroh gibt.

Nicht selten gehen mit der Wahl anderer Einstreumaterialien auch bauliche Massnahmen einher, die gründlich durchdacht werden müssen. Wenn man beispielsweise Sand als Einstreu wählt, muss man sich darüber im Klaren sein, was man mit dem Sand im Gülleloch machen will. Zudem verändert sich bei einigen Materialien auch das Güllevolumen im Vergleich zu Stroh.

Liegefläche selbst testen

Bei der Wahl der Einstreu sollte neben dem finanziellen Aspekt auch der Tierkomfort eine wichtige Rolle spielen. Mit fast jederEinstreu kann hohes Tierwohlerreicht werden, wenn die Liegefläche gut gepflegt wird. Das bedeutet, die Einstreu muss trocken, sauber, verformbar, weich und griffig sein. Dem Tier sollen Anreize geboten werden, möglichst viel Zeit liegend zu verbringen. Die Qualität der Liegefläche kann mit dem Knietest ermittelt werden. Lassen Sie sich dazu aus dem Stehen auf die Knie fallen und verharren Sie so während 10 Sekunden. Fühlt sich das für Sie angenehm und weich an, sollte der Untergrund auch für das Tier komfortabel sein.

Früher wurde mit diversen Materialien eingestreut, die heute in Vergessenheit geraten sind. Dazu gehören beispielsweise Laub, Farn oder Tannennadeln. Diese Rohstoffe wären zwar heute noch in der Schweiz verfügbar, ihr grossflächiger Einsatz ist aber kaum mehr denkbar, da in der Gewinnung von anderen Einstreumaterialien maschinell und schlagkräftiger gearbeitet werden kann.

Sand

Sand ist ein anorganisches Material. Demzufolge finden Bakterien keine förderlichen Bedingungen zur Vermehrung vor, so dass die Gefahr für Mastitiden verringert werden kann.

Sand passt sich als Einstreumaterial optimal der Form der liegenden Kuh an. Es gelangt immer wieder etwas Sand in den Laufgang, so dass die Trittsicherheit für die Kühe erhöht wird. Nachteilig ist, dass immer wieder Sand in die Güllegrube gelangt. Deshalb sind auch Mistschieber, Güllerührwerkund -pumpe schneller abgenutzt. In der Güllegrube muss der Sand von der Gülle getrennt werden können. Dafür kannz.B. eine befahrbare Jauchegrube gebaut werden, aus der der Sand entnommen werden kann.

Sand muss immer trocken bleiben. Ist er nass, wird er hart. Deshalb müssen Kot und feuchte Stellen stets entfernt werden. Gemäss einem Merkblatt vom Strickhof sollte die Sandschicht immer mindestens 30 Zentimeter dick sein. Damit Sprunggelenksverletzungen vermieden werden können, sollte der Sand eine Körnung von höchstens einem Millimeter aufweisen.

  • Arbeitsbedarf: 0,6 Arbeitskraftminute (AKmin)/Tier/Tag.
  • Kosten: Fr. 123.–/Grossviehplatz (GVP).

Kompost

Beim Kompoststall ist das Ziel, in der eingestreuten Fläche den Rotteprozess in Gang zu bringen und am Laufen zu halten. Dazu muss die Einstreu täglich mit einer Egge oder einem Grubber bearbeitet werden, um das Einstreumaterial homogen mit den Exkrementen der Tiere zu vermischen und Sauerstoff in das Material zu bringen. Die Mikroorganismen, die den Kompostierprozess verursachen, sind nämlich auf Sauerstoff angewiesen.

Bei zu wenig intensiver Durch-mischung fehlt der Sauerstoff, bei zu starker Bearbeitung kann Wärme verloren gehen. Die optimalen Temperaturen im Kompost liegen zwischen 40 und 50°C. Bei dieser Wärme gehen einige Krankheitserreger und Unkrautsamen ein.

Eingestreut wird meistens mit Sägemehl. Es kommen aber auch diverse andere Materialien in Frage, beispielsweise Hackschnitzel, trockener Pferdemist oder Chinaschilf. Sie können auch untereinander gemischt werden. Für einen Kompoststall muss im Vergleich zu einem Boxenlaufstall mit Stroh von höheren Einstreukosten ausgegangen werden, was aber stark auf das verwendete Material ankommt. Dafür kann generell bei den Baukosten gespart werden.

Feststoffe aus Gülleseparierung

Bei der Gülleseparierung wird Gülle in Feststoffe und Flüssiggülle aufgetrennt. Die Feststoffe können frisch eingestreut oder einige Zeit gelagert werden. Wird das Material nach dem Separieren noch gelagert, kann sich der TS-Gehalt erhöhen, wodurch die Keimbelastung sinkt. Einige Betriebe streuen die Feststoffe direkt nach dem Separieren ein und lassen sie dort nachtrocknen.

Der Vorteil der Gülleseparierung liegt darin, dass die Flüssiggülle problemlos mit dem Schleppschlauch ausgebracht und die Feststoffe als Einstreumaterial sinnvoll auf dem Betrieb verwertet werden können. So können betriebliche Kreisläufe geschlossen und es muss nicht Stroh von weit her geholt werden. Die Bakterienbelastung ist niedrig, sofern die Matratze trocken gehalten wird. Aus Gründen der Biosicherheit sollte nur Separationsgut vom eigenen Betrieb eingestreut werden. Obwohl die Feststoffe bezüglich Keimgehalt als unproblematisch eingestuft werden, sollte mit dem Milchabnehmer abgesprochen werden, ob dieses Einstreumaterial toleriert wird – insbesondere bei Käsereimilchbetrieben ist das sehr wichtig.

Eine eigene Anlage zur Gülleseparierung ist nur auf grösseren Betrieben oder in gemeinschaftlicher Nutzung lukrativ. Ein Gülleseparator kostet etwa Fr. 42 000.–. Die Mindestanzahl Tiere liegt bei etwa 80 Grossviehplätzen. Mittlerweile bieten diverse Lohnunternehmer diese Dienstleistung an.

  • Arbeitsbedarf: 1,1 AKmin/Tier/Tag.
  • Kosten: Fr. 149.–/GVP.

Sägemehl und Hobelspäne

Sägemehl wird mittlerweile sehr häufig als Einstreu für Pferde benutzt. Im oberen Kasten wird beschrieben, dass es sich als Einstreumaterial für Kompostställe eignet. Sägemehl findet jedoch als Alternative zu Stroh auch in Anbindeställen und Laufställen mit Hochboxen Verwendung. Hier gilt es aber unbedingt zu beachten, dass Sägemehl und Hobelspäne bei Tieren der Rindergattung nicht als BTS-konforme Einstreu auf Gummimatten gilt. Für die Teilnahme am BTS-Programm ist in Kombination mit Gummimatten nur zerkleinertes Stroh als Einstreu zugelassen.

Zu beachten ist, dass bei Sägemehl und Hobelspänen auf Gummimatten relativ schnell eine unerwünschte Schmirgelwirkung eintreten kann. Als Folge davon werden Haut und Gelenke gereizt und Sprung­gelenksverletzungen sind häufig. Der Schmirgeleffekt kann mit einer Reibeprobe auf dem Handrücken getestet werden. An der Kombination von Gummimatten mit Sägemehl oder Hobelspänen wird oft kritisiert, dass die Liegefläche nicht verformbar sei.

Mittlerweile gibt es aber sogenannte Komfortmatten, die so beschaffen sind, dass sie sich der Form der Kuh gut anpassen und so den Liegekomfort erhöhen sollen. Eine vergleichbare Verformbarkeit wie mit einer gut gepflegten Stroh-, Sand- oder Kompostmatratze kann abernur schwer erreicht werden. Hochwertige Gummimatten sind relativ teuer, dafür reduziert sich verglichen zu Tiefboxen die Einstreumenge. Der tägliche Zeitbedarf für die Pflege liegt bei 0,8 AKmin pro Tier.