Am Morgen begleite ich sehr gerne die Kühe auf die Weide. Manchmal bleibe ich eine Weile bei ihnen, schaue ihnen beim Fressen zu und freue mich am Geläute ihrer Glocken. Am Abend hole ich sie dort wieder. Wenn sie dann im Stall sind, bekommen sie noch etwas Heu. Während sie fressen, gehe ich von einer zur andern und kraule sie am Hals oder am Kopf.

Dona ist die Leitkuh und meine Lieblingskuh. Ich glaube, sie freut sich, wenn ich zu ihr komme. Ich streichle sie an der Stirne und sie hört auf zu fressen. Dann fahre ich mit beiden Händen seitlich über ihre Wangen. Dieses zarte Fell! Dona hebt den Kopf und versucht mein Gesicht zu lecken. Ich weiche ihrer Zunge aus und sie erwischt nur meine Jacke, wo sie einen Fleck braunen Speichel hinterlässt. Als ich mit der Hand unter ihren Kiefer greife, streckt sie die Nase hoch, damit ich sie dort unten ausgiebig kraulen kann. Es ist unmissverständlich: Sie hat es gern und geniesst meine Liebkosung. Lange verweile ich so bei ihr, streichle oben, streichle unten, bis sie sich wieder dem leckeren Heu zuwendet.

Neben Dona steht Wolke. Auch sie hat es gerne, wenn ich sie streichle. Ihr Nasenrücken ist schmaler als Donas. Das fällt mir jetzt auf, als ich ihren Kopf in beiden Händen halte. Auch sie streckt den Hals, damit ich sie unten kraulen kann. Dann gehe ich zu Lerche. Sie wirft den Kopf nach links und nach rechts. Das Zeichen ist klar, sie will nicht berührt werden. So reagiert sonst Runa, aber neuerdings mag sie es, wenn ich sie streichle. So gehe ich von einer Kuh zur andern und nachher wieder zurück.

Die Kühe erfreuen Gross und Klein

Nach der Stallarbeit gehen einige Kühe in den Auslauf. Ich stelle mich an die Abschrankung und schaue zu, wie sie einander und ihre Kälber lecken. Dona kommt zu mir und schnuppert an meiner Jacke. Zwei andere tun es ihr gleich. Auch ein paar Kälber strecken ihren Kopf zwischen den Stangen hindurch und lassen sich streicheln.

Nicht nur ich habe Freude an den Kühen. In der Osterwoche kam ein Neffe dreimal mit seinen kleinen Kindern am Abend die Kühe besuchen. Wir standen lange im Stall oder am Auslauf, beobachteten, streichelten, staunten. Die Kinder fragten mehr, als ich beantworten konnte. Sie finden, unsere Kühe seien die schönsten, sie schauen so freundlich und haben Hörner, jede ein bisschen andere. Als es zu dunkeln begann, brachte der Papa seine Kinder fast nicht von den Kühen weg.