Eine ausreichende Versorgung der Weidetiere mit Mineralstoffen ist essenziell für deren Gesundheit, Leistungsfähigkeit und Fruchtbarkeit. Während Weidefutter viele Nährstoffe liefert, reicht dies nicht immer aus, um eine optimale Versorgung sicherzustellen. Besonders bei Tieren mit höheren Leistungen ist eine noch gezieltere Mineralisierung erforderlich, um Mangelerscheinungen und Leistungsabfälle zu vermeiden.

Tiefer pH – wenig Magnesium

Der Mineralstoffgehalt von Weidefutter variiert erheblich und hängt von zahlreichen Faktoren ab. Da mineralstoffarme Böden zu Mängeln in den Pflanzen führen können, spielt neben weiteren Faktoren auch die Bodenbeschaffenheit eine wichtige Rolle. Niedrige pH-Werte reduzieren die Verfügbarkeit von Magnesium und Phosphor, während hohe Kalkgehalte die Aufnahme von Mangan und Zink verringern. Auch der Pflanzenbestand beeinflusst den Mineralstoffgehalt erheblich. Gräser enthalten meist weniger Calcium als Leguminosen. Kleearten wie Rot- und Weissklee sind besonders reich an Calcium. Kräuter auf der Weide liefern zusätzliche Mineralstoffe und verbessern die Futterqualität.

Weiter hat auch die Jahreszeit einen Einfluss. Jetzt im Frühling wachsen die Pflanzen besonders schnell, was zu einer Verdünnung der enthaltenen Mineralstoffe führen kann. Der Magnesiumgehalt im Futter ist jetzt häufig zu niedrig, was das Risiko von Weidetetanie erhöht. Gleichzeitig kann es zu einem übermässigen Kaliumgehalt kommen, der die Magnesiumaufnahme im Verdauungstrakt der Tiere zusätzlich hemmt. Ein Mangel an Selen ist ebenfalls typisch für diese Jahreszeit, da es im jungen Pflanzenmaterial oft nur in geringen Mengen enthalten ist. Dies wiederum kann sich negativ auf die Immunabwehr und die Fruchtbarkeit der Tiere auswirken.

Gezielt düngen

Auch die Düngung wirkt sich direkt auf den Mineralstoffgehalt aus. Eine gezielte Phosphor- und Kaliumdüngung kann Defizite vorbeugen, während übermässige Stickstoffgaben die Aufnahme von Kupfer und Selen verringern. Eine unausgewogene Düngung kann somit nicht nur die Bodenfruchtbarkeit, sondern auch die Mineralstoffversorgung der Weidetiere negativ beeinflussen.

Schliesslich spielt auch die Witterung eine wichtige Rolle. Hohe Niederschläge führen zu einer Auswaschung der Mineralstoffe aus dem Boden, während Trockenperioden die Nährstoffaufnahme der Pflanzen reduzieren. Besonders Selen wird leicht ausgewaschen, was in vielen Regionen zu niedrigen Gehalten im Futter führt.

Mineralstoffe ergänzen

Generell sind Weidegräser oft natrium- und selenarm, während Calcium, Magnesium und Phosphor je nach Standort und Bewirtschaftung stark variieren. Regelmässige Futteranalysen helfen, Defizite frühzeitig zu erkennen und gezielte Massnahmen zur Ergänzung einzuleiten.

Auf dem Markt sind verschiedene Produkte zur Ergänzung der Mineralstoffe erhältlich:

  • Lecksteine: Einfach in der Handhabung, sind aber ungenau, da Tiere unterschiedlich viel aufnehmen. Die Viehsalz-Aufnahme über einen Lecksteinen ist viel zu niedrig.
  • Mineralfutter: In Pulver-, Pellet- oder Granulatform sind individuell gut anpassbar und dosierbar.
  • Bolus- und Injektionsverfahren: Besonders für Spurenelemente können Boli eine langfristige Lösung darstellen.

Herausforderungen in der Praxis

Eine bedarfsgerechte Mineralisierung stellt Landwirt(innen) vor Herausforderungen, da der individuelle Bedarf von Tierart, Alter und Umweltbedingungen abhängt. Regelmässige Analysen sind erforderlich, um eine gezielte Versorgung sicherzustellen. Zudem nehmen nicht alle Tiere Mineralstoffe in gleicher Menge auf, wodurch es zu Ungleichgewichten kommen kann. Besonders problematisch sind die Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Mineralstoffen, da sich einige gegenseitig in der Aufnahme hemmen oder verstärken können.

Ein bekanntes Beispiel ist das Calcium-Phosphor-Verhältnis. Ein Überangebot an Calcium kann die Phosphoraufnahme blockieren und umgekehrt. Ein ausgewogenes Verhältnis von etwa 2:1 ist entscheidend für die Knochengesundheit und den Stoffwechsel der Tiere.

Viel Eisen – wenig Mangan

Kupfer, Zink, Molybdän und Schwefel stehen in komplexen Wechselwirkungen zueinander. Ein hoher Schwefel- oder Molybdängehalt kann die Kupferaufnahme stark reduzieren, was zu Kupfermangel führt, der sich in Wachstumsstörungen und Fruchtbarkeitsproblemen äussern kann. Gleichzeitig kann ein Überschuss an Kupfer die Zinkaufnahme hemmen, was die Immunfunktion und die Wundheilung beeinträchtigt.

Auch Eisen und Mangan konkurrieren um dieselben Transportmechanismen im Körper. Ein hoher Eisengehalt im Futter oder Trinkwasser kann die Aufnahme von Mangan und Zink reduzieren, was sich negativ auf die Klauen- und Hautgesundheit auswirken kann.

Selen und Vitamin E haben eine synergistische Wirkung. Ein Mangel an Selen kann teilweise durch eine erhöhte Vitamin-E-Zufuhr ausgeglichen werden, um oxidative Zellschäden zu minimieren. Umgekehrt kann ein unausgewogenes Verhältnis die Fähigkeit des Körpers, freie Radikale zu neutralisieren, beeinträchtigen und das Immunsystem schwächen.