Vergangenes Jahr feierte die IG Weidemilch ihr 20-jähriges Bestehen. Von anfänglich um die 30 Mitgliedern sei die Zahl bis heute auf gegen 150 angestiegen, freute sich Präsident Peter Trachsel an der Herbsttagung vergangene Woche auf dem Vollweidebetrieb von Peter Heller in Willisau LU.
Das Interesse an Milch aus Gras bleibt gross, auch wenn augenscheinlich bei vielen Neubauten mit Automatisierung und Hochleistung eine andere Strategie verfolgt wird. Ein grosser Teil der IG-Mitglieder sind Bio, aber auch viele Käserei- und Wiesenmilchproduzenten mit ÖLN schätzen den Austausch mit anderen Weideprofis.
Die Sommertrockenheit beschäftigt auch Heller
Eine Herausforderung für Schweizer Vollweidebetriebe werden vermehrt längere Phasen von Sommertrockenheit. Dies ist auf dem Betrieb von Hellers nicht anders. Der Biobauer Peter Heller hatte im Sommer wegen mehrerer südlich exponierter Hänge ab und zu eine schlaflose Nacht, wie er zugab. Draussen zeigte sich die Problematik mit einer Übernutzung und den entsprechenden Zeigerpflanzen. Hahnenfuss wurde zum Thema, aber auch ein zu hoher Anteil an Löwenzahn mit Auswirkungen auf die Grasnarbe.
So änderte Heller, Biobetrieb seit 2017, vergangenes Jahr das Weidesystem. Weg von der Koppelweide, hin zur Rotationsweide im Rein-Raus. Weidebeginn ist noch immer früh im Frühling. Aber anstatt im Mai im grossen Stil Futter zu konservieren, schaffte er auf den Weiden Reserven für den Sommer. Gemäht wird nur noch wenig, etwa der Baumgarten. Damit die Kühe das teils sieben bis acht Wochen alte Gras noch fressen, ist ein artenreicher Bestand Voraussetzung. Also weniger intensives Raygras, dafür ein höherer Anteil an Klee und Futterkräutern.
Das System funktionierte auch bei Nässe
Dann brauche es einen gewissen Weidedruck. Peter Heller macht dies mit Rotationsweide und einem Rein-Raus-Ruhe-Verfahren. Die Herde mit den aktuell 33 Kühen ist also nur einen Tag auf einer Parzelle, dann wird der hintere Zaun zum vorderen und so weiter.
Das System funktionierte 2024 bei Nässe und nun auch 2025 bei Frühsommer-Trockenheit. Es brauche eine gewisse Konsequenz und etwas Erfahrung beim Zäunen, erklärte der Betriebsleiter. «Man sieht im Milchtank gleich, wenn die Fläche etwas knapp war», so Heller mit einem Schmunzeln. Auf seinem Betrieb mit rund 14 ha Weidefläche – gut arrondiert – wird so nur noch wenig Futter konserviert. Heu und Emd produziert Heller auf einem zugepachteten Betrieb in der Nachbarschaft, wo auch das Jungvieh untergebracht ist.
Beim Besuch seiner Berufskollegen war Heller erst beim fünften Umtrieb, die Weiden präsentierten sich üppig. Gedüngt wird lediglich mit Rindergülle und aufbereitetem Pouletmist eines Nachbarn, auch er Biobauer. Herausforderung auf vielen Biobetrieben ist der knappe Stickstoff.
Auf das Zufüttern von Raufutter verzichtet Peter Heller im Stall konsequent während der Vegetationsperiode. Im Herbst wird wenig Mais vorgelegt, wobei die Harnstoffwerte heute auch zu dieser Jahreszeit im grünen Bereich liegen. «Das teure Raufutter ist für den Winter reserviert», so Heller. Probleme mit Blähungen habe er nie. Mit den älteren Weidebeständen sollte dies auch künftig so bleiben.
Weideprofi zu sein, bedeutet, auch Zaunprofi zu sein
Peter Heller zeigte seine «beste Parzelle» – diese bekam dieses Jahr einmal Mist und dreimal Gülle –, aber auch die stotzigeren rund um die Betriebsgebäude. Auf dem besten Land steht bereits wieder ein massiger Bestand für den sechsten Umtrieb. Rund zehn Tage sollten die 33 Kühe auf dieser 2,3 ha Parzelle (Bergzone I) versorgt sein, so seine Einschätzung.
Geilstellen gibt es kaum. «Wir weiden stark ab», so Heller. Dies sei auch möglich, da nach sieben Wochen die meisten Gerüche auf der Weide verschwunden sind und die Kühe wenig selektiv fressen.
Weideprofis werden automatisch auch zu Zaunprofis. Heller ordnet die Tagesportion so an, dass die Kühe nicht jedes Mal an derselben Stelle liegen, ansonsten droht Verunkrautung. Nach Blacken hielten die Besuchenden vergeblich Ausschau, wie einer süffisant bemerkte. Weidedruck brauche es speziell in stotzigen Parzellen. Da müsse man halt vorübergehend 50 Liter weniger Milch im Tank in Kauf nehmen. Die Genetik ist bei der IG Weidemilch immer ein grosses Thema. Heller startete ursprünglich mit SF, setzt seit einigen Jahren aber vermehrt auch auf Kiwi-Cross-Kühe.