Emmi, Nestlé und die Milchproduzentenorganisationen Zentralschweizer Milchproduzenten (ZMP) und Aaremilch starten dieses Jahr mit dem Ressourcenprojekt «Klimastar Milch». Dabei sollendie 300 teilnehmenden Be-triebe mit gezielten Massnahmen ihre Treibhausgasemissionen um durchschnittlich 20 % senken. Aber auch die Nahrungsmittelkonkurrenz und bei ausgewählten Betrieben die Flächenkonkurrenz sollen reduziert werden.

Konkurrenz reduzieren

«KlimaStaR Milch» Emmi, Nestlé, ZMP und Aaremilch wollen Schweizer Milch klimafreundlicher machen Montag, 21. Februar 2022 Um der Ernährung einer stetig wachsenden Weltbevölkerung gerecht zu werden, ist es laut Beat Reidy, Dozent Graslandnutzung und Wiederkäuersysteme an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL), wichtig, dass die vorhandenen ackerfähigen Flächen möglichst effizient genutzt werden. Dabei stehe die Ernährung der Nutztiere in Konkurrenz mit der Produktion von pflanzlichen Nahrungsmitteln für den Menschen. Nahrungsmittelkonkurrenz sei, wenn Tieren Futtermittel verfüttert werden, die auch direkt durch den Menschen hätten verzehrt werden können. Bei der Flächenkonkurrenz gehe es hingegen darum, welche Flächen für die Produktion der Futtermittel verwendet wurden. «Flächenkonkurrenz entsteht, wenn auf ackerfähigen Flächen Futter- statt Nahrungsmittel produziert werden», schreibt André Bernet, Leiter Milchverarbeitung und Dienstleistungen bei der ZMP.

Kunstwiese in Gefahr?

Von der Flächenkonkurrenz sind also die ackerfähigen Flächen betroffen. Ob eine Fläche als ackerfähig gelte, hänge von objektiven Kriterien wie Klima, Boden und Hangneigung ab, so Beat Reidy.

Doch wie sieht es aus mit der Kunstwiese, die auf Ackerbauflächen für eine gesunde Fruchtfolge sorgt? «Kunstwiesen sind ein wichtiger Teil der Fruchtfolge und werden nicht infrage gestellt», versichert André Bernet. Eine Massnahme, die Flächenkonkurrenz zu reduzieren, sei beispielsweise der Flächentausch mit einem Ackerbetrieb oder der Zukauf von Wiesenfutter von ackerbaulich nicht geeigneten Flächen.

Zielkonflikte sichtbar

Die Nahrungsmittelkonkurrenz und die Flächenkonkurrenz fliessen mit ins Ressourcenprojekt ein, um Zielkonflikte aufzuzeigen, erklärt Beat Reidy. «Bei der Reduktion der Treibhausgase ist die Versuchung gross, die Emissionen über eine Milchleistungssteigerung wettzumachen, sozusagen zu verdünnen», sagt er. Je mehr Milch eine Kuh produziere, desto geringer seien in der Regel die Emissionen pro kg Milch. Doch gerade in einer Graslandregion wie der Schweiz, wo über 70% der Flächen als Wiesen und Weiden genutzt würden, sei das eine zu einseitige Betrachtung, so Reidy. Denn eine Leistungssteigerung sei nur möglich über energiereicheres Futter, also zum Beispiel mehr Mais oder mehr Kraftfutter, welche hauptsächlich auf ackerfähigen Flächen produziert werde – ein Zielkonflikt also.

Erkenntnisse gewinnen

Die eingekaufte Milchmenge soll laut Angaben der beteiligten Organisationen im Ressourcenprojekt nicht reduziert werden. Wie stark die Treibhausgasemissionen und gleichzeitig die Nahrungs- und Flächenkonkurrenz reduziert werden können, kann Beat Reidy nicht abschliessend sagen. Es gäbe durchaus Möglichkeiten, zum Beispiel mit der Verbesserung der Futterqualität, ohne Flächenkonkurrenz die Treibhausgase zu reduzieren.

«Das Projekt hat auch zum Ziel, wissenschaftliche Erkenntnisse zu gewinnen», sagt er. Nicht zuletzt deshalb begleite die HAFL das Projekt wissenschaftlich. Die Resultate sollen die Schweizer Milchwirtschaft im Hinblick auf Klimaschutz sowie Ressourceneffizienz nachhaltiger und wettbewerbsfähiger machen, wird in der Medienmitteilung zum Projekt «Klimastar Milch» präzisiert.

Flächenkonkurrenz

Für das Ressourcenprojekt können sich Milchlieferanten von Aaremilch, ZMP oder Emmi anmelden, bei anderen Lieferanten sind zusätzliche Abmachungen nötig. Voraussetzung für die Teilnahme ist laut Website der Trägerschaft eine Grundmotivation, sich aktiv für eine klimafreundlichere Landwirtschaft zu engagieren. Die Berechnung der Treibhausgasemissionen und die Nahrungsmittelkonkurrenz wird für alle einbezogen.

Ein Drittel der teilnehmenden Betriebe sind Vertiefungsbetriebe, wo zusätzlich die Flächenkonkurrenz bestimmt wird. Es werde von der Trägerschaft entschieden, welche Betriebe für die Teilnahme in der Vertiefungsgruppe geeignet sind, sagt André Bernet. Die Teilnahme in der Vertiefungsgruppe sei aber freiwillig. «Das Modul Flächenkonkurrenz setzt voraus, dass die Bereitschaft besteht, entsprechende Massnahmen umzusetzen um die Ziele zu erreichen», so Bernet.

Weitere Informationen: www.klimastar-milch.ch/fragen-und-antworten