Seit bald zehn Jahren führt Roger Sommer den Betrieb an der Seestrasse im solothurnischen Bolken. Das Wohnhaus steht nur gut 150 Meter entfernt vom Ufer des kleinen Inkwilersees. Dessen eine Hälfte gehört zu Solothurn, die andere bereits zu Bern. «Bauern am See, geht das überhaupt?», fragt man sich da, aus Richtung Luzern anreisend. «Ja», sagt Sommer und lächelt zufrieden. Auflagen gibt es aber. Etwa mit der Vorgabe des Luftwäschers beim Neubau des Schweinemaststalls oder in der Nährstoffbilanz beim Phosphor, wo für ihn 100 Prozent anstatt 110 gilt.

Ansonsten wird die gesamte LN ohne zusätzliche Einschränkungen bewirtschaftet. Wobei er in diesem Naherholungsgebiet natürlich von sich aus Rücksicht nehme. Der Parkplatz für Spaziergänger liegt gleich zwischen Ökonomiegebäude und See. Gegüllt wird dosiert, natürlich mit Schleppschlauch. Sommer achtet darauf, dass möglichst eine grosse Fläche aufs Mal gedüngt werden kann und danach wieder ein paar Wochen «Ruhe ist».

Bessere Luft verteuert die Produktion nochmals

Aufgrund der Nähe zum See und dem Risiko einer Ammoniakablagerung in eben diesen, bekamen Sommers die Auflage, beim Schweinemaststall einen Luftwäscher einzubauen. Installiert wurde schliesslich ein Bio-Horizontalwäscher des Herstellers KWB, Holland. In drei Stufen und mit separaten Bädern geht es mit der Waschwand, wo die Luft durch fein versprühtes Wasser zirkuliert, erst dem Staub, dann dem Ammoniak und schliesslich dem Geruch an den Kragen. «Die gute Luft kommt auch uns auf dem Hof zugute», gibt Sommer zu.

Allerdings kostet ihn diese Anlage 6 Franken pro Mastschwein. Dies bei Anschaffungskosten von 90 000 Franken und einer Abschreibung auf 20 Jahre. Die drei Waschwasservorlagen sind durch einen Überlauf miteinander verbunden, die Fliessrichtung ist dabei entgegen der Luftströmung. Die Stalllüftung läuft über Oberflurabsaugung. Abgeschlämmt werden die Wasserbecken mit Hilfe einer separaten Pumpe. Einmal pro Jahr reinigt Roger Sommer den Luftwäscher, der nur mit Wasser und Strom und ohne Zusätze auskommt, komplett.[IMG 3]

Alle Ferkel werden auf dem Betrieb gemästet

In diesen ersten zehn Jahren hatten Manuela und Roger Sommer einige Bauprojekte: Ein Wohnhaus, ein Abferkelstall und einen QM-Schweinemaststall. Die Bauzeiten waren jeweils etwas länger als üblich. Dies hat seinen Grund. Sommer ist nebst Meisterlandwirt gelernter Maurer. Vieles hat er selber gemacht, unterstützt von seinem ehemaligem Chef. Ohne diese Zusammenarbeit – obwohl ihn dieser eigentlich lieber als Vorarbeiter bei sich in der Baubranche gesehen hätte – wäre die Entwicklung des Betriebs so wohl nicht möglich gewesen, sagt Sommer.

Betriebsspiegel

Roger und Manuela Sommer, 3 Kinder (Selina, 8; Jaro, 6 und Luca, 4)

Lage: Seestrasse, Bolken SO, 20 ha LN, 460 m ü. M

Kulturen: Ackerbau (rund 16 ha): Winterweizen (Brot und Futter), Triticale, Gerste, Mais (Silo und Körner, auch für Schweine), Kunstwiesen. Rund 4 ha Naturwiesen und BFF

Tierbestand: 20 Abferkelplätze im Ring, 500 Mastschweineplätze, Vermarktung Anicom. 19 Kühe, Rassen BV, RH, HO. 150 000 Kilo Milch für Mooh. Vollweide ergänzt mit TMR.

Arbeitskräfte: BL, Sommers pensionierter Vater und Aushilfe 1 Tag pro Woche.

Bei Betriebsübernahme startete Sommer mit 10 Moren und 60 Mastschweineplätzen (MSP). Heute sind es 20 Sauen in arbeitsteiliger Ferkelproduktion (AFP) sowie 500 MSP. Im dritten Produktionsjahr stehen nun die neuen Schweineställe, geplant von der Agroplanungen GmbH in Winistorf. Die Ställe haben sich bewährt. Die Mastschweine sind unterteilt in Grossgruppen für Vor-, Mittel- und Ausmast. Eine Selektionswaage hilft beim Entscheid über den Verbleib. Roger Sommer arbeitet mit zwei verschiedenen Futter in der Mast, verschnitten wird zwischen Tag 35 und 70. Ressourceneffizienz-Beiträge für die Phasenfütterung generiert er damit bislang nicht. Die eiweissreiche Fütterung im Abferkelstall verhindert bislang eine Teilnahme.[IMG 4]

Alle sechs Wochen kommen 20 hochträchtige Sauen

[IMG 5]Die Sauen im Abferkelring für die Mastferkelproduktion sind allesamt F1-Kreuzungen aus Edelschwein und Schweizer Landrasse. Beim Endprodukteeber, dem Vater der Mastferkel, kommt Piétrain-Genetik zum Zug. Die Sauen kommen von seinem Wartebetrieb und zwar im 6-Wochenrhythmus. Einsgestallt wird so, dass nach einer Angewöhnung von rund einer Woche das Abferkeln in Gang kommt. «Wobei jede Gruppe halt wieder ein wenig anders ist», sagt Sommer.

Beim Absetzen, nach 21 bis 28 Tagen, verlädt Sommer die Ferkel in einen Viehanhänger für die 30 Meter über den Hof in den Maststall. 100 bis 120 Ferkel passen hinein, was für einen Umtrieb zwei Fahren ergibt. Die ersten drei Tage fressen die Absetzjager weiterhin das Ferkelfutter. Zwischen dem dritten und zehnten Tag wird dieses verschnitten. Manchmal kommt etwas Cola zum Einsatz, da dieses den pH-Wert im Magen, der bei Absetzferkeln in der Regel etwas zu hoch ist, senkt. Das Süssgetränk wurde ja schliesslich ursprünglich auch als eine Art «Arzneimittel» entwickelt. Ein tiefer pH-Wert fördert die Verdauung und hemmt Krankheitserreger.

Hygiene und Gesundheit: mehr geht immer

Stallbau: Sonderheft 2022Stall Spezial 2022: Keine Angst vor Wind und KälteFreitag, 8. April 2022 Zwischen zwei Gruppen wird der Abferkelstall komplett gewaschen und desinfiziert. In der Regel verlassen die Sauen donnerstags den Betrieb. Die nächsten 20 kommen dann am folgenden Donnerstag. Genug Zeit also für die Reinigung, die den Betriebsleiter rund einen Tag Arbeit kostet. Dann braucht es noch ein paar Tage für das wichtige Abtrocknen. Bis dato werden die Sauen vor dem Einstallen nicht gewaschen. Ein gutes Gesundheitsniveau macht dies nicht zwingend notwendig.

Roger Sommer wäre aber nicht abgeneigt. «Ferkeldurchfall ist sicher etwas, dass es im Auge zu behalten gilt», sagt er. Dies gelte vor allem bei den Jungsauen. So versetzt er deren Würfe schon mal zu älteren Stallgefährtinnen. Notfalls kommt eine Paste zum Einsatz, oder wenn es nicht anders geht, werden Einzeltiere behandelt.

Ein anderes Thema sind die Gesäuge. Während er sich auch schon über die Härte gewundert habe, sei ihm gesagt worden, dass dies noch «normal» sei. Beim Stallrundgang wird klar: Sommer ist kein Besserwisser. «Ich bin immer am Lernen und möchte herausfinden, wie es am Optimalsten ist für die Tiere und deren Betreuer», so der Landwirt.

Arbeitsaufwand: Sauen, Ferkel und Kühe machen Mühe

Milchvieh und Zuchtsauen sind eine arbeitsintensive Kombination. Frühmorgens startet Roger Sommer mit dem Melken, geht dann in den Abferkelstall und schliesslich zu seinen Mastschweinen. Wenn er alleine ist, dauert es schon mal bis zu vier Stunden, bis er am z’Morgen-Tisch sitzt. Dies sei aber nicht der Normalfall: «Mit Unterstützung bin ich in zweieinhalb Stunden durch».

Beim «Combi-Master» lernen die Kleinen von der Grossen

Längst ist bekannt, dass es für die Entwicklung der Schweine vorteilhaft ist, wenn sie sich früh, ab der zweiten Lebenswoche, auch an festes Futter gewöhnen. Dass die Kleinen von den Grossen abschauen, macht sich auch der Stallbauer Krieger AG mit seinem «Combi-Master» zu Nutzen. Der Ferkeltrog ist auf der Rückseite des Troges für die säugende Zuchtsau klappbar und macht Reste des Ferkelfutters für die Muttersau nutzbar. Während auf der Seite der Mutter das Futter über ein Rüttelrohr «erarbeitet» werden muss, füttert Roger Sommer das Ferkelfutter auf der geschützten Ferkelnest-Seite von Hand zu.

Gemäss Hersteller ist der Trog kompatibel mit allen Fütterungssystemen. Roger Sommer hat anfänglich «nur» die Hälfte der Buchten damit ausgestattet, wegen guter Erfahrungen aber bereits nach einem Jahr nachgerüstet. «Die Ferkel fressen eindeutig mehr», sagt er. Dies ergab sein eigener Praxis-Versuch. Die Ferkel innerhalb des Wurfes seien in der Tendenz mit dem neuen System aber etwas weniger ausgeglichen. Nicht, weil die Schwachen schwächer würden, sondern weil diejenigen, die zünftig Futter fressen, auch entsprechende hohe Tageszunahmen auswiesen.[IMG 2]