Die guten Nachrichten vorneweg: 72 Prozent der 600 Schweizer(innen), die Proviande für seine Image- und Wissensstudie befragt hat, haben sehr grosses Vertrauen in Schweizer Fleisch. Nur zwei Prozent sagen dasselbe von ausländischer Ware. Die einheimische Herkunft sei sogar für 99 Prozent der Befragten wichtig bis sehr wichtig, 54 Prozent achten beim Fleischkauf auf Labels – das ist mehr als noch 2019 (43 Prozent) und 2016 (38 Prozent).
Beim Portemonnaie harzt es
Das ist schön zu wissen. Wenn allerdings kein Mehrpreis für die Schweizer Produktion nach den hiesigen strengen Vorgaben bezahlt wird, nützt das den Landwirt(innen) herzlich wenig. Und leider hat laut Proviande die Bereitschaft, einen höheren Preis zu berappen, abgenommen.
Zwar beschäftige die Konsumentenschaft der Umweltaspekt und die artgerechte Tierhaltung, die sie in der Schweiz als grundsätzlich gegeben ansehen. Dieser Gedanke scheint aber den Anblick von Preisschildern nicht zu überstehen.
Das Wissen ist noch immer gering
Allen Bemühungen um die Öffentlichkeitsarbeit zum Trotz hat die repräsentative Umfrage ergeben, dass das Wissen um Landwirtschaft und Fleischproduktion ähnlich gering ist wie in früheren Jahren. Ausserdem stellte Proviande fest, dass einiges an Unwissenheit und falschen Annahmen kursiert:
- Die Befragten schätzen den Anteil importierter Futtermittel auf 38 Prozent (es wären 15 Prozent).
- Der Anteil zertifizierten Sojas für die Fütterung wird auf 40 Prozent geschätzt (korrekt seien 99 Prozent).
- Nur 44 Prozent der Befragten wissen, dass eine Kuh ein Kalb haben muss, um Milch zu geben (2016 waren es gerade mal 23 Prozent).
- 48 Prozent der Befragten glauben, dass Hormone und Antibiotika in der Schweiz kaum verbreitet sind (beides ist zur Leistungssteigerung hierzulande seit über 20 Jahren verboten).
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Wenig Bewusstsein für Kreisläufe
Dass in der Schweiz Milch- und Fleischproduktion eng gekoppelt sind, ist einer Mehrheit der Umfrage-Teilnehmenden demnach nicht bewusst. Massiv überschätzte man laut Proviande ausserdem der Frischwasserverbrauch für die Produktion von Fleisch und der Anteil einheimischer Futtermittel. Dieser wird bei ungefähr 62 Prozent vermutet, während der Branchenverband 85 Prozent als korrekten Wert angibt.
Es sei wichtig, den Konsument(innen) das Verständnis für die Fleischwirtschaft in der Schweiz näher zu bringen. So hält Proviande etwa das Wissen um Kreisläufe für ein Verständnis der nachhaltigen Produktion für zentral.
Keine Vegetarier befragt
Nach Angaben von Proviande ist die Umfrage zum Stand des Wissens rund ums Schweizer Fleisch und dessen Image repräsentativ für die Schweizer Bevölkerung. Befragt wurden 600 Personen im Alter von 18 bis 68 Jahren. Wer sich beruflich mit Fleisch bzw. Ernährung beschäftigt oder in der Marktforschung sowie dem Journalismus arbeitet, war von der Stichprobe ausgeschlossen.
Ähnliche Befragungen hat der Branchenverband bereits seit 2001 mehrfach durchgeführt. Im Gegensatz zu früher bezog Proviande in dieser Studie aber keine Vegetarier(innen) oder Personen mit ein, die sehr selten Fleisch konsumieren.
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