Seit dem  4. Juli  ist das Gefährt zur Ernte von Tabakblättern bei Patrick und Denise Egli von der Feldmatt im luzernischen Geuensee wieder in Betrieb. Zu dritt sitzend werden auf der 1,5 ha grossen Parzelle drei bis fünf Blätter pro Pflanze von Hand gepflückt und in Boxen gelegt, die an einem grossen Rad befestigt sind. Ist eine voll, dreht sich das Gestell und die nächste Boxe wird befüllt. Derweil bewegt sich der Tabakernter langsam vorwärts. Die Erntezeit dauert bis Mitte September, die Reihen werden bis zu viermal abgepflückt, immer wieder wachsen neue Blätter nach.

Guter Mengenertrag

Die Blattmasse ist dieses Jahr sehr hoch, das verspricht eine ertragreiche Ernte. Für 2022 haben Eglis ein Lieferrecht von fünf Tonnen, diese Menge werde sicher erreicht. «Falls nicht noch ein Hagelschlag passiert. Denn beim Tabakanbau gilt diesbezüglich eine Nulltoleranz.»

Über die Qualität könnten noch kaum Aussagen gemacht werden, die hänge von der anschliessenden Trocknung ab. Das Trocknungsmanagement bezeichnet Egli denn auch als grösste Herausforderung im Tabakanbau. In der Tabakscheune werden die an Reihen aufgefädelten Blätter luftgetrocknet, schonend und langsam, rund zwei Monate lang, ohne Fremdenergie. Bei viel Nebel und lange andauernder Feuchte könnten die Blätter ersticken.

Sehr arbeitsintensiv

Tabak ist eine arbeitsintensive Kultur, mit gegen 1200 Stunden pro Hektare muss gerechnet werden. Rund ein Drittel macht die Ernte aus, ein weiterer Drittel das Aufhängen zur Trocknung, der Rest zum Verpacken und Abgeben sowie die Pflegearbeiten im Feld. Neben seiner Frau Denise und den Eltern kann Patrick auf weitere Hilfskräfte zählen. So wird Mitte Juli eine Praktikantin aus Ungarn erwartet.

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Verzicht auf Herbizide

Seit vergangenem Jahr verzichtet Egli auf Herbizide im Tabakfeld, generell versuche er, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln so gering wie möglich zu halten. So setzt er ein selbst angepasstes Hackgerät ein. Damit reiche eine Durchfahrt mit der Feldspritze in den meisten Fällen aus. Im Tabakanbau waren früher bis zu sechs Spritzungen für den Pflanzenschutz nötig. Verzicht auf Fungizide sei hingegen noch eher heikel, und der Einsatz von Insektiziden hänge vom Jahresverlauf beziehungsweise dem Befall ab.

Mitte Oktober wird in der Schweiz der Burley-Tabak verarbeitet. Die getrockneten Ballen aus den Tabakscheunen der Produzenten gehen dann per Bahn nach Payerne zur Fermentation. Dort werden sie auf die für Zigaretten geeigneten Fasergrössen zerkleinert und dann von der Tabakindustrie gekauft.

«Unser Schweizer Tabak wird geschätzt.»

Patrick Egli weiss, dass die Abnehmer auf einen Inlandanteil setzen.

Schweizer Tabak – der Inlandanteil macht weniger als zehn Prozent aus – werde nicht wegen des Aromas, sondern als Fülltabak geschätzt, erklärt Egli. Und die Tabakunternehmen seien auch künftig bereit, solchen zu übernehmen. Die Schweiz gelte als politisch sicherer Produktionsstandort. Dass dies nicht selbstverständlich sei, zeige die derzeitige Ukraine-Krise. Für Tabakwaren brauche es eine konstante Qualität und somit möglichst konstante Herkunft der Rohstoffe, damit die Mischungen stimmen.

Für Familie Egli mit ihren drei Kindern ist der Tabakanbau nach wie vor ein wichtiger Betriebszweig und hat eine 40-jährige Tradition. Vergangene Woche präsentierte Patrick Egli seinen Betrieb Berufskollegen und Gästen, anlässlich der Jahresversammlung von Swiss Tabac.

In der Region rückläufig

Abo Der Tabakanbau ist in der Schweiz weiter rückläufig. Erntereife Blätter bei Patrick Egli in Geuensee LU. Swiss Tabac Die Verwertung von Schweizer Tabak bleibt gesichert Montag, 11. Juli 2022 Der Hof umfasst 28 ha LN, gehalten werden 52 Milchkühe und 60 Mastkälber. Silo- und Körnermais, Winterweizen und Kartoffeln für die Direktvermarktung werden angebaut. Und 1,5 ha Burley-Tabak der Sorte Stella.

Solange die Rahmenbedingungen stimmen würden und er die zugemietete Tabakscheune behalten könne, bleibe er beim Anbau, so Egli. In der Zentralschweiz ist die Produktion allerdings rückläufig, hier gibt es noch 16 Tabakpflanzer mit einer Anbaufläche von knapp 18 ha. «In Geuensee sind wir noch zu zweit», sagt Patrick Egli. Schweizweit sind es 134 Pflanzer mit rund 400 ha, die meisten in der Westschweiz.