«Wir hatten ein komfortables Anbausystem, das mit relativ wenig Arbeitszeit zu bewirtschaften war», erinnert sich Nicolas Pavillard. Aber nach ein paar Jahren war für alle Beteiligten der Fruchtfolgegemeinschaft Le Grillon klar: So waren sie nicht fit für die Zukunft. Das lag indes in keiner Weise an der Zusammenarbeit. «Keiner von uns würde zurück zum Einzelbetrieb wollen», betont der Agronom. «Und zuallererst sind wir Freunde.»

Fokus Schritt für Schritt auf das, was rentiert

Als Le Grillon 2007 in Orges VD von drei Betrieben gegründet wurde (später kam ein vierter Hof dazu), konzentrierten sich die beteiligten Ackerbauern Schritt für Schritt auf das, was rentabel war. «Gras und Futtergetreide waren nicht wirtschaftlich, weil wir das nicht selbst nutzen konnten», schildert Nicolas Pavillard. Auf den zu grossen Parzellen zusammengelegten Flächen – insgesamt 230 ha – baute Le Grillon in erster Linie Brotweizen, Raps und Zuckerrüben an sowie Eiweisserbsen, um die im ÖLN geforderten vier Kulturen zu erreichen. «Das funktionierte gut – wir waren aber stark abhängig.»

Einerseits sicherten die Waadtländer ihre Erträge mit Kunstdünger und Pflanzenschutzmittelm in einem intensiven Anbausystem. Andererseits beruhte ihr Erfolg auf drei Hauptkulturen mit zwei Abnehmern. Das bedeutete keinerlei Verhandlungsmöglichkeiten: «2024 wäre das fatal gewesen», bemerkt Nicolas Pavillard. Le Grillon verzeichnete in diesem Nässejahr Ertragseinbussen bis zu 50 % bei Weizen, Raps und Zuckerrüben. Mittlerweile haben die beteiligten Landwirte aber mehrfach diversifiziert.

Metzgerei mit gutem Kundenstamm und bekanntem Marktpotenzial

Der erste Schritt war die Überlegung, künftig zumindest teilweise nach IP-Suisse-Richtlinien zu produzieren. «Wir wollten unsere Produkte besser verkaufen», begründet Nicolas Pavillard. Ebenso spielten ein gewachsenes Bewusstsein für die erwähnten Abhängigkeiten und Überlegungen zur ökologischen Nachhaltigkeit eine Rolle. Hinzukam, dass die Familie Pavillard seit Jahren eine eigene Metzgerei als GmbH führte. Auf der einen Seite stand also der Ackerbau in der einfachen Gesellschaft Le Grillon, die zusätzliche Kulturen in Wert setzen wollte. Auf der anderen Seite war die Boucherie Pavillard, die auf einen guten Kundenstamm und bekanntes Marktpotenzial zurückgreifen konnte. «So haben wir quasi auf dem weissen Blatt skizziert, was es dazwischen braucht.»

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Durch gemeinsame Tierhaltung die Lebensqualität erhalten

Das Resultat ist die Tierhaltungsgemeinschaft Ferme Champ du Bois mit 70 Mutterkühen und Mastrindern sowie 340 Mastplätzen für Schweine und einer Biogasanlage. 2018 haben die noch drei Betriebe Pavillard, Wenger und Brand (der vierte Hof wurde aufgegeben bzw. gekauft) gemeinsam die Ställe gebaut. «Wir hatten da schon 10 Jahre Erfahrung in der Zusammenarbeit und sind so kein Risiko eingegangen», bemerkt Nicolas Pavillard. Alleine hätte keiner von ihnen mehr Tiere im grossen Stil halten wollen. «Es ging darum, die Lebensqualität zu behalten.»

Die Gemeinschaft ermöglicht freie Wochenenden, Ferien und gesicherte Vertretung im Krankheitsfall. «Ausserdem ist man immer schnell zu zweit oder dritt, wenn etwas besser zusammen erledigt wird», meint der Waadtländer. Das sei unkomplizierter, als wenn ein Nachbar aufgeboten werden müsste.

Eigenes oder Schweizer Futter für Rinder und Schweine

Abo Ackerbau Nachhaltige Landwirtschaft: Wie Kunstwiesen und Tierhaltung das Ackerbausystem stabilisieren Sonntag, 26. Oktober 2025 Dank der Tiere wurden Kunstwiesen und Futtergetreide für Le Grillon wieder attraktiv. Die Rinder verwerten das Gras und erhalten zu 100 % betriebseigenes Futter. Dazu dienen auch 1/3 der Gründüngungen. «In trockenen Jahren greifen wir auf bis zu 50 % der Gründüngungen zurück, um bei schlechtem Graswachstum die Fütterung sicherzustellen», so Pavillard. Nicht selten sei es im Sommer 1 – 2 Monate nur heiss und trocken – Tendenz zunehmend.

Bei den Schweinen ist der Bedarf zu 80 % durch Getreide und Erbsen aus der Fruchtfolgegemeinschaft gedeckt. Das Futter wird in einer eigenen Futtermühle zubereitet und automatisch gemischt. «Die restlichen 20 % des Schweinefutters sind Rapsschrot. Das stammt zwar nicht direkt von uns. Wir hätten aber genügend Flächen, dass es dafür reichen würde», sagt Nicolas Pavillard. Die Waadtländer haben sich auch deshalb für die Schweinemast entschieden, weil sich Schweinefleisch in der Boucherie gut verkaufen lässt. Sie können heute ihre Tiere vollständig selbst lokal vermarkten, zu 60 % über die eigene Metzgerei.

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Mehr Effizienz, deutlich weniger PSM-Einsatz

Nicht nur in der Diversität der angebauten Kulturen hat sich Le Grillon weiterentwickelt, sondern auch in der Effizienz. Dank des neu verfügbaren Hofdüngers gelang eine Reduktion des Mineraldüngereinsatzes um einen Drittel. Gülle und Mist werden in der Biogasanlage vergärt und kommen als Gärgut auf die Felder. Schweine und Rinder leben auf Tiefstreu, um alles Stroh von den jährlich 70 ha Getreide der Fruchtfolgegemeinschaft nutzen zu können und gleichzeitig gutes Substrat für die Biogasanlage zu generieren.

Bei der Reduktion des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln (PSM) plädiert Nicolas Pavillard dafür, sie auf Betriebsebene zu bewerten. Die Anbaustrategie sei basierend auf der Gesamtfruchtfolge festzulegen. Für ihn bedeutet das auch viel Pragmatismus. «Manchmal ist ein PSM die beste Wahl, weil man danach über Jahre keins mehr braucht», gibt er ein Beispiel. Hingegen ist er der Meinung, dass eine intensive Bestandsführung auf den Flächen von Le Grillon keinen Sinn macht.

«Niemand profitiert auf Kosten der anderen.»

Getrennte Buchhaltungen geben einen transparenten Überblick, so Nicolas Pavillard.

«Durch den Extenso-Anbau sind unsere Erträge gesunken», räumt er ein. «Aber der Unterschied zur intensiv geführten Kultur war nicht gross genug, um den erhöhten Hilfsstoffeinsatz zu rechtfertigen.» Die Böden hätten einfach nicht das Potenzial für höhere Erträge. Zwischen 2010 und 2020 gelang Le Grillon eine Reduktion des PSM-Einsatzes um insgesamt 50 – 60 %.

Neben den beiden Betriebszweigsgemeinschaften für Ackerbau und Tierhaltung sowie der Metzgerei ist das Lohnunternehmen Pavillard der vierte wichtige Akteur. Le Grillon mietet Maschinen des Lohnunternehmens, das Wartung und Reparatur übernimmt. Zusammen mit Aufträgen von Extern können die Geräte so gut ausgelastet werden. Das Arrangement ermöglicht Investitionen in moderne Technik, etwa den Kauf der KI-gestützten Feldspritze ARA von Ecorobotics.

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Bessere Preise im eigenen System als die Marktpreise

Die Buchhaltungen für Le Grillon, La Ferme Champ du Bois, das Lohnunternehmen Pavillard und die Boucherie Pavillard sowie die drei beteiligten Betriebe werden alle einzeln geführt. «Das gibt einen guten Überblick und es ist sichergestellt, dass niemand auf Kosten der anderen profitiert», sagt Nicolas Pavillard. Futter und Stroh von Le Grillon werden an La Ferme Champ du Bois verkauft, deren Tiere die Metzgerei kauft. «Untereinander haben wir fixe Preise, unabhängig vom Markt», schildert der Waadtländer.

Die Preise liegen auch höher als das, was am Markt zu holen wäre. Das wirke sich aber nicht auf die Endprodukte aus. In der Boucherie – die sich mittlerweile zu einer Art Dorfladen in Orges gemausert hat – kauften Menschen für den Alltag ein, gibt Pavillard zu bedenken. «Wir verkaufen keine Edelstücke, zu denen man eine grosse Geschichte erzählt.» Stimmten die Preise im Laden nicht, bliebe die Kundschaft aus.

Dass die Rechnung trotzdem aufgeht, ist der hohen Effizienz zu verdanken. Im System der Waadtländer fallen Zwischenhändler weg, die Transportwege sind kurz und es wird bedarfsgerecht produziert. «Die Marge ist da, aber nicht überhöht – wir haben alle eine Verantwortung», findet Pavillard.

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Einen Beobachter angestellt, weil man genauer arbeiten muss

Das Ziel von Nicolas Pavillard und seinen Kollegen Sébastien Wenger und David Brand ist, noch effizienter zu werden. Dafür planen sie, die Biogasanlage für eine Fernwärmeheizung zu nutzen. Für die Fruchtfolgeplanung und Beobachtung der Felder haben sie einen Agraringenieur angestellt, der sich auch um die Buchhaltungen kümmert. Seit das vierte Mitglied aus der Gründungszeit von Le Grillon pensioniert ist, habe ein guter Beobachter gefehlt, meint Pavillard. Im extensiven Anbau gelte es, rechtzeitig zu reagieren. «Man muss genauer sein, als wenn man mit viel Pflanzenschutzmitteln arbeitet.»