Nur ein kleiner Teil der Pflanzenschutzmittel erreicht nach der Anwendung den Zielorganismus. Ein Projekt von Agroscope hatte zum Ziel, Pflanzenschutzmittel in landwirtschaftlichen Böden der Schweiz in unterschiedlichen Bewirtschaftungssystemen nachzuweisen und abzuschätzen, welche Auswirkungen die Rückstände auf das Bodenleben haben. Judith Riedo, Agroscope, stellte das Projekt im Rahmen der 9. Nachhaltigkeitstagung vor.

Keine Böden ganz frei von PSM

Alle Standorte, die akutell keine Pflanzenschutzmittel (PSM) anwenden, oder nie PSM angewendet haben, waren laut Riedo nicht frei von Rückständen, hatten jedoch weniger Rückstände als solche, die aktuell PSM anwenden. Die Anzahl der Substanzen nehme mit der Dauer der biologischen Bewirtschaftung ab, jedoch seien auch nach 20 Jahren die Böden nicht frei von PSM. Diese Böden zeigen etwa das gleiche Level an Rückständen wie Grünlandstandorte, was auf eine allgemeine Hintergrundkontamination von landwirtschaftlichen Böden angeschaut werden könne, so Riedo.

Weniger Pilze und Bakterien in den Böden

Die Studie zeigte ebenfalls: Je mehr PSM im Boden nachgewiesen wurde, desto mehr weniger mikrobielle Biomasse hatte es. Auch die Diversität der Bakterien sank mit der Zunahme der PSM und je mehr Pflanzenschutzmittel, desto weniger arbuskuläre Mykorrhizapilze gab es im Boden. Bei Bodenbakterien, die essenziel für die Stickstofffixierung sind, hatten der Boden, die Geografie und das Klima den grössten Einfluss auf das Vorkommen. Einzelne Stoffe wie Glyphosat oder Boscalid hatten aber negative Auswirkungen auf das Vorkommen dieser Bakterien.

In der Schweiz konnten also in allen landwirtschaftlichen Böden PSM nachgewiesen werden, auch dort, wo keine Pflanzenschutzmittel angewendet werden. Ob diese von früheren Anwendungen stammen oder durch Kontamination, z.B. über Abdrift stattfinden, müsse noch untersucht werden, so Riedo. Die Modelle hätten gezeigt, dass PSM potenziell Schädliche Auswirkungen auf mikrobielle Bodenorganismen haben, Experimente unter kontrollierten Bedingungen seien jedoch nötig, um dies zu bestätigen.