Bekommt eine Pflanze zu wenig Wasser, gerät sie in der Regel unter Stress. Es sei aber auch bekannt, dass sich eine mässige und schrittweise Einschränkung der Wasserversorgung während der Vegetationsperiode günstig auf Weintrauben auswirken kann. Forschende verschiedener Institute beschreiben den Effekt in einem Beitrag von «Agrarforschung Schweiz» so, dass Trauben mit hohem Gehalt an Zucker, Anthozyanen und Polyphenolen gefördert werden. Das seien gute Voraussetzungen für lagerfähige und qualitativ hochwertige Weine.

Mit weniger Wasser gesünder

Weiter könne auch die Pflanzengesundheit von moderatem Wassermangel profitieren: Die Reben seien weniger anfällig für die Traubenwelke. Diese physiologische Störung beeinträchtigt den Reifeprozess der Beeren und lässt sie zu wenig süss, dafür sehr sauer werden. Die Rebsorte Humange Rouge gilt als besonders anfällig für die Traubenwelke. Vor diesem Hintergrund und in Anbetracht der Klimakrise sowie der trockenen Bedingungen in manchen Weibaugebieten, ist der Effekt des Wassermanagements bei Humange Rouge besonders interessant.

Positive Effekte bestätigt

Von 2010 bis 2016 führte man in Leytron, einer relativ trockenen Gegend im Zentralwallis einen Bewässerungsversuch mit Humange Rouge durch: Die Reben wurden jeweils entweder von der Blüte bis zur Reife mit einer Tröpfchenbewässerung versorgt, nicht bewässert oder bewusst mit einer Plane starkem Wasserstress ausgesetzt. Die Plane bedeckte den Boden und liess Regenwasser bis zur Weinlese ablaufen.

Es konnten folgende positiven Effekte von moderatem Wassermangel gezeigt werden:

  • Bessere Akkumulation von Zucker in den Beeren.
  • Tiefere Gehalte bei Gesamt- und Apfelsäure.
  • Farbintensivere und polyphenolreiche Weine.
  • Weine mit weicheren, umhüllten und strukturierten Tanninen.
  • Besser bewertete Weine bei der Verkostung.

Kein Einfluss auf den Ertrag

Bemerkenswert ist, dass sich das knappe Wasser nicht auf Knospenfruchtbarkeit und Beerengewicht ausgewirkt habe. Der Ertrag sei konstant geblieben, schreiben die Forschenden. Leicht weniger geerntet werden konnte einzig bei jenen Reben, die mit der Bodenplane starkem Wassermangel ausgesetzt waren. Alle unbewässerten Pflanzen waren ausserdem «viel weniger stark» von der Traubenwelke betroffen.

«Eine schrittweise und moderate Einschränkung der Wasserversorgung der Rebe führt zu einer hervorragenden Reifung der Trauben (hoher Zuckergehalt, niedriger Säuregehalt) und erlaubt die Produktion von Weinen mit hoher Farbintensität und einem höheren Gehalt an phenolischen Verbindungen», fassen die Autoren ihre Erkenntnisse zusammen.

Die vollständige Studie finden Sie hier.