Es sind schon länger nicht einfache Zeiten für die Emmentaler-Käsereien. Die Einschränkung ist hoch, bzw. die Freigaben für die Käseproduktion seitens Sortenorganisation tief, je nachdem wie man es nennen will. Aktuell wird meist nur die Hälfte der eingelieferten Milch zu Emmentaler AOP verkäst. Für den Emmentaler werden an der Verkaufstheke keine Premium-Preise generiert. Der Milchpreis bleibt entsprechend unter Druck. Zusätzlich sind seit Monaten die Molkereimilchpreise vergleichsweise interessant.

Der Entscheid war eindeutig

Weshalb also noch silofrei produzieren und eine Käserei unterhalten? Diese Frage stellten sich auch die 42 Lieferanten der Käserei Neudorf im Luzerner Michelsamt. Mit einer Milchmenge von über 9 Millionen gehört sie zu den Grossen. Anfang 2019 wurde die Käserei zudem mit einem neuen Fertiger (12 000 Liter) ausgerüstet. Vergangenen Freitag haben die Lieferanten nun bei nur einer Gegenstimme und einer Enthaltung den Ausstieg aus der Käse-Produktion beschlossen.

Offiziell schliesst die Käserei Ende April 2024. Das Emmentaler-Kontingent geht an eine andere Käserei. Welche, ist noch nicht ganz spruchreif. «Bis 24. November können sich die Lieferanten entscheiden, ob sie weiterhin Käsereimilch für die andere Käserei produzieren, oder in den Molkereimilchkanal wechseln wollen», erklärt Adrian Ineichen, Milchproduzent und Präsident der Käserei Neudorf AG. Dass diejenigen Betriebe, die weiterhin silofrei produzieren möchten, eine Alternative haben, dürfte mit ein Grund sein für das klare Abstimmungsresultat vom Freitag. Es dürften dem Vernehmen nach doch einige sein.

Ineichen betont, dass die Käserei nicht wegen Misserfolg schliesst, sondern man besonnen eine Auslageordnung gemacht habe. Auch mehr Emmentaler-Kontingente zu beschaffen, wäre eine Alternative gewesen, um die Käserei besser auszulasten. Dafür liess sich aber keine andere Sorten-Käserei gewinnen. Seit rund zwei Jahren sind die Neudorfer als AG organisiert, davor als Genossenschaft mit einem langjährigen Milchkäufer. Das neue Team habe hervorragende Arbeit geleistet und es schmerze, diese nicht weiter beschäftigen zu können, so Ineichen.

Auslastung wegen Einschränkung zu tief

Die Neudorfer-Lieferanten produzieren durchschnittlich 227 000 Kilo, was deutlich über dem Schnitt anderer Käsereien liegt. 950 Tonnen Emmentaler dürfte die Käserei Neudorf produzieren. 2021 konnten noch 56 Prozent der Menge verkäst werden, aktuell beträgt die Freigabe weniger als 50 Prozent. Der durchschnittliche Milchpreis, der so ausbezahlt wird, liege unter dem Molkereimilchpreis, gibt Ineichen zu bedenken. Der Spezialitätenkanal wurde zwar aufgebaut, macht aber nur einen marginalen Teil aus. In vergangener Zeit gab es nur wenig Veränderungen bei den Lieferanten. Für Ineichen ein gutes Zeichen. Nun habe man sich gemeinsam für diesen Weg entschieden.

Genügend Milch für Emmentaler

Adrian Zemp, Vorstand ZMP und Produzenten-Vertreter im Vorstand von Emmentaler Switzerland versteht eine gewisse Ungeduld unter den Käsereimilch-Produzenten. Er rät aber, gute und bewährte Käserei-Strukturen nicht zu schnell aufzugeben. Man habe schon frühere Krisen gemeistert. Eine Schliessung einer Käserei sei immer auch ein Verlust von Eigenständigkeit und sei schade für ein Dorf. «Wir hatten in den vergangenen Jahren konstante und gute Preise im Emmentaler-Segment», sagt er. Nun sei der Druck grösser, Molkereimilch gesucht und der Vergleichspreis gut.

«Der Milchpreis der Käsereimilch ist konstanter und weniger Schwankungen unterworfen als der Industriemilchpreis», ergänzt Zemp. Zudem sei der gute Industriemilchpreis auch wichtig für die Käsereien, da etwa der Rahm, welcher bei der Käseproduktion anfällt, teurer wird. Adrian Zemp hat nicht den Eindruck, dass in der Zentralschweiz in naher Zukunft Schliessungen im grossen Stil folgen. Im ZMP-Gebiet hätten viele Käsereigesellschaften ihre Hausaufgaben gemacht und die Strukturen angepasst. Dass man aktuell eher genug Milch habe in den Emmentaler-Käsereien, sei richtig. Allerdings gebe es auch auf Stufe Milchproduzenten immer wieder Strukturwandel.

Und wichtig sei die Käsequalität. «Je höher die Taxierung, desto höher die Produktionsfreigaben, desto konkurrenzfähiger der Milchpreis.»