Auf diesen Augenblick habe ich mehr als 50 Jahre gewartet: Ich darf im Weinkeller des gediegenen Florhofs in Zürich einen neuen «Emmentaler AOP Urtyp» anschneiden. Der neue, kräftige Emmentaler hat fünf Monate in einem normalen Lagerkeller im Produktionsgebiet und dazu noch sieben Monate in einem Feuchtkeller gelagert. «Urgewaltig im Geschmack», so lautet die Reklame dazu. Er ist fest im Teig, schmeckt weniger nussig als der junge Emmentaler, aber kräftig und schon fast wie ein Alpkäse. Seine dunkle Urtyp- Folie verleiht ihm eine edle Note.

Der Käse meines Lebens

Der Emmentaler begleitet mich schon ein Leben lang. Bereits als 8-Jähriger brachte ich die Milch von Vaters Pachthof in die Emmentaler-Käserei Elbach in Luthern LU zu Käser Franz mit Milchkarren und der Freibergerstute Mädi. Lange blieb der Emmentaler ein Käse, von der Käseunion selig lieblos ins Ausland vertschuttet. Parallel war er dazu ein staatliches Instrument zur Milchverwertung.

Das alles ist Geschichte, wie auch die Käserei Elbach. Mit dem Ende der Käseunion wurde der Emmentaler dem knallharten Markt ausgeliefert. Die gute Nachricht lautet: Es gibt ihn noch und er schmeckt heute besser als ich ihn in Erinnerung hatte. Die schlechte Nachricht lautet: Er kämpft auf dem Markt gegen Mitbewerber.

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Der Emmentaler schmolz innert 20 Jahren dahin. Allerdings war er 1997 auch ein staatliches Instrument zur Steuerung der Milchverwertung. Heute kämpft er auf dem Markt.(Milchstatistik Schweiz)

Es wurde besser, doch nur vorübergehend

«Morgenröte am Emmentaler Himmel», schrieb die BauernZeitung 2017. «Für 2017 bleibt uns die Hoffnung, dass sich der Käsemarkt erholt und es mit den Preisen besser wird», verkündete Walter Münger, Präsident der Sortensektion Emmentaler Milchproduzenten Anfangs 2017. Es wurde denn auch besser, leider nur vorübergehend.

2017 stieg die Produktion um rund 1500 t auf 18 500 t Emmentaler AOP, nur um 2018 wieder auf 17 800 t zu fallen. Am Mittwoch dieser Woche verkündete Daniel Meyer, Präsident Consortium Emmentaler AOP, dass Emmentaler die bekannteste und daher wertvollste Marke der Schweiz sei. 2500 Milchbauern und 111 Käsereien stünden für echtes Handwerk. 15 Händler und tausende Läden verkauften mit dem Emmentaler «Exklusiv ein Stück Schweiz». Seit 2006 sei der als «Emmentaler AOP» geschützt und seit 2017 sei er als erste «geografische Marke» eingetragen.

Gütesiegel müssten am Markt wirken

So viele Gütesiegel sollten doch auch am Markt wirksam werden, und dazu tue der Emmentaler AOP erst viel Gutes für die Gesundheit, verkündete der Direktor von Emmentaler Switzerland, Stefan Gasser, den sieben anwesenden Medienvertretern. «Esst täglich 100 Gramm Emmentaler AOP dann bleibt ihr gesund», lautete Gassers Fazit.

Das mit der Gesundheit ist offenbar in den Nachbarländern Italien, Deutschland und Frankreich angekommen. Dort stiegen die Verkäufe von Januar bis September des laufenden Jahres gegenüber der gleichen Periode 2018 kräftig an. Es war nicht ganz überall so, aber insgesamt stiegen die Verkäufe um 1,8 Prozent. Endlich ist wieder einmal Morgenröte am Emmentaler Himmel sichtbar. «Das macht uns Freude», versichert Gasser. In der Schweiz sei man auch im Plus, wenn man Tafel- und Schmelzware zusammen rechne, ergänzt Gasser.

Emmentaler für die jungen Konsumenten

Die Morgenröte soll aber bald schon in einem strahlend hellen Frühlingsmorgen enden. Deshalb wurde seit 2017 der «Emmentaler AOP Urtyp» entwickelt. Er soll junge Konsumentinnen und Konsumenten ansprechen, erklärte Direktor Stefan Gasser. Der Urtyp reift in Reichenbach BE bei der Gourmino, die eingelagerten Urtyp-Laibe werden ständig überprüft und wenn sie nicht der Geschmacksnote des Urtyps entsprechen, dann werden sie aus dem Lager genommen und als gewöhnliche Emmentaler AOP verkauft.

Urchiger Markenbotschafter Matthias Sempach

Prominenter und glaubhafter Emmentaler-Markenbotschafter ist schon seit 2010 der Schwingerkönig Matthias «Mättu» Sempach. Er ist selber Milchbauer seit Anfang Jahr in Entlebuch LU, er lieferte anfangs die Milch der Emmi. «Dass mir von der Emmi einfach so mir nichts dir nichts ein Fünftel meiner Qualitätsmilch zu B-Milch deklassiert wurde, wollte ich nicht mehr schlucken», erklärt er im Gespräch.

Die Milch seiner 17 Brown-Swiss- und Holsteinkühe wird jetzt zu Emmentaler AOP in der Käserei Mosigen in Ebnet LU verkäst. Mit dem Emmentaler AOP werde jetzt aus der Milch seiner Kühe ein wertvolles Produkt geschaffen, mit dem er sich identifizieren könne.Jetzt hoffen Mättu und die ganze Emmentaler-AOP-Familie, dass die Konsumenten fleissig Emmentaler kaufen. Die Schweizer waren eigentlich dem Emmentaler immer treu. In den besten Zeiten assen sie ein Kilo pro Kopf und Jahr, letztes Jahr waren es noch 655 Gramm. Aber der neue Urtyp schmeckt gut. Also auf zu Coop und den neuen Emmentaler AOP Urtyp kaufen!

 

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