Letztes Jahr explodierte der Export von Käse nach Russland geradezu (siehe Grafik). Ein Grund für die gestiegene Nachfrage ist das russische Importverbot für Nahrungsmittel aus EU-Staaten, von dem die Schweiz als Nicht-EU-Mitglied ausgenommen ist.


Der russische Markt wird schon länger bearbeitet


Der andere Grund liege aber darin, erklärt Manuela Sonder­egger von Switzerland Cheese Marketing AG (SCM), dass für SCM der russische Markt schon länger ein «Aufbaumarkt» für Schweizer Käse sei. Das Marketingziel von SCM laute, das hochpreisige Schweizer AOP-Segement der russischen Oberschicht schmackhaft zu machen. «Schweizer Käse hat nicht nur vom Boykott der EU-Käse profitiert, sondern dieser Erfolg ist das Resultat geleisteter Aufbauarbeit. Heute bearbeiten einzelne Händler den russischen Markt selber», betont Manuela Sonder­egger.


Der Käsehändler Anthony Margot von Margot Fromages in Yverdon-les-Bains VD hat auch «ein wenig» profitiert vom Importverbot für Nahrungsmittel aus EU-Staaten. Margot, der auch russisch spricht, bedauert, dass der Rubel seit Oktober 2014 gegenüber dem Schweizer Franken um rund 70 Prozent eingebrochen sei. «Schweizer Käse ist in Russland ein Luxusprodukt geworden», weiss Margot.

Wegen des Kurssturzes des Rubels habe er auch Geld verloren. «Wir handeln fast nur relativ teuren AOP-Käse, und da ist der Markt begrenzt.» Wie sich der Markt 2015 entwickle, hänge von der politischen Lage und vom Konflikt in der Ukraine ab, stellt der Russlandkenner Margot die Prognose.

Auch Züger liefert nach Russland

Von der guten Nachfrage nach Schweizer Käse hat auch die Züger Frischkäse AG in Oberbüren SG profitiert. «Wir hatten erst ab Oktober eine Zulassung für den russischen Markt und konnten bis Ende Jahr vier Transporte zu 20 Tonnen (t) Mozzarella nach Russland liefern», zieht Christoph Züger eine erste Bilanz.

Der erfahrene Exporteur, der mit rund 12 Prozent Anteil an den Käseexporten ein Grosser unter den Exporteuren ist, leidet wie alle anderen Exporteure auch unter der Schwäche des russischen Rubels. «Wir liefern nur gegen Vorkasse», betont er. Der Export nach Russland, weiss er aus Erfahrung, sei unter diesen Voraussetzungen «schwierig» bei einer Haltbarkeit von 30 Tagen beim Mozzarella.

1,7 Prozent der Käseexporte gingen nach Russland

Vor dem Rubeleinbruch habe er damit gerechnet, dass er 2015 rund 1000 t Mozzarella nach Russland exportieren könne, jetzt nach dem Kurssturz des Rubels rechne er noch vorsichtig mi 500 t. «Schweizer Käse ist in Russland ein teures Produkt geworden», bilanziert Züger.

Trotz dem Exporterfolg des letzten Jahres muss man wissen, dass 2014 gerade 1,7 Prozent des exportierten Käses (total 68'255 t) auf den russischen Markt gelangt sind. Der durchschnittliche Exporterlös von Fr. 13.18 je Kilo ab Grenze beweist aber, dass nicht nur Billigkäse nach Russland exportiert wurde.

Hans Rüssli