Der April des Jahres 2020 wird wahrscheinlich in Erinnerung bleiben. Temperatur und Sonnenscheindauer bewegten sich in der Schweiz laut dem Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie im Rekordbereich. Mit einem landesweiten Temperaturmittel von 7,7 Grad war es der drittwärmste seit Messbeginn, wobei der April 2018 durchschnittlich nur gerade 0,1 Grad wärmer war. Deutlich wärmer war es zuletzt 2017 (9 Grad als April-Mittelwert).

So viel Sonne gab es kaum

Die Anzahl Sonnenstunden im April, die 2020 in Basel, Bern und Zürich rund 300 beträgt, sei «extrem selten». Der bis zum Monatsende weitestgehend ausbleibende Regen und das warme, sonnige Wetter, führten zu einer grossen Trockenheit.

Eine der frühesten Blüten bisher

Obstbäume blühten heuer 14 bis 17 Tage früher als im Mittel von 1981 bis 2010. In den letzten Jahren machen sich aber steigende Temperaturen bemerkbar, wodurch eine solch frühe Blüte seit 2011 nicht mehr ein Einzelfall ist. Auch die Entwicklung verschiedener Kräuter, Blumen und Waldbäume zeigt einen Vorsprung von 6 bis regional 25 Tagen. 

 

Der Schlehdorn als Zeiger

Gemäss Bauernregeln scheint der Schlehdorn (auch Schlehe oder Schwarzdorn genannt), eine wichtige Zeigerpflanze im April zu sein:

  • Je eher im April der Schlehdorn blüht, je früher der Bauer zur Ernte zieht
  • Wenn am Schlehdorn im April schon Blüte hängt, Reife der Roggen vor Jakobi empfängt
  • Um Heu und Korn wird schlimm es stehen, je später wir Blüten am Schlehdorn sehen

Wie der Rest der Vegetation ist auch dieser Strauch heuer früh aus dem Winterschlaf erwacht und hat seine weissen Blüten geöffnet. Ob es aber 2020 auch eine frühe Ernte geben wird, dürfte kulturabhängig sein. Schliesslich konnte wegen der Trockenheit das Gras schlecht wachsen, während Raps mit seiner tiefen Wurzeln und Kartoffeln dank ihrer Reserven in den Knollen weniger Probleme damit hatten. Das Getreide scheint sich aber tatsächlich für eine frühe Ernte in die Startlöcher zu begeben, schliesslich haben die Kulturen verbreitet bereits die Ähre geschoben.

2018 war es laut Meteo Schweiz im April vergleichbar warm, die Vegetation konnte damals einen Entwicklungsrückstand aus dem März aufholen. Die Pflanzen erreichten 2018 einen Vorsprung von etwa 5 bis 7 Tagen, waren also nicht so früh dran wie 2020. Nach einer nassen ersten Maihälfte folgte aber 2018 die grosse Trockenheit, die bekanntermassen das Angebot an Schweizer Heu einbrechen liess

Dieses Jahr blüht der Schlehdorn früher als 2018 – hoffen wir das Beste.

Kalte Nächte, wenn der Mond scheint

Den Mond sieht man besonders gut bei klarem Nachthimmel. Und im April fallen die Temperaturen in solchen Nächten auch unter den Gefrierpunkt:

  • Heller Mondschein im April, gilt bei Wein und Obst nicht viel
  • Heller Mondschein im April bringt Reif soviel er will
  • April, das ist der Mond, in dem sich das Spargelstechen sich lohnt

Mondschein im April bedeutet Frost – und der ist Gift für offene Blüten an Reben oder Obstbäumen. Dieses Jahr gab es auch einige Frostnächte, in denen Bäuerinnen und Bauern ihre Kulturen schützen mussten. Dabei kam noch eine kräftige Bise hinzu, was die Frostbekämpfung erschwerte. Noch konnte der Obstverband die Schäden nicht abschliessend schätzen, man gehe aber davon aus, dass das Potenzial auf eine gute Ernte 2020 noch besteht. Ganz anders sah es 2017 aus, als es wegen Aprilfrösten grosse Schäden und Ernteausfälle gab. 

Davon sind wir 2020 jedenfalls bisher verschont geblieben.

Der April ist laut Bauernregeln der typische Monat (Mond) für die Spargelernte. Auch in diesem Jahr startete die Saison im April, allerdings Corona-bedingt unter erschwerten Umständen. Lohnen dürfte sich das Stechen trotzdem. 

Feuer als Zeichen – Heizen oder Grillieren?

Auch was Land und Leute im April machen, scheint entscheidend:

  • Säen am 1. April verdirbt den Bauer mit Stumpf und Stiel
  • Aprillägöllä tuet dä Puure d Chäschtä föllä
  • Lässt der April feuern, so füllen sich die Scheuern

Demnach sollte man nicht zum Monatsanfang säen. Wobei, vielleicht ist man auch auf der sicheren Seite, wenn man sich am Monatsersten nicht mit Säen beschäftigt. 

Güllen im April ist hingen nach Bauernregel durchaus empfehlenswert, soll es doch «den Kasten füllen». Gut versorgte Pflanzen wachsen sicher besser, nur bräuchte es dazu auch genügend Feuchtigkeit, was in diesem April eher ein Problem für die Kulturen gewesen sein dürfte, als ein Nährstoffmangel.

Dann die Sache mit dem Feuer. Interpretiert man die «Scheuern» als Scheuen, so verheisst Feuer im April eine gute Ernte. Nur, welches Feuer? Man kann bei kaltem Aprilwetter durchaus nochmals einheizen, um die frühlingshafte Kälte aus den heimischen vier Wänden zu vertreiben. 2020 sah es deutlich anders aus: Mit kurzen Ärmeln konnten Schweizerinnen und Schweizer bei Sonnenschein im Garten den Grill anwerfen. Ob das auch ein gutes Zeichen ist? 

 

Bauernregeln sind den meisten Leuten ein Begriff. Dass die gereimten alten Weisheiten (noch) stimmen, daran gibt es immer wieder Zweifel. Die BauernZeitung blickt gegen Ende des Monats zurück und prophezeit anhand von Bauernregeln die Zukunft.

Quelle der Bauernregeln ist das Buch «Bauernregeln im Jahreslauf» von Hans Haberstich (Appenzeller Verlag, 1997). Hintergrundinformationen zu den alten bäuerlichen Weisheiten finden Sie hier.