Meteo Schweiz hat für das ganze Mittelland, das Wallis und die voralpinen Täler für die nächsten Tage eine Wetterwarnung wegen Frost herausgegeben. Es könnte laut diesem Wetterdienst Temperaturen in Bodennähe bis -4 Grad geben. 

Sind die Kulturen in Gefahr?

Ob die tiefen Temperaturen Schäden an Obstbäumen anrichten wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt schwer zu beurteilen und abhängig vom Entwicklungsstand der Kulturen. «Diese kann aber auf jedem Betrieb anders aussehen», heisst es bei der Fachstelle Obstbau. Je weiter die Pflanzen sind, desto empfindlicher sind sie.

Steinobst ist stärker gefährdet

Da sich beim Kernobst (Apfel, Birne und Quitte) mehrheitlich die Blüten noch geschlossen sind und Birnen generell etwas Kälteresistenter sind, sollten diese Bäume erst bei -4 bis -5 Grad Schaden nehmen.

Anders sieht es beim Steinobst aus. Gemäss der Fachstelle Obstbau leiden Kirsche, Aprikose und Pfirsich jetzt bereits bei -2 bis -3, da sich diese Kulturen in der Vollblüte oder der abblühenden Phase befinden.  

Drei Wochen früher als gewöhnlich

Auch Markus Thali, Präsident der Luzerner Obstbauern bestätigt die Frostanfälligkeit von Steinobst, Kirschen und Zwetschgen, die derzeit in oder kurz vor der Blüte stehen. «Wenn es nicht kälter als -3 Grad wird, sollte es aber beim aktuellen Stadium kaum Schäden geben.» Bei Temperaturen unter -5 Grad über mehrere Nächte wäre das aber auch für Kernobst problematisch.  Generell sei die Vegetation rund drei Wochen früher gegenüber einem Normaljahr, und rund zwei Wochen gegenüber 2019. Die aktuellen Frostnächte seien somit zwar ein gewisses Risiko, Thali will aber jetzt noch keinesfalls dramatisieren oder von Schäden ausgehen, auch dank dem trockenen Wetter.

Die Situation ist anders als im Vorjahr

Die Situation sei anders als letztes Jahr, als es nicht nur kalt, sondern auch nass war, mit Schneefällen während dem Blühet. Schäden wären beim Obst ohnehin erst in zwei bis drei Wochen feststellbar, erklärt Thali.

Massnahmen gegen den Frost seien derzeit schwierig, wegen dem Biswind. «Weder heizen mit Fackeln noch eine Beregnung wirken bei Wind, das wäre alles verpufftes Geld und Aufwand.» Er selbst hat zwar heute Montag vorsorglich auch die Überkronen-Beregnungsanlage installiert, wird diese aber allenfalls nachts erst in Betrieb setzen, wenn es sehr kalt wird und der Wind nachliesse.

Kerzen und Öfen lohnen sich noch nicht

Auch Othmar Eicher vom LZ Liebegg rät davon ab, jetzt schon auf direkte Massnahmen wie Kerzen oder Öfen zu setzen. Das würde sich erst lohnen, wenn starke Ausfälle zu erwarten wären. Das sei in den kommenden Nächten kaum der Fall, zumal die Temperaturprognosen eher wieder nach oben angepasst wurden. «Ob es minus drei oder minus fünf Grad ist, ist beim Obst ein grosser Unterschied.» Mit der Entwicklung der Vegetation würden die Frostrisiken nun aber laufend zunehmen. «Das Pulver sollte jetzt noch nicht verschossen werden.»

Gras kurz halten und Boden bewässern

Direkte Massnahmen sollten vor allem für die Blütezeit und Jungfrüchte aufgespart werden, rät Eicher. Besser sei nun, das Gras kurz zu halten und den Boden zu bewässern, denn Wasser habe eine hohe Wärmespeicherfähigkeit. Einige Kirschenbauern hätten auch bereits begonnen, den Witterungsschutz zu montieren, um so die Sonnenwärme des Tages zu speichern.

Zwetschgen zu schützen lohnt sich kaum 

Im Aargau stehen derzeit die Zwetschgen schon in Blüte, vor allem im Fricktal. Die Kirschen seien erst im Ballonstadium. Bei Zwetschgen lohnten sich Frostmassnahmen kaum, zumal auch selten eine Bewässerung oder ein Regendach vorhanden ist, und auch die Wertschöpfung sei nicht zu vergleichen mit Kirschen.