Agrarpolitik«Ernährungssicherheit statt Blüemliwiesen»: SVP will aufgrund des Kriegs neue AnbauschlachtDienstag, 15. März 2022 Die Folgen des Krieges in der Ukraine dürften einen starken Einfluss auf die globalen Agrarmärkte haben. Die Politik beschäftigt sich nun mit der Frage, wie die Versorgung der Schweiz mit Lebensmitteln gesichert werden soll. Die SVP zum Beispiel präsentierte diese Woche ihre Forderungen für eine Intensivierung der Landwirtschaft.

Für die Agrarallianz ist dies kein gangbarer Weg, da dies noch mehr Abhängigkeiten schaffe, teilt sie in einer Medienmitteilung mit. Sie plädiert dafür, gesunde Produktionsgrundlagen zu erhalten, den Klimawandel einzudämmen, die Ackerflächen effektiv zu nutzen und auf graslandbasierte Milch- und Fleischproduktion zu setzen, um die Versorgung der Schweiz zu sichern. Die Agrarallianz vereinigt 20 Organisationen aus den Bereichen Konsument/innen, Umwelt, Tierwohl und Landwirtschaft.

Keine Abhängigkeit von Produktionsmitteln fördern

Die Situation in der Ukraine dürfe nicht dazu missbraucht werden, einseitig eine Intensivierung der inländischen Produktion zu fordern, so die Agrarallianz. Diese Vorgehensweise gehe mit einer noch grösseren Abhängigkeit von Importen von Mineraldünger, Pestiziden und Futtermitteln einher. 

1,2 Millionen Tonnen Futtermittel und etwa 50 000 Tonnen Stickstoff-Dünger werden laut Agrarallianz jährlich in die Schweiz importiert. Noch mehr Importe seien keine Perspektive für die Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft - das Ziel müsse vielmehr sein, Ackerflächen langfristig zu erhalten und für die menschliche Ernährung zu nutzen.

Kein Essen verfüttern und Food Waste reduzieren

Kulturen, die der direkten menschlichen Ernährung dienen, würden mehr zur Versorgungssicherheit beitragen als die Produktion von Futtermitteln, so die Agrarallianz. Mit der zu erwartenden Instabilität auf den globalen Agrarmärkten tun die Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft und die Gastronomie gemäss Mitteilung gut daran, Food Waste weiter zu reduzieren und Konsumentinnen und Konsumenten im Sinne einer gesunden und nachhaltigen Ernährung mit in die Verantwortung zu nehmen.

Die Versorgung könne und müsse langfristig und mit Blick auf die globalen Herausforderungen – Biodiversitätsverlust und Klimawandel – gesichert werden. Instrumente dazu seien vorhanden - zum Beispiel agrarökologische Formen der Landwirtschaft, ganzheitliche Produktionssysteme und graslandbasierte Milch- und Fleischproduktion. Diese müssen laut Agrarallianz gestärkt werden.

Der Absenkpfad für Nährstoffe trage zur besseren Hofdünger-Nutzung bei und senke die Abhängigkeit von Düngerimporten. Ausserdem können Branche und Handel Konsumentinnen und Konsumenten dabei unterstützen, bewusster saisonal, regional und klimaschonend einzukaufen, heisst es. Und die Agrarpolitik könne so ausgerichtet werden, dass sie standortangepasste pflanzliche Produktion stärkt und Fehlanreize reduziert.