«Ich konnte mir das ‹Buureläbe› nicht vorstellen, weil ich es als Kind zu anstrengend fand», meint Lisabeth Braus-Brunner. Und dennoch ist sie heute Betriebsleiterin auf dem Hof, auf dem sie auch aufgewachsen ist. Eine Entscheidung, die sie für sich erst lange nach der Ausbildung als Verkäuferin gefällt hat.
Landwirtin mit Umweg
Weder ihre zwei Schwestern noch ihre zwei Brüder haben Landwirt(in) gelernt. Als es um die Hofübergabe ging, hat ihr Bruder die Ausbildung nachgeholt. Eigentlich sei schon alles in trockenen Tüchern gewesen. Nachdem aber klar wurde, dass der Hof nicht zu den Bedingungen übergeben werden konnte, die sich sowohl Vater als auch Bruder vorstellten, musste eine neue Lösung her. Und die Lösung war Lisabeth Braus-Brunner. Darum, und auch, weil sie in den zwei Alpsommern, die sie gemacht hatte, merkte, dass ihr die Landwirtschaft durchaus Freude bereitet, absolvierte auch sie die Ausbildung zur Landwirtin. Nebenberuflich, nebst Kindern, Teilzeitjob als Verkäuferin und Angestellte auf einem Betrieb, um Praxiserfahrung zu sammeln.
2018 zog sie, frisch alleinerziehend, mit ihren beiden kleinen Kindern wieder zurück auf den Hof, 2019 übernahm sie diesen in Pacht. «Da ich noch nicht geschieden bin, war das die beste Lösung, längerfristig ist dann aber schon das Ziel, dass ich den Hof vollständig übernehme» meint die 38-Jährige.
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Einiges verändert
Mit der Übernahme hat sie zudem auf Bio umgestellt. Ausserdem hat sie das Melken aufgegeben. Heute hat sie eine Herde Mutterkühe, Acker- und Futterbau, eine Feldrandkompostierung, einen Gemüseacker und brennt im Lohn. Von den 16 ha seien 21 % Biodiversitätsförderfläche, erklärt sie.
Der Weg dahin war nicht ganz einfach: «Die ersten zwei Jahre fand ich furchtbar» sagt die Landwirtin. Bis alles angemeldet war und sie als Betriebsleiterin akzeptiert wurde, dauerte es. Von aussen habe sie zwar nie etwas Negatives gehört, ihrem Vater aber habe die Umstellung zu schaffen gemacht. Mittlerweile haben sich die zwei, beziehungsweise mit den Kindern drei, Generationen aber gut eingelebt.
«Am Anfang war ich unsicher und frage mich: Schaffe ich das überhaupt?», erzählt sie. «Doch dann habe ich einfach angefangen und gemerkt: Eigentlich kann ich alles, ich muss es mir einfach zutrauen und ausprobieren.» Besonders als ihr Vater längere Zeit ausfiel, merkte die zweifache Mutter, dass sie es auf ihre Art eben doch konnte. Wobei sie sich schon auch ärgere, wenn jemand auf den Hof komme und nach dem «Chef» frage, oder nachfrage, wer ihr denn helfe oder wer das alles mache. Und wer denn den Traktor fahre. Natürlich habe sie auch Leute, die sie anrufen könne, wenn sie zu Spitzenzeiten helfende Hände brauche. Und auch ihr Freund, der selber auch Landwirt ist, helfe viel mit. «Allerdings wollen immer alle Traktor fahren, wenn sie helfen – aber ich fahre doch selbst gerne damit», meint sie schmunzelnd.
«Ich habe einfach angefangen und gemerkt: Doch, eigentlich kann ich alles.»
Lisabeth Braus-Brunner, Landwirtin, Betriebsleiterin, Mutter
Mehrere Standbeine
Von ihren Tieren verkauft sie jeweils etwa fünf Stück per Direktvermarktung, zehn weitere gehen in den normalen Kanal. Das Gemüse – Kabis, Kürbis, Rosenkohl und Zwiebeln – das sie auf rund 40 a anbaut, geht teilweise an umliegende Hofläden. Der Rest wird über den Gemüsebetrieb, auf dem ihr Freund arbeitet, verkauft. Ihr Ziel sei aber schon, dass sie längerfristig alles per Direktvermarktung verkaufen könne, sagt Lisabeth Braus-Brunner.
Zur Lohnbrennerei kam die vielseitige Landwirtin eher zufällig. Sie wurde, als sie ihre Äpfel in die Mosterei brachte, angefragt, ob sie die Brennerei übernehmen wolle – der Vorgänger habe altershalber aufgehört. So habe sie dann am Inforama den entsprechenden Kurs besucht und die mobile Brennerei auf den Hof geholt. Nun brennt sie als Angestellte bei der Obstbaugenossenschaft für Landwirt(innen), aber auch für Privatpersonen. Da «fuchse» sie sich aber immer noch ein, damit sie organisierter und effizienter werde, damit es sich auch für sie lohne.
Die Feldrandkompostierung hat bereits ihr Vater mit einigen anderen Landwirten zusammen aufgebaut. Sie wird von Lisabeth Braus-Brunner zusammen mit anderen Landwirten weitergeführt. Sie produzieren aus dem Grüngut der Gemeinde Oftringen AG einen hochwertigen Kompost. Für die Allrounderin ist das eine gute Einnahmequelle, bei der auch Aufwand und Ertrag gut passen.
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Investitionen gemacht
Die Feldrandkompostierung hat bereits ihr Vater mit einigen anderen Landwirten zusammen aufgebaut. Sie wird von Lisabeth Braus-Brunner zusammen mit anderen Landwirten weitergeführt. Sie produzieren aus dem Grüngut der Gemeinde Oftringen AG einen hochwertigen Kompost. Für die Allrounderin ist das eine gute Einnahmequelle, bei der auch Aufwand und Ertrag gut passen.
Viel Arbeit
Zeit für ihre Hobbys – Motorradfahren und ein VW-Käfer-Oldtimer – bleibt wenig. Wenn andere das Motorrad oder den Oldtimer aus der Garage nehmen, dann sitzt sie auf dem Traktor. Wobei drei ihrer vier Traktoren auch Oldtimer sind. Wenn die Kinder Ferien haben, versuche sie aber schon, mindestens einmal in der Woche einen Tagesausflug zu machen. Dank einer engagierten Freundin, die ab und zu mithilft, und schon mal vier Tage komplett auf dem Hof übernimmt, liegt manchmal auch ein Kurztrip mit den Kindern drin. «Aber mittlerweile ist es so, dass ich nach vier Tagen den Hof und die Tiere schon vermisse», meint Braus-Brunner lachend.
Fünf Fragen
Was macht Sie schlaflos?
Mein Freund – im positiven Sinne.
Welches Kompliment freut Sie besonders?
Wenn jemand sieht, wie viel Arbeit in so einem Hof steckt oder was ich alles mache.
Wie belohnen Sie sich selbst?
An ein Konzert gehen, Folkrock, laute Musik.
Welche landwirtschaftlichen Themen beschäftigen Sie am meisten?
Dass es immer weniger Kleinbauern gibt.
Wohin würden Sie gerne einmal reisen?
Mit einem Wohnmobil durch Schweden.