Wenn zweimal im Jahr die Hühner ausgestallt waren, begann für Familie Eberhard jeweils eine 10-tägige Plackerei: Der Stall der 20 000 Mastelterntiere muss gereinigt werden. Das bedeutet, rund 3000 Einzelteile der Kotgruben auszubauen und zu entmisten. «Früher haben wir die Eisen und Plastikroste stundenlang von Hand abgebürstet, getragen und abgespritzt», erinnert sich Walter Eberhard. «Da überlegst du dir, was man anders machen könnte.» Das tat der Landwirt mit einigem Erfolg.

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Innert Sekunden abgespritzt

Zwei Jahre des Tüftelns und Verbesserns später wummert Walter Eberhards Eigenkonstruktion geräuschvoll auf dem neu eingerichteten Waschplatz. Mit einem Stapler werden drei Meter lange Eisen – jedes 11 kg schwer – herangefahren und vor der Maschine auf selbst zusammengeschweissten Stahlträgern abgeladen. Eines nach dem anderen schieben Eberhards Mitarbeitende die langen Eisen in das Gerät, das sie innert Sekunden oben und unten abspritzt und gereinigt zum Abtransport aufstapelt. Der Hochdruckreiniger kommt nur noch für die Seiten zum Einsatz. Das Wasser bildet kleine Regenbogen in der Morgensonne und das dreiköpfige Team in Regenmantel und Gummistiefeln versteht sich ohne Worte. Das muss es auch, denn ein Gehörschutz ist in der Nähe der Waschmaschine Marke Eigenbau sehr zu empfehlen.

Seine Erfindung hat Walter Eberhard als Anbaugerät für einen Kompaktlader (Gehl) konstruiert. Nach der Ausstallung kommt sie zweimal zum Einsatz: Einmal für eine grobe, trockene Reinigung der Eisenteile im Stall und anschliessend zum Waschen. Dafür sind sowohl Bürsten als auch Düsen eingebaut. In der Halle könnten sie nicht mit Wasser «chosle» kommentiert Eberhard. Die Konstruktion erspart sehr viel rückenlastige Handarbeit. «Vorher mussten wir jedes Eisen dreimal in die Hand nehmen, jetzt bewegen wir sie nach der Vorreinigung nur noch mit dem Stapler.» In Eberhards Maschine sind mehrere hydraulische Abläufe hintereinandergeschaltet, sodass die Eisen nach dem Einschieben voll automatisch entmistet und gestapelt werden. Passende, stählerne Palettböcke aus der eigenen Werkstatt dürfen da natürlich nicht fehlen. Seit diesem Jahr arbeiten Eberhards zudem mit Regenwasser aus einem 150-Kubikmeter-Tank, den Strom liefert die eigene Solaranlage.

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Ende absehbar geworden

Statt auf 40 Zentimeter über dem Boden kann nun auf ergonomischer Höhe gearbeitet werden und das mehrmalige Schleppen der schweren Eisen entfällt. «Es ist jedes Mal motivierend, wenn man sieht, wie es funktioniert», meint der Landwirt zu der zügigen Wascherei, während bereits der nächste Eisenstapel vom Platz gefahren wird. Das ist sein Bestreben: Auch mühsame Arbeit so zu gestalten, dass er und seine Mitarbeitenden sie gerne erledigen. Ein absehbares Ende der Büez ist da eine wichtige Komponente – heute ist sie mit einem Team von drei Leuten in zwei bis drei statt 10 Tagen beendet. «So macht es Spass, obwohl es immer noch ein Seich ist.»

Eine Ausbildung als Mechaniker oder Ähnliches hat Walter Eberhard nicht. Über die Jahre holte er sich aber Hilfe von Bekannten und hat sich so viel Wissen angeeignet. Gebastelt habe er allerdings immer, schon als Kind: Vor 60 Jahren baute Eberhard mit Meccano-Bauteilen und den Lockenwicklern seiner Mutter einen Lader mit Pick-up-System. Heute ist seine Werkstatt auch für grössere Arbeiten bestens ausgerüstet, vom Schweissgerät bis zur Bohrmaschine. «Als Tierhalter weiss man, dass Pannen immer am Wochenende auftreten», hält er fest. Da wollte er gut eingerichtet sein, um Probleme selbst lösen zu können. Dazu gehört auch, am einen oder anderen zu feilen: Neben seiner Eigenkonstruktion bringt eine verbesserte Maschine zum Reinigen der Gitter aus Plastik eine grosse Arbeitserleichterung auf dem Hof. Hier hat Walter Eberhard mit dem Hallenreiniger Bättig zusammengearbeitet.

Angesichts der Stückzahlen der zu reinigenden Teile – 1600 Plastikroste und 500 Eisen – lohnt sich jede Verbesserung, auch wenn «nur» zweimal jährlich ausgestallt wird. «Wir haben eine rechte Party», kommentiert Eberhard die Dimensionen.

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Nicht alle glaubten daran

Die gut eingerichtete Werkstatt ist das eine, die passenden Ideen sind das andere. «Ich gehe mit einem Problem im Sinn ins Bett und wache mit einer Lösung auf», sagt Walter Eberhard. Pläne zeichnet er keine, seine Maschine hat er im Kopf. Ganz so einfach war der Weg zur selbstgebauten Waschmaschine trotzdem nicht, es habe viele Tiefschläge gegeben. «Ich hatte schon viel Zeit und Geld investiert», gibt Eberhard zu bedenken. Ausserdem hatte er diversen Leuten von seiner Erfindung erzählt, «das setzt einen unter einen gewissen Erwartungsdruck, weisch.» Nicht alle hätten ans Gelingen seines Vorhabens geglaubt – für Eberhard ein Ansporn, es ihnen zu beweisen.

Wie viele Stunden die Konstruktion der Waschmaschine gekostet hat, weiss der Landwirt nicht. Den Materialwert des Geräts schätzt er auf 8000 Franken.

Nur «normale» Bauteile

Wenn man von Walter Eberhard über den Betrieb geführt wird, den mittlerweile sein Sohn Adrian und dessen Partnerin Chantal führen, weiss er an jeder Ecke zu einem Bauteil eine Geschichte zu erzählen. Die Brüstung in der Maschinenhalle sind die Gitter aus dem alten Schweinestall, Landtechnikteile finden sich ebenso wie Trennwände aus einem Blutspendezentrum. Trotzdem hat der Landwirt in seinem Waschgerät nur «ganz normale» Bauteile verwendet – 30er-Wellen, Lagerböcke und original Kremos-Zahnräder statt Billigem aus dem Internet «Die kann man auch ersetzen, wenn etwas kaputtgehen sollte», so seine Begründung. Allerdings geht Eberhard davon aus, dass seine Maschine «mit dieser Materialstärke etwa 300 Jahre» hält. Patentieren lassen will er sein Werk nicht, ein Nachbau wäre also erlaubt. «Die Maschine ist aber nur nützlich, wenn man dieselbe Stalleinrichtung hat wie wir», bemerkt er.

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Als nächstes Rollen anbauen

Kurz rückt Walter Eberhard seiner Erfindung mit dem grossen Schraubenschlüssel zu Leibe, dann verrichtet sie wieder stetig ihren Dienst. Dabei ist sie erst zum dritten Mal im Einsatz, denn ausser beim Ausstallen gibt es keine Gelegenheit für den Praxistest. «Nach jedem Gebrauch habe ich das Gerät weiter optimiert», sagt Eberhard. Fertig ist er damit noch nicht: Die Ablagefläche vor der Waschmaschine soll Rollen bekommen, damit das Beschicken von Hand entfällt. «Dieser Arbeitsschritt ist unnötig», findet der Landwirt. Ausserdem will er nochmals mit seinem Programmierer – dem Posaunenspieler in seiner Musikgruppe – zusammensitzen, damit während dem Wechsel der Eisen nicht unnötig Wasser verspritzt wird.

Was er mit seinem Preisgeld machen wird, ist für den Tüftler auch keine Frage: «gleich wieder in die Maschine stecken», meint Eberhard schmunzelnd. Jil Schuller

Betriebsspiegel Sodis Bruteier

Familie Eberhard, Schnottwil BE
LN: 34 ha
Kulturen: Hauptsächlich Winterweizen und Körnermais für die Futterveredelung, Raps, Saatkartoffeln in Abtausch mit dem Nachbarn für die Fruchtfolge.
Tierbestand: 20 000 Zuchthennen Mastlinie (8 Prozent Hähne)
Weiteres: Hofladen mit Ausfalleiern (zu klein oder zu gross) und Geflügelfleisch der Mastelterntiere (zweimal pro Jahr wird geschlachtet)
Arbeitskräfte: Betriebsleiterpaar Adrian und Chantal Eberhard, Eltern Walter und Heidi Eberhard angestellt zu 100 Prozent, drei Schweizer Angestellte je 60 Prozent und drei weitere Teilzeit-Mitarbeitende für Arbeitsspitzen.

www.sodis-bruteier.ch