Milchfett statt Palmöl steigert die Nachfrage
An Butterimporten hätten die ZMP grundsätzlich ebenfalls keine Freude, sagt Carol Aschwanden. Doch sei der Milchfettverbrauch in den letzten Monaten stark angestiegen. Dies, weil mehr Käse produziert worden sei und die Industrie immer häufiger Milchfett statt Palmöl beispielsweise bei der Glacé-Produktion einsetzen würde. Milchfett ist also ein begehrtes und knappes Gut, die Butterlager in der Schweiz werden allem Anschein nach im Herbst leer sein (siehe Grafik Butterlager). Das hat die BO Butter dazu bewogen den Butterpreis im Detailhandel um 50 Rappen anzuheben. Heisst für die Milchproduzenten: Sie erhalten 0,6 bis 1 Rappen pro Kilogramm Milch mehr. Durch diese Mehreinnahmen fallen insgesamt etwa CHF 18,5 Mio. an, welche – so die Vereinbarung in der BOM – zu den Produzenten weiterfliessen sollen.
Nur 20 Prozent des höheren Preises gehen an die Produzenten
Jetzt ist das mit der Transparenz im Milchmarkt so eine Sache und viele fragen sich: Wird dieses Geld wirklich an die Milchbauern weitergegeben? Warum sinkt dann der Milchpreis per 1. Juli? «Der Anstieg beim Butterpreis hat bei den Landwirten hohe Erwartungen geweckt», sagt Stefan Kohler, Geschäftsführer der BOM. Wie bereits erwähnt, ist der Milchpreis auf den europäischen Märkten aufgrund der Covid-Pandemie gesunken, so, dass die Preissenkung die Preiserhöhung des Butterpreises oft übersteigt. «Die Mehreinnahmen bei der Butter gehen nur an die Milchproduzenten, deren Milch in die Butterproduktion einfliesst», sagt Reto Burkhardt, Leiter Kommunikation bei den SMP. Wenn ein Landwirt also eine gewisse Milchmenge beim Verarbeiter abliefert und davon nur 20 Prozent in die Butterproduktion fliessen, erhält er auch nur auf diesen 20 Prozent einen höheren Preis. Der Rest ist dem gesunkenen Milchpreis unterworfen. Das erweckt auf den ersten Blick eine Art Unlogik, da Milch ein gefragtes Gut ist und Butter noch mehr. Trotzdem haben die Milchbauern am Schluss weniger Geld in der Tasche, unter anderem, weil aufgrund der Covid-19-Pandemie der Käseexport – letztlich ein Luxusgut – gelitten hat. Daran ist gut erkennbar wie komplex dieser Markt funktioniert.
Der Bund zahlt in zwei Fonds der BOM
Die drei Bauernverbände, die sich erbost an BOM und SMP gewandt haben, schreiben, dass für Butterexporte bestimmtes Geld zur Eiweissstützung umgelagert und freigegeben würde. Was bedeutet dieser Vorwurf genau und stimmt er? Seit dem 1.1.2019 ist die Nachfolgeregelung für das «Schoggigesetz» in Kraft (siehe Infografik). Heisst: Der Bund zahlt den Landwirten 4,5 Rappen/Kilogramm Milch. Dieses Geld zieht die BOM zu unterschiedlichen Anteilen für ihre beiden Fonds ein. So fliessen 80 Prozent davon (3,6 Rp/kg) in den Fonds «Rohstoffverbilligung» und die restlichen 20 Prozent normalerweise (ca. 0,9 Rp/kg) in den Fonds «Regulierung». «Dieser zweite Fonds ist seit September 2019 voll. Das Geld bleibt also seither bei den Landwirten», sagt Stefan Kohler von der BOM.
Inländische Butter wird für Güetzi-Hersteller verbilligt
Der andere Fonds dient der sogenannten «Rohstoffverbilligung für die Nahrungsmittelindustrie». Damit beispielsweise Biscuit-Hersteller wie Kambly oder Hug die Butter für ihre exportierten Produkte in der Schweiz beziehen, wird ihnen aus diesem Fonds ein Preisausgleich gegenüber der ausländischen Butter bezahlt. Dieser Betrag wird von der BOM monatlich neu berechnet. «Dieser Betrag reicht jedoch nicht, um den gesamten Preisausgleich abzudecken». Der Rest wird unter den Biscuitherstellern, den Butterlieferanten und den Milchproduzenten ausgehandelt», sagt Kohler. Der Betrag, den die Milchbauern bezahlen, erscheint dann auf der monatlichen Milchabrechnung als «Abzüge». Diese Abzüge werden in der Fachsprache als vertikale Finanzierung bezeichnet.
Keine Umlagerung zur Eiweissstützung
Für die Landwirte, die nur die Bezeichnung «Abzüge» sehen, ist es oft schwierig einzuschätzen, was damit genau gemeint ist und, ob die Abzüge gerechtfertigt sind. Das führt zu viel Misstrauen. Daher rührt auch die Vermutung der innerschweizerischen Bauernverbände, dass «Millionen, die eigentlich für die Butterexporte bestimmt wären, zur Eiweissstützung umgelagert und freigegeben würden». Ein Vorwurf, der laut Kohler jedoch nicht der Realität entspricht. «Es gibt zwar Überlegungen, die 0,9 Rappen/Kilogramm Milch, die aktuell bei den Landwirten bleiben, für eine Eiweissstützung umzulagern», sagt Kohler. Damit würde man den Butterherstellern und ihren Milchlieferanten bessere Bedingungen für die einheimische Butterherstellung schaffen und damit einen Beitrag leisten, die Selbstversorgung mit Schweizer Butter zu verbessern. «Doch sind wir von der Realisierbarkeit diese Idee noch weit entfernt.»