Die Betriebsgemeinschaft Muff-Kretz-Rosenberg wird als einfache Gesellschaft geführt. Bezweckt wird die «gemeinsame Bewirtschaftung der drei Landwirtschaftsbetriebe». Neben den drei Betriebsleitern und ihren Partnerinnen arbeiten jeweils die Eltern mit. «Zudem sind drei Schweizer Mitarbeiter(innen) als Allrounder angestellt», erklärte Markus Kretz.
Standorte werden autonom betrieben
Zwei der Betriebsleiter gehen zudem einer nebenberuflichen Tätigkeit nach. Markus Kretz ist bekanntlich unter anderem Präsident des Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverbands. Nach Jahren der Entwicklung der drei Betriebe in Schongau LU werden heute gut 60 ha LN bewirtschaftet. Davon knapp die Hälfte als offene Ackerfläche. Einen hohen Stellenwert hat auch die Biodiversität. «Produzierende Landwirtschaft und Biodiversität im Einklang», lautet denn auch das Motto. 72 Milchkühe (BTS/RAUS) produzieren gegen 650 000 kg/Jahr (ZMP). Daneben sind Schweine (100 Muttersauen Kernzucht mit Aufzucht und 80 Remonten-Plätze) sowie die 4400 Mastpoulets wichtige Betriebszweige. Die Stallarbeiten werden an den drei Standorten – die Milchscheune steht auf dem Betrieb Kretz – autonom organisiert.
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Vorteile der Zusammenarbeit
Markus Kretz nannte folgende Ziele der Spezialisierung auf den Betrieben und der Zusammenarbeitsform:
- Arbeitszeiteinsparungen
- bessere Preise durch Mengenbündelungen
- tiefere Maschinenkosten
- mehr Gewicht bei Verhandlungen
- geregelte Freizeit
Bei der Vollkostenrechung Milch schneidet die BG insbesondere bei den Raufutterkosten und den Tierarztkosten sehr gut ab. Bei den Fremdkosten liege man bei den Pachtzinsen über dem Schnitt. Dies, weil im Gegensatz zu Vergleichsbetrieben nicht nur die Zinsen für externes Pachtland in die Berechnung einfliesst, sondern auch die Kosten für die 30 ha Eigenland der drei Betriebsleiter.
Ebenfalls höher sind logischerweise, infolge Ämter und Nebenerwerb von Betriebsleitern sowie der aufwendigen Kernzucht in der Schweinehaltung, die Personalkosten. Mit über 35 Franken pro Stunde ist der Arbeitsverdienst unter dem Strich aber doppelt so hoch im Vergleich zu den Talbetrieben.
BG Heller-Meier seit 15 Jahren
Um die 100 Personen waren vergangene Woche auch auf dem Betrieb der BG Heller-Meier in Willisau. Nebst der Milchproduktion an und für sich dürfte auch die Zusammenarbeitsform die Berufskollegen interessiert haben. Seit 2004 arbeiten die beiden Familien bei der Schweinehaltung zusammen, 2007 fand dann die Gründung der BG statt. 2021 wurde in die Milchviehhaltung investiert und der Laufstall auf dem Betrieb Meier erweitert. Heute stehen rund 56 Kühe der drei grossen Milchviehrassen im Stall. Gegen 380 000 Kilo Molkerei-Milch werden über die ZMP vermarktet. «2021 haben wir rund 12 000 kg über den Milchautomaten verkauft», ergänzte Andreas Heller.
Interessiert habe die Berufskollegen auch die Fütterung, diese ist seit einem halben Jahr vollautomatisiert. Während der Arbeitsbedarf sank, stiegen die Milchleistungen kontinuierlich. Die Wiesenmilchproduzenten setzen ausschliesslich auf eigenes Grundfutter (Weide, Grassilage, Heu, Mais). Gekauft wird das Ergänzungsfutter. Gemolken wird in einem 7er-Tandem-Melkstand.
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Zusammenabeit bringt Flexibilität
Die BG verhilft den beiden Betriebsleiterpaaren, die den Betrieb mit ihren Frauen und ohne fremde Arbeitskräfte führen, zu Entlastung und Flexibilität. Um 18 Uhr ist im Normalfall Feierabend. Sonntags hat immer eine Familie frei. Und theoretisch wären auch Ferien möglich. In der Realität werde davon aber spärlich Gebrauch gemacht, berichtet Heller mit einem Schmunzeln und schiebt als Begründung nach, das dies im vergangenen Jahr wegen der Bautätigkeit aber auch schwierig gewesen wäre.
Obwohl erst vor einigen Jahren initiiert, gehören die Hofgespräche, organisiert von den Zentralschweizer Milchproduzenten, dem Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverband und dem Berufsbildungszentrum Natur und Ernährung Luzern, schon fest ins Programm vieler professioneller Milchbauern. Vergangene Woche gaben drei Produzentenfamilien wiederum Einblick in ihre Milchproduktion und beleuchten insbesondere Wirtschaftlichkeit, Fütterung und Fruchtbarkeit. Weitere Referate gab es von Remo Petermann/Markus Höltschi, Raphael Albisser (BBZN) und Tierärztin Ursi Dommann. Nebst den beiden Betriebsgemeinschaften wurde auch der Betrieb von Thomas und Nadja Brunner in Rain LU besucht.