Die erste Hauptversammlung (HV), die er als Präsident der IG Swiss Fleckvieh hätte leiten dürfen, hätte sich Beat Dürrenmatt aus dem bernischen Riedstätt sicher anders vorgestellt. Wegen einer Lungenentzündung musste sich Dürrenmatt kurzfristig entschuldigen lassen. So sprang das Vorstandsmitglied Florence Tagini aus dem waadtländischen Bullet für ihn ein.
Colin wird SF-Kuh des Jahres
Fast 200 SF-Züchterinnen und Züchter sowie eine Vielzahl von Gästen versammelten sich am Samstag, 1. Februar, in der Turnhalle im bernischen Bumbach zur HV der Interessensgemeinschaft. Am Nachmittag gab es für alle noch einen Besuch beim schönen SF-Zuchtbetrieb von Bernhard und Rita Hadorn in Schangnau. Vorneweg stellte der Gemeindepräsident von Schangnau, Beat Gerber, seine Gemeinde mit einer Prise Humor vor. Zur SF-Kuh des Jahres 2024 wurde von der Versammlung die aussergewöhnliche Orlando Colin (55 55 98/EX-93) von Martin und Florian Nydegger aus Helgisried BE gewählt.[IMG 5]
Vor 25 Jahren wurde die IG Swiss Fleckvieh, damals noch unter dem Namen SF, in der Obhut vom ersten Präsidenten Hans Braun aus Rothrist im Kantoon Aargau gegründet. Im Jahr 2014 wurde das Swiss Fleckvieh dann als eigenständige Rasse anerkannt, das Herdebuch geschlossen. Alle SF-Tiere wurden als Herdebuchtiere A gekennzeichnet und galten als reinrassig. «Heute besteht die grosse Herausforderung, die reinen SF-Tiere nicht mit anderen Rassen zu kreuzen», so der Präsident der Rassenkommission Stefan Schumacher. Auch die vielen SF-Stiere, welche Träger von einem Gendefekt sind, müsse man im Auge behalten.
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Neue Vorstandsmitglieder
In den statutarischen Geschäften musste die Geschäftsführerin Daniela Schmutz ein Minus in der Rechnung von 7422 Franken bekannt geben. Das Vereinsvermögen beläuft sich somit noch auf 55 813 Franken. Der Mitgliederbeitrag von 40 Franken bleibt gleich. Im Vorstand gab es Aus- und Neueintritte. Für den Kanton Bern trat Hans Peter Glauser aus Häutligen zurück. Für ihn stellten sich Andreas Häberli aus Neuenegg BE und Kurt Zürcher aus Eggiwil zur Wahl. Mit 107 zu 34 Stimmen konnte sich Zürcher durchsetzen. Auch für die Westschweiz gab es eine Neuwahl. Nach zwölf Jahren schied Peter Amstutz aus dem Vorstand aus, für ihn wurde der einzige Westschweizer-Kandidat Bruno Beyeler aus Plaffeien in den Vorstand gewählt. Aktuell gehören noch 509 Mitglieder der IG Swiss Fleckvieh an.
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Ein wahrer Genuss – Der Besuch bei Familie Hadorn in Schangnau hat begeistert
Die Mitglieder der IG Swiss Fleckvieh und die Gäste wollten sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, als es nach der Hauptversammlung der IG am ersten Februar hiess, den Betrieb von Bernhard und Rita Hadorn aus Schangnau besuchen zu dürfen. Der Zuchtbetrieb Hadorn ist weiter herum für seine schönen SF-Kühe bekannt, aber auch gehörnte Simmentalerkühe gehören zur Leidenschaft der Familie. Hadorns stellten bereits zwei Mal die Miss BEA in Bern und wurden an der Emmentaler Starparade auch schon zum Starzüchter erkoren.
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In ihrem Stall stand auch einmal der bekannte SF-Stier Kilian im Natursprung im Einsatz. Vater Daniel Hadorn bemühte sich darum, dass Kilian auch zu Swissgenetics kam. Neben Kilian sorgen auch die Stiere Gulliver, Aslan oder Tom für aussergewöhnliche Kühe bei ihnen.
Im Stall Hadorn stehen rund 35 SF- und Simmentalerkühe. Diese sind in einem Anbindestall untergebracht, die Rinder hingegen im neu erstellten Laufstall mit gut 50 Plätzen. Der Betrieb zieht jährlich auch mehrere verkäufliche SF- und Simmentalerstiere auf. Neben dem Talbetrieb gehören noch eine Vorweide und einen Alpbetrieb am Fusse des Hohgants dazu. Die Familie Hadorn hat an diesem Tag alles daran gesetzt, den Besuchern unvergessliche Momente zu liefern – mit Erfolg.
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Die BauernZeitung fragt: Welche SF-Stiere setzen Sie ein und was sagen Sie zu den Erbfehlern in der Rasse?
Die Augen offen halten
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Simon Zahnd, Wünnewil FR: Neben unseren Natursprungstieren kommen aktuell bei uns Tommy, Gulliver oder Aslan zum Einsatz. Neben einer starken Kuhfamilie schaue ich vor allem auf die Milch und die Inhaltsstoffe. Der Stier Gulliver hat uns neben schönen Eutern auch viel Milch gebracht. Bei der Milchleistung darf die SF-Rasse den Anschluss nicht verlieren. Klar, wir wollen keine RH-Kuh, die in der ersten Laktation schon 30 kg Milch und mehr geben muss. Betreffend den Erbfehlern müssen wir in der Rasse die Augen offen halten. Der Natursprung kann hier wertvolle Dienste leisten.
Wenn möglich nur hornlose Stiere
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Heinz Schenk, Eggiwil BE: Auf unserem Betrieb setzen wir junge SF-Stiere ein, wenn möglich noch hornlose. Aktuell sind es die Stiere Roxel Swanio und WF Pacey PP. Natürlich möchte ich immer die neuste Genetik. Von einem Stier schaue ich mir dann gerne die ersten Töchter an und setze in dann noch einmal ein oder eben nicht. Bei uns haben Gulliver, Tom und Madison die Zucht stark geprägt. Betreffend der Stiere, welche Träger eines Gendefekts sind, werde ich in Zukunft vermehrt ein Augenmerk darauf haben. Doch es ist für die SF-Zucht schwierig, nur trägerfreie Stiere einzusetzen.
Die Anpaarungen genau überlegen
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Martin Zurbrügg, Scharnachtal BE: Bei uns hatte vor allem der Stier Odyssey unsere Zucht nachhaltig geprägt. Wir bekamen viele gute Kühe von ihm, die auch sehr alt wurden. Neben dem Natursprung setzen wir aktuell unsere KB-Stiere Elias, Harder wie auch die Stiere Tommy P und Tom ein. Natürlich mache ich mir Gedanken wegen den SF-Stieren, die Träger eines Gendefekts sind. Diese Gendefekte hat vor allem der Stier Odyssey in die Population hereingebracht. Bei der Anpaarung versuche ich zu vermeiden, dass der Muttersvater wie auch der auserlesene Stier, Träger von Erbfehlern sind.