Meistens ist es kaum möglich, bei der Zucht nur ein einzelnes Merkmal zu verändern. Nicht immer aber ist es offensichtlich, was alles sozusagen «mitgezüchtet» worden ist. So haben Studien von Agroscope und dem Strickhof gezeigt, dass mit der gesteigerten Leistung in der Viehzucht auch das Fress- und Bewegungsverhalten der Tiere verändert wurde. Das hat weitreichende Folgen für die Weidevegetation je nach Rasse, heisst es in einem Beitrag von Agrarforschung Schweiz.

Weiden werden geschont

Hochlandrinder und andere Extensivrassen unterscheiden sich in verschiedenen Punkten von anderen Kuhrassen:

  • Sie haben relativ grosse Klauen
  • Sie legen weniger grosse Strecken auf der Weide zurück
  • Sie fressen auch Borstengras, Disteln und andere weniger attraktive Pflanzenarten
  • Sie nutzen die Weidefläche besonders gleichmässig
  • Sie halten sich häufiger an steilen Flächen mit geringer Futterqualität auf

Damit schonen typische Extensivrassen ihre Weiden, weil sich ihr Gewicht (das meist noch geringer ist) auf eine grössere Klauenfläche verteilt. Durch die gleichmässigere Weidennutzung gibt es weniger Lägerstellen. 

 

Das wurde untersucht

Die Forschenden von Agroscope und dem Strickhof vergleichen extensive Hochlandrinder mit produktionsorientierten Rassen. Folgende Daten wurden gesammelt:

  • Gewicht 
  • Klauengrösse
  • Bewegungsverhalten
  • Botanische Zusammensetzung des Futters
  • Botanische Zusammensetzung von Flächen, die seit langer Zeit von Rassen der beiden Kategorien beweidet worden sind 

Die vollständige Studie finden Sie hier

 

Dominante Pflanzen werden gestört

Dadurch, dass extensive Rinderrassen ihr Futter weniger selektiv auswählen und auch Problempflanzen wie Disteln fressen, reduzieren sie deren Dominanz. Davon profitieren andere Arten, die Biodiversität steigt. So gehören extensive Weiden zu den artenreichsten Lebensräumen Europas, heisst es bei Agrarforschung Schweiz. 

Schwerere, produktivere Rinder sind Feinschmecker und fressen vor allem nährstoffreiches, leicht verdauliches Futter. Auf ihren Weiden dominieren trittfeste Pflanzen. 

Nicht auf Produktivität züchten

Die Forschenden schreiben, Extensivrinder könnten Grasland in  Grenzertragslagen effizient nutzen und dessen Artenvielfalt fördern. Mit wenig Aufwand könnten viele Betriebe ihren Tierbestand mit einer «Dienstleistungsherde» ergänzen.

Bei der weiteren Zucht extensiver Rinderrassen müsse man bedenken, dass diese positiven, biodiversitätsfördernden Eigenschaften eng an die geringe Produktivität geknüpft sind. Sie könnten demnach verloren gehen, wenn auf höhere Leistung gezüchtet wird.