Weltweit werden 13 Prozent der Getreideproduktion als Kraftfutter an Wiederkäuer verfüttert, schreiben Forschende von Agroscope in einem Beitrag bei «Agrarforschung Schweiz». Obwohl Wiederkäuer wie Rindvieh Gras besonders gut verwerten können, werde so direkt oder indirekt zum Mangel an Nahrungsmitteln in manchen Regionen der Welt beigetragen. Gerade im «Grasland Schweiz» legt man Wert darauf, wenig Kraftfutter einzusetzen.

Verschiedene Gründe für Kraftfutter

Wie die Forschenden schildern, hat die Steigerung der Milch- und Fleischleistung beim Rindvieh zu einer «übermässigen Verwendung von potentiellen Lebensmitteln» geführt. Eine höhere Leistung sei aber nicht der einzige Grund, weshalb Kraftfutter im Trog landet. Hinzu kämen:

  • Deckung des Nährstoffbedarfs (sprich der Erhalt des Tierwohls)
  • Ausgleich der Nährstoffversorgung
  • Effiziente Nährstoffverwertung
  • Reduzierte Emissionen

Mehr Milch, aber vergleichbare Gehalte

In der Studie verglich man während dreier Jahre und total 138 Laktationen 92 Holsteinkühe von schweizerischem und neuseeländischem Ursprung in zwei Gruppen: Einmal mit reiner Gras- bzw. Heuration und in der zweiten Gruppe mit zusätzlich 750 kg Kraftfutter pro Kuh während der ersten 300 Laktationstage. Im Winter gab es für die Tiere Heu, Sommers weideten sie.

Die Zufütterung von Kraftfutter hatte mehrere Effekte:

  • Pro Standardlakation wurde mehr Milch produziert, etwa 1 kg Milch pro kg zusätzliches Kraftfutter.
  • Auch bezogen auf das Körpergewicht gaben die Kühe mit Kraftfutter mehr Milch.
  • Weiter hatten sie ein leicht höheres Körpergewicht.
  • Und eine etwas bessere Körperkondition.

Fett-, Protein-, Laktose- und Harnstoffgehalte sowie die Zellzahlen seien bei beiden Gruppen vergleichbar gewesen. Nur mit Gras lag die Milchleistung 5'376 kg Milch pro Jahr.

Schweizer Kühe mager, aber mit mehr Milch

Zwischen den Kuhtypen zeigten sich deutliche Unterschiede, wie es weiter heisst. Die schweizerischen Holsteinkühe produzierten mehr Milch als jene aus Neuseeland, waren aber mit und ohne Kraftfutterergänzung zu mager – sowohl gegenüber der Norm als auch im Vergleich mit dem neuseeländischen Typ. Pro Kilo Körpergewicht war die Milchleistung der Neuseeländer grösser, da die Tiere kleiner sind als ihre Verwandten aus der Schweiz. Harnstoffgehalt und Zellzahlen seien bei beiden Kuhtypen ähnlich gewesen.

Mehr Behandlungen für schweizerische Holsteinkühe

Holsteinkühe mit Schweizer Ursprung brauchten in der Agroscope-Studie mehr medizinische Behandlungen, sowohl insgesamt als auch hinsichtlich der Fruchtbarkeit. «Es scheint, dass bezüglich der medizinischen Behandlungen der angepasste Kuhtyp die grössere Rolle spielt als die Kraftfutterergänzung», schreiben die Forschenden.