Der diesjährige Strickhof-Milchtag, der von Lindau aus online durchgeführt wurde, war der Galtkuh gewidmet. «Sie ist die wichtigste Kuh im Stall. Für sie gelten besondere Bedürfnisse», stellte Anita Müller vom Bereich Tierhaltung und Milchwirtschaft fest.

Stress sollte vermieden werden

Dies komme beispielsweise nur schon daher, dass die Galtkuh mit dem ungeborenen Kalb in sich tragend schwerer ist als sonst. Daher müsse beispielsweise auf rutschfeste und trockene Böden geachtet werden, so Anita Müller weiter. «Sie benötigt viel Ruhe und Erholung, Stress ist möglichst zu vermeiden. Wichtig ist zudem, dass eine Kuh in der Galtphase sehr viel energiearmes Futter aufnimmt. Sie braucht von allem das Beste.»

Daher macht es laut Müller Sinn, die Galtkuh in dieser Zeit separat zu halten. Dennoch sollte sie nicht allein in einer ungewohnten Umgebung stehen, was Stress auslöst. Am besten ist eine kleine Gruppe, mit Sichtkontakt zur Herde. Das gilt auch für die Abkalbebucht. Auf eine effiziente Separierung ist bei der Stallplanung oder Optimierung zu achten.

Es ist auch zu berücksichtigen, dass die Galtkuh genügend Platz braucht, so etwa am Fressgitter, im Liegebereich und in der Abkalbebox. Die Boxenbreite muss laut Müller bei Kühen mit Widerristhöhe 145 +/− 5 cm mindestens 1,25 Meter betragen, für den Kopfschwung sind mindestens 1,5 Meter zu empfehlen. Um Stürze zu vermeiden, braucht es genügend Platz zum Ausweichen. Sackgassen sind zu vermeiden.

Ein weiche Matratze entlastet Gelenke

Damit die Galtkuh mit ihrem erhöhten Gewicht Klauen und Gelenke entlasten kann, ist es wichtig, einen hohen Liegekomfort zu bieten. Am besten werden Galtkühe in einem Tiefstreubereich mit einer griffigen Matratze gehalten. In Boxensystemen sind Tiefboxen mit einer weichen und gepflegten Matratze den Hochboxen vorzuziehen. Auch benötigt die Kuh in der Zeit des Trockenstehens viel Licht und Luft. «Es sollte nicht unterschätzt werden, dass diese Tiere sehr warm haben», so Anita Müller. «Steht ein Lüfter zu Verfügung, sollte man diesen unbedingt zu den Galtkühen stellen.»

Jetzt kann sich das Euter regenerieren

Optimal ist laut der landwirtschaftlichen Bauberaterin ein Aussenklima, das mit offenen Aussenwänden erreicht werden kann. Bestehende Ställe lassen sich optimieren, indem Wände entfernt werden. Wo dies nicht möglich ist, können alternativ Luftschläuche installiert werden. Was der Zugang zu Wasser betrifft, eignen sich Trogtränken besonders, da diese dem natürlichen Trinkverhalten am meisten entsprechen.

Dass die Galtphase eine geeignete Zeit ist, um Euterprobleme zu sanieren, legte der Tierarzt Beat Berchtold dar: «Während dieser Phase kann sich das Eutergewebe regenerieren. Dabei bietet sich nicht nur die Chance, bestehende Infektionen zu heilen, sondern auch Neuinfektionen vorzubeugen und die Kuh auf die nächste Laktation vorzubereiten.» Ein erhöhtes Risiko für Infektionen in der Trockenstehphase, die idealerweise etwa45 bis 60 Tage dauert, besteht laut dem Tierarzt vor allem in der ersten Zeit sowie zu Beginn der erneuten Laktation. Dabei ist nicht zu unterschätzen: Eine optimale Haltung, eine bedarfsgerechte Fütterung mit Futtermittel hoher Qualität und das Vermeiden von Stress sind wichtige Voraussetzungen für einen Start in die folgende Laktation.

Zitzenversiegler richtig applizieren

Um den Antibiotikaeinsatz zu reduzieren, empfiehlt Berchtold, das selektive Trockenstellen zu etablieren. Dabei sollte zunächst bei der Milchprobenentnahme der Leitkeim identifiziert werden. Je nach Befund wird bei jeder Kuh einzeln weiterverfahren: Handelt es sich um einen umweltassoziierten Leitkeim wie etwa den Streptococcus uberis, werden betriebsindividuell nur bei Zellzahlen über 200 000 pro ml Milch Antibiotika eingesetzt (die letzten drei Kontrollen werden angeschaut), allenfalls wird zusätzlich ein Antibiogramm erstellt.

Die Behandlung mit Antibiotika ist für die Phase der Sanierung auf jeden Fall einzuschlagen, wenn man es mit einem kontagiösen Leitkeim wie Staphilococcus aureus zu tun hat. «Wo jedoch zum Trockenstellen Zitzenversiegler zum Einsatz kommt, sollte dieser richtig appliziert werden», so Berchtold. So sei die Zitzenbasis unbedingt sauber zusammenzudrücken, um zu verhindern, dass der Versiegler in Drüsengewebe eindringt.

Was Galtkühe brauchen:

  • Rutschfeste, trockene Böden
  • Genügend Platz in allen Aktivitätsbereichen, Boxenbreite mind. 1,25 m bei Kühen mit Widerristhöhe 145 +/− 5 cm, Kopfschwung mind. 1,5 m
  • Griffige Matratze, idealerweise Haltung im Tief-streubereich
  • Viel frische Luft (Aussenklimastall, Belüftung)
  • Viel energiearmes Futter
  • Stressfreie Umgebung, Sichtkontakt zur Herde.