Die BauernZeitung hat in ihrer letzten Ausgabe dazu berichtet, dass Bismut für schwarze Flecken im Käse verantwortlich ist. Bismut ist in mehreren nicht Antibiotika-haltigen Trockenstellern enthalten.

Sollten diese Fälle nicht verschwinden, besteht ein hohes Risiko, dass Betriebe, die Käsereimilch produzieren, keine Zitzenversiegler mehr benutzen dürfen. Die Schweizer Milchproduzenten (SMP) forderten die Swissmedic bereits dazu auf, den Vertrieb dieser Medikamente zu stoppen, denn die SMP fürchten einen Reputationsschaden.

Einsatz von Versieglern reduziert Antibiotika

Wie beurteilen die Tierärzte, die diese Mittel schliesslich empfehlen und verkaufen, die aktuelle Problematik um Zitzenversiegler mit Bismut? «Die Tierärzteschaft ist daran interessiert, eine Lösung für das Problem zu finden. Die Zitzenversiegler sind ein Instrument zur Senkung des Antibiotika-Verbrauchs in der Tiermedizin. Seit 2015 setzen sich die Tierärzte für ein selektives Trockenstellen und dieReduktion des antibiotischen Trockenstellens ein. Für die Tierärzteschaft wäre es sehr ärgerlich, wenn diese Bemühungen zunichte gemacht würden», erklärt Patrizia Andina-Pfister vom Fachbereich Tierarzneimittel und Tierärztliche Tätigkeiten von der Gesellschaft Schweizer Tierärztinnen und Tierärzte (GST).

Das Hauptproblem scheine die unsachgemässe Applikation zu sein, ist man bei der GST sicher. Eine Verteilung im Euter müsse daher unbedingt verhindert werden. So sei es extrem wichtig, die Zitze oben abzuklemmen. Das zweite Problem sei das erste Ausmelken nach der Abkalbung, «welches richtig durchgeführt werden muss, von Hand und nicht mit der Maschine». Weiter sind die gängigen Milchfilter zu wenig fein. Die Bismutpartikel sind kleiner als die Poren der Filter. So habe es keinen Einfluss, ob der Filter benutzt wird. Eine spätere Ablieferung der Milch nach dem Abkalben würde ebenfalls nicht helfen. «Es werden nach drei bis vier Wochen noch Partikel ausgeschieden, wenn vorher nicht richtig gehandelt wurde. Eine Absetzfrist auf die Milch von zum Beispiel acht Tagen würde auch nicht helfen», erklärt die Tierärztin.

Auch im Ausland bekannt

Das Problem ist nicht ganz neu und trat auch schon in anderen Ländern auf, zum Beispiel in England bei der Cheddarproduktion oder in Kanada. Gesundheitlich sei Bismut aber völlig unbedenklich und komme auch in vielen anderen Medikamenten vor.

«Die GST hat sich in den letzten Wochen dafür eingesetzt, dass die verschiedenen Parteien miteinander in Kontakt kommen», sagt die Tierärztin. Nun habe das Institut Agricole in Grangeneuve, Posieux, damit begonnen, einen runden Tisch zu organisieren, wo auch die Schweizerische Vereinigung für Wiederkäuermedizin (SVW), eine Sektion der GST, die Anliegen der Tierärzteschaft vertritt. «Die GST und die SVW empfehlen den Bauern, keine schnelle Entscheidung gegen die Versiegler zu treffen, sondern mit dem Tierarzt oder der Tierärztin die richtige Anwendung nochmals zu besprechen und sich möglichst gut an die Empfehlungen der Hersteller zu halten», fasst Patrizia Andina-Pfister die aktuelle Situation zusammen.

Eine Frage der Verantwortung

Aus Sicht der Tierärzte hätten auch die Käsereien in diesen Belangen Verantwortung zu übernehmen. «Die Lösung kann nicht sein, dass die Käsereien den Milch liefernden Betrieben generell den Gebrauch der Versiegler verbieten und die Produzenten wieder mehr Antibiotika benötigen, um die hohe Qualität der Milch zu gewährleisten», sagt Andina-Pfister.

Wie Jean-François Ecoffey von der Firma Landins Gens & Com in Vaulruz FR zudem gegenüber der BauernZeitung betont, seien bereits Zitzenversiegler ohne Bismut im Einsatz.