Präsidentin der Produzentenorganisation Mittelland Milch, jetzt auch noch im Vorstand der Schweizer Milchproduzenten (SMP): Sabrina Schlegel meint es ernst mit dem Motto «alles unter einen Hut bringen». Unter diesen Hut gehören auch drei Kinder, der Haushalt, 100 Hektaren, 130 Kühe und 250 Mastschweine. Wir haben die Allrounderin auf diese Herkulesaufgabe angesprochen.
Welche Reaktionen habenSie aus Ihrem Umfeld nach der Wahl zur Präsidentin Mittelland Milch erhalten?
Sabrina Schlegel: Die Reaktionen waren durchweg positiv, was mich sehr gefreut hat.
Sie wurden ja als neue Präsidentin nominiert. Trotzdem: Wie haben Sie die Mitglieder von sich überzeugt?
Ich denke, dass ich aufzeigen konnte, dass mir das Wirken im Team sehr wichtig ist. Nicht ich als Präsidentin entscheide über den Erfolg unserer Organisation, sondern das Funktionieren des Teams im Gesamten. Wir haben sehr viele fähige Leute in der Geschäftsstelle und im Vorstand. Wichtig ist mir, diese unterschiedlichen Fähigkeiten möglichst gut im Interesse unserer Organisation zu nutzen und Aufgaben strukturgerecht zu delegieren.
Das Kollegialitätsprinzip ist mir ein grosses Anliegen. Wir wollen als Einheit wahrgenommen werden, wenn sich vielleicht auch die persönliche Meinung im Lösungsansatz nicht widerspiegelt.
Was macht Sie in Ihrer Position aus? Sie sagen, Sie sind eine starke Verhandlungspartnerin. Wie zeichnet sich dies aus?
Ich sehe mich in erster Linie in der Rolle der Teamleiterin und möchte nicht meine Person in den Vordergrund stellen. Aber wer mit mir zusammenarbeitet darf damit rechnen, dass ich mich fair verhalte und auf gute Argumente eingehe, ohne je die Interessen unserer Mitglieder aus den Augen zu verlieren. In nationalen Gremien hoffe ich, dank meiner Mehrsprachigkeit Brücken zu bauen und soetwas zum gegenseitigen Verständnis und Konsens beizutragen.
Auf welche Herausforderungen im Amt freuen Sie sich?
Ich freue mich sehr auf den Austausch mit unseren Produzenten und die Zusammenarbeit mit meinen Kollegen im Vorstand von Mittelland Milch und SMP. Die neuen Bekanntschaften und die Erweiterung meines Netzwerks sind eine persönliche Bereicherung. Es ist für mich eine Ehre, die Interessen unserer Produzentinnen und Produzenten in den verschiedenen Gremien zu vertreten.
Von welchen Aufgaben haben Sie Respekt?
Respekt habe ich im Moment vor allem vor den Auswirkungen des Ukraine-Kriegs auf die Landwirtschaft, die noch nicht so klar absehbar sind. Ebenso habe ich Respekt vor den zusätzlichen Einschränkungen vom Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) und der Politik, die in den nächsten Jahren auf uns zu kommen. Ich denke, dasswir mit dem Ressourcenprojekt «Klimastar Milch», an dem einige unserer Produzenten teilnehmen, wichtige Vorarbeit leisten können. So haben wir hoffentlich die Möglichkeit, das BLW mit guten Argumenten bei der Beurteilung möglicher Zielkonflikte zu unterstützen und die Prioritäten richtig zu setzen.
Nun haben Sie schon grosse Meilensteine in Ihrer Laufbahn erreicht, stehen bereits weitere an? Welche Posten würden Sie «gluschten»?
Ich wurde gerade erst als Präsidentin der Mittelland Milch und in den Vorstand der SMP gewählt. Mein Engagement gilt nun diesen Ämtern und natürlich hauptberuflich weiterhin meinem Arbeitgeber und dem Betrieb.
Neben dem Amt als Präsidentin sind Sie ja auch in vielen Vorständen tätig und führen einen grossen Betrieb. Wie planen Sie Ihre Woche?
Unsere Mitarbeitenden organisieren ihre Arbeit in ihrem Verantwortungsbereich grösstenteils selbst, vieles ist Routine. Das Übergreifende und auch die Arbeit der Lernenden besprechen wir täglich am Tisch beim gemeinsamen Frühstück.
Ich lege viel Wert auf selbstständiges Arbeiten, deshalb geht es in erster Linie ums Koordinieren der im Team zu er-ledigenden Aufgaben und der Arbeit der Lernenden. Die Wochenplanung machen mein Mann und ich meist am Wochenende. Erfahrungsgemäss gibt es aber immer sehr viel Unvorhergesehenes.
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