Es ist ein eher untypischer Schweinestall, herrlich gelegen hoch über dem Baldeggersee in Römerswil LU. Patrick und Silvia Ineichen, das Betriebsleiterpaar, führen den Betrieb seit 2015. Das Betriebszentrum steht in Rain LU, wo Patrick Ineichen den elterlichen Betrieb mit Milchwirtschaft und Ackerbau übernehmen konnte. Der Hof in Römerswil gehörte den Eltern von Silvia, diese helfen weiterhin tatkräftig mit.
Einer von fünf Pilotbetrieben
Der etwas in die Jahre gekommene, aber bezüglich Tierschutz einwandfreie Maststall wurde grundsaniert. Der QM-Stall besass einen beachtlichen Anteil an Rosten, Auslauf gab es nicht. Beim Um- und Anbau stand neben der Arbeitswirtschaft vor allem das Tierwohl im Vordergrund. Im neuen Auslauf hat es einen Pool und einen überdeckten Wühlbereich. Vor rund drei Jahren bewarb sich Silvia Ineichen auf die Ausschreibung «Artgerechte Schweinehaltung» der Albert-Koechlin-Stiftung. Ihr Betrieb war schliesslich einer von fünf ausgewählten Pilotbetrieben, welcher mit Beratung und Planung und im Rahmen der Tierwohl-Massnahmen finanziell unterstützt wurde.
Idee und Konzept entstanden in Zusammenarbeit mit den Schweinespezialistinnen Mirjam Holinger und Barbara Früh vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL). Diese waren im Austausch mit Bauherr und Stallbauer.
Wühlbereich und Pool
Bezüglich Investitionskosten kann gemäss Hubert Hartmann, Planer bei der Krieger AG, mit Kosten in der Höhe eines vergleichbaren Neubaus gerechnet werden. Im Winter 2022 folgte schliesslich die Baubewilligung, im Sommer 2022 nahmen Ineichens das Projekt in Angriff und investierten dabei viel Eigenleistungen. Anfang Oktober 2023 wurde schliesslich erstmals eingestallt.
Im alten Stall wurden die Kanäle in der Mitte aufgefüllt, der Boden isoliert und mit Gefälle versehen. Die Trennwand kam raus. Ursprünglich gab es in zwei Abteilungen je zehn 10er-Buchten. An die Decke wurden weisse Paneele montiert. Um das Stallklima zu beurteilen, fehlen Ineichens noch die Erfahrungen aus den Sommermonaten. Schadstoffe scheinen aber gering, dafür ist die Staubentwicklung aufgrund der Trockenfütterung und des Strohs eher hoch. Im Aussenbereich ist eine Berieselung montiert, dann geht es – falls vom Landwirt freigegeben und vom Schwein erwünscht – durch den Pool zur Abkühlung und schliesslich in den Wühlbereich. «Zwei bis drei Stunden wühlen Schweine in freier Natur», sagt Hubert Hartmann. Diesem Bedürfnis könne mit Kompost, Waldboden oder Holzschnitzeln Rechnung getragen werden.
Ruhe dank mehr Fressplatz
Stirnseitig wird der Auslauf mit einer textilen Rollwand vor Witterungseinflüssen geschützt. Die Bodenheizung im Stall konnte an die eigene Schnitzelheizung angeschlossen werden, gelüftet wird mit Unterdrucklüftung und Zuluftklappe. Neu montiert wurde auch die Fütterung, beschickt mit Zweiphasenfutter aus einem 6- bzw. 14-t-Silo. Bei Erreichung von 60 Kilo wird das Futter umgestellt. Mit Doppel-S-Flex-Schalen stehen reichlich Fressplätze zur Verfügung, was für Ruhe im Stall sorgte. Die Jager stammen aus dem Schweizer Zuchtprogramm und werden von nur einem Nachbarbetrieb direkt angeliefert.
Ordentliche Schweine
Die Strukturen im Aussenbereich erinnern ein wenig an das Wiesenschwein-Label. Auch damit haben sich Ineichens kurz auseinandergesetzt. Zugang zu einer Wiese war aber nicht möglich an diesem Standort. So werden Ineichens Wellness-Schweine bis auf Weiteres über den QM-Kanal vermarktet. Patrick Ineichen zeigt sich zufrieden mit dem Stall. Den Tieren sei sichtlich wohl, Leistungen und Tiergesundheit sind sehr gut. Zeitlich aufwendiger ist das Misten im Wühlbereich.
Die Schweine sind sauber, die Ordnung in den strukturierten Buchten bestens, im Wühlbereich sind noch Erfahrungen mit verschiedenen Einstreu zu sammeln. Wichtig sei, dass die Schweine gerade im Wühlbereich keinen Sichtkontakt haben. Sonst wird Koten und Harnen im Wühlbereich ungewollt gefördert. Die zusätzliche Fläche im Wühlbereich wird rege genutzt, auch zum Liegen und sogar bei kühleren Temperaturen.
Mehr Stroh in Gülle
Wichtig ist auch der Einbau einer Umspülanlage für die Gülle. Im umgebauten Stall mit grosszügiger Stroheinstreu gibt es folglich dickere Gülle. «Hier kann mit der Umspülanlage die Arbeitseffizienz vom Kanalspülen stark verbessert werden», sagt Hubert Hartmann. Auch der Wühlbereich wurde so angelegt, dass er mit Maschinen gut zugänglich ist.