Fabian Hüsler produziert mit seinen 70 Kühen Milch für die Sbrinz-Käserei in Hildisrieden im Kanton Luzern. Dort hat er einen guten Milchpreis (73 Rappen). Mit der überschüssigen Milch mästet er Kälber. Er hat zwei Buchten mit je 25 Kälbern.
Mehr direkten Handel zwischen Geburtsbetrieb und Mäster
Die Kälber kommen dabei aus Betrieben in der Umgebung. Fabian Hüsler holt sie jeweils direkt bei den Bauern ab, so kann er den Handel umgehen und erspart den Kälbern zusätzlichen Stress. Die Kälber haben kürzere Transportwege und werden weniger durchmischt. Trotzdem stammen sie aus bis zu 15 Betrieben. Hüsler wünscht sich noch mehr direkten Handel zwischen Geburtsbetrieb und Mäster.
Grundmedizinierung ist nötig
Bei ihrer Ankunft sind die Kälber mindestens drei Wochen alt. Im Kälberhandel ist es üblich, dass die Tiere in diesem Alter verkauft werden. Doch dies ist auch genau das kritische Alter, erklärt Fabian Hüsler. «Die Kälber sind zwar durch die Kolostralmilch für die Keime auf dem Geburtsbetrieb gerüstet, aber hier kommen noch viel mehr Erreger zusammen.»
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Daher sei eine Grundmedizinierung unerlässlich, erklärt der Landwirt. «Die Tiere sehen zwar bei ihrer Ankunft nicht krank aus, doch wenn ich nichts gebe, werden sie es so oder so nach wenigen Tagen.» Und Hüsler ist sonst einer, der sehr auf einen geringen Antibiotikaeinsatz achtet.
Früh reagieren
Bei den Milchkühen verzichtet er gar seit einigen Jahren weitgehend darauf und setzt dafür auf Homöopathie und Phytotherapie. Doch bei den Kälbern gehe es noch nicht ohne Antibiotika, er habe es selber ausprobiert und mit Homöopathie und ätherischen Ölen gepröbelt.
«Wenn man erst reagiert, wenn Tiere krank sind, braucht es viel mehr Antibiotika», sagt Fabian Hüsler. Er ist zudem der Überzeugung, dass bei einem mässigen Umgang mit gezielten Antibiotika die Chancen auf Resistenzen klein sind.
Die Zahlen im Griff
Ein Programm wie Freiluftkalb, bei dem die Tiere bei ihrer Ankunft erst einige Wochen in Einzeliglus gehalten werden, kommt für Fabian Hüsler nicht in Frage. «Da wäre mir der Aufwand zu gross», sagt Hüsler.
Und er ist einer, der seine Zahlen genau im Griff hat. In einer selbst gemachten Excel-Tabelle hält er von jeder Mast und jedem Einzeltier alle wichtigen Daten und Kosten fest. So weiss er genau, wie viel er an jedem Tier verdient hat oder eben nicht.
«Wenn ich 300 Franken an einem Kalb verdiene in vier Monaten Mast, dann ist das gut», sagt Hüsler.
Im Schnitt habe er bei der Kälbermast einen Milchpreis von 70 Rappen. Im Herbst hatte er gar einen Milchpreis von 1,70 Franken ausgerechnet.
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Ein Kalb säuft während der ganzen Zeit rund 600 Liter Milch. Hüsler ist überzeugt, dass Frischmilch für die Gesundheit der Kälber das Beste ist. «Dank den enthaltenen Vitaminen und Spurenelementen sind die Kälber viel vitaler und erreichen das Schlachtgewicht von 230 kg schneller», sagt Fabian Hüsler. Da er jedoch mit Milch alleine den Ausmastgrad nicht erreichen würde, füttert er den Kälbern Milchpulver zu. Das verursacht nochmals zusätzliche Kosten.
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Tränkermarkt in Schieflage
Das Problem für Hüsler ist der Tränkermarkt, dieser sei nicht mehr in Ordnung. «Milchrassentränker, die eigentlich für die Kälbermast wären, gibt es fast keine mehr.»
So bezahlen die Händler praktisch jedem Bauer den AA-Preis, also den Preis für Mastrassenkälber, die für die Grossviehmast gedacht seien. Dieser liegt momentan offiziell bei Fr. 12.10/kg. Weil aber die Händler den Tränker oft überzahlen, kostet ein Tränker (85 kg) aktuell über 1000 Franken.
Der Tränkermarkt ist zudem saisonal. Das heisst, im Winter gibt es zu viele Kälber und im Sommer zu wenige.
Bleibt ein Nischenprodukt
Zusammen mit dem Schweizer Kälbermästerverband, bei welchem Fabian Hüsler im Vorstand ist, setzt er sich dafür ein, dass im Handel korrekte Preise für Tränkekälber bezahlt werden. Denn wenn der Preis für Tränker ständig steigt und jener für Bankkälber (Schlachtkälber) ständig sinkt, wird es für die Kälbermäster immer enger.
«Die Diskussionen, bei denen jeweils die Mäster, Händler und Verarbeiter an einem Tischsitzen sind hitzig», erzählt Hüsler.
Das Risiko sei einseitig verteilt, wenn ein Bauer für ein Tränkekalb bereits nach drei Wochen 1000 Franken erhalte, während ein Mäster für vier Monate Arbeit nicht mehr als 300 Franken verdiene.
Letztes Jahr, als der Schlachtkälbermarkt wegen Corona zusammengefallen war, hat Fabian Hüsler den Stall nicht mehr voll gefüllt. «Denn zum Spass muss ich keine Kälber mästen», sagt er. Der Tränkermarkt wird schwierig bleiben ist der Landwirt überzeugt. Die Frage ist, wie sich der Markt der Schlachtkälber entwickelt. Klar ist, dass Kalbfleisch ein Nischenprodukt bleiben wird. Kalbfleisch ist jetzt schon teuer und mit Massnahmen für verbesserte Kälbergesundheit und Antibiotikareduktion wird dieser Preis noch steigen.
«Die Frage ist: Wer wird diesen Preis noch bezahlen?», meint Hüsler.