Die Übernahme der Coop Naturafarm Porc (CNfP)-Produzenten durch IP-Suisse hat Wellen geschlagen. Nun steht die zuständige Fachgruppe (FG) und sie wird über die Details verhandeln. Wie Suisseporcs diese Woche mitteilte gehören folgende zwölf Personen der FG an:

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Wir haben mit Mitglied Urs Haslebacher aus Lohnstorf BE über die Ausgangslage für die Produzenten gesprochen.

Herr Haslebacher, Sie sind Präsident der neuen FG Labelschwein bei IP-Suisse …

Urs Haslebacher: Ich bin Mitglied der FG. Fritz Rothen, der Geschäftsführer der IP-Suisse wird die Sitzungen leiten. Aufgrund der IP-Suisse-Vorstandssitzung von dieser Woche werden der FG statt wie geplant acht insgesamt zwölf Mitglieder angehören, darunter drei Mitarbeiter der IP-Suisse-Geschäftsstelle.

Was war Ihre persönliche Reaktion auf die Fusion der Schweinelabels?

Man wusste, dass etwas läuft, deshalb war ich nicht komplett überrascht. Zudem wurde ich von IP-Suisse grob informiert. Coop hatte einiges versucht, das Label weiterzuentwickeln oder zu vereinfachen, kam aber nicht weiter. Zu Geld machen und kommunizieren kann man eigentlich nur Auslauf, Stroh und STS-Kontrolle, alles andere ist schwierig. Trotzdem konnte man die CNfP-Richtlinien aus Image-Gründen nicht abspecken. Deshalb war man bei Coop zunehmend unzufrieden über die fixe Prämie von 50 Rp. pro kg SG.

Die Produzenten seien die einzigen, die beim Deal in die Röhre gucken, schreibt Suisseporcs, wie ist das gemeint?

Die Konsumenten profitieren, sie haben mehr Tierwohl und einfachere Kommunikation. Die Metzger und Verarbeiter profitieren, sie können vermehrt Teilstücke austauschen. Die Detailhändler profitieren auch, da sie weniger Entwertungen finanzieren, und sind im Fall von Coop teilweise aus der Verantwortung entlassen. Die Produzenten haben derweil alle mehr Aufwand und weniger Entschädigung dafür.

Inwiefern?

Vor allem im Bereich Biodiversität müssen wir mehr liefern. Wir waren als CNfP-Produzenten auf sehr hohem Niveau mit 50 Rp. pro kg SG. Die aktuelle flexible ­Prämie von 20 bis 40 Rp. ist deshalb eine Katastrophe für uns. Als Unternehmer braucht man Planungssicherheit, man kann da nicht alle drei Monate wieder rein oder raus bei einem Label.

Wie hoch sind die Prämienverluste des Durschnittsbetriebs?

Nehmen wir an, ein CNfP-Betrieb hat 500 Mastplätze, das gibt 1500 Tiere à 86 kg SG im Jahr und bisher mit 50 Rp. total 64 500 Franken Prämie pro Jahr. Dieser Produzent verliert bei 20 Rp. Prämie gegenüber dem bisherigen Modell 38 700 Fr. und bei 40 Rp. Prämie hat er pro Jahr 12 900 Fr. weniger auf dem Konto.

Sie verlangen eine Neuverhandlung der Labelprämie, wie hoch müsste diese liegen?

Die Prämie muss ganz klar fix sein, der Zuschlag hat nichts mit der Anzahl Schweine auf dem Markt zu tun, sondern mit dem Mehraufwand. Über die Höhe werden wir jetzt verhandeln. Eigentlich müsste ich als bisheriger Coop-Produzent mehr erhalten als bisher. Auch für die ­IP-Suisse-Produzenten müsste ganz klar mehr drin liegen, denn die unangemeldete Schweizer Tierschutz-Kontrolle steigert die Glaubwürdigkeit des Labels.

Sind stattdessen tiefere Label-Anforderungen eine Option?

Nein. Die Gesellschaft will mehr Tierwohl und wir wollen das weiterentwickeln. Es macht uns Produzenten Freude, wenn wir Schweine auf Stroh und mit Auslauf haben. Unser grosses Problem ist einfach, dass wir heute 50% als Labelschweine produzieren, aber nur 30% mit Mehrpreis verkaufen können. Deshalb unterstützen wir die Vereinheitlichung der Richtlinien durch IP-Suisse, wollen aber nicht die Beschissenen sein am Schluss. Die Grossverteiler haben ja bewiesen, dass sie mehr Labelfleisch verkaufen können. Zum Teil haben sie es bisher leider viel zu teuer verkauft. Es gibt es ja nicht mehr zu tun, ein Labelschwein zu schlachten, als ein QM-Schwein. Die mangelnde Vollverwertung sollte auch besser werden, weil die Detailhändler jetzt besser Teilstücke austauschen können. Auch punkto Logistik sollte es nun Kosten-einsparungen geben, weil die Schweine nicht mehr so weit herumgeführt werden müssen.

Wo sehen Sie aus Sicht der Produzenten weitere wichtige offene Fragen?

Das Wichtigste ist, dass das Geld der Konsumenten beim Produzenten landet. Auch die Verteilung der Prämien auf Mäster und Züchter muss noch harmonisiert werden.

Zum Schluss noch eine Frage zur herrschenden Situation: Wie wirkt sich die Coronakrise auf Ihren Betrieb aus?

Ein Teil der Mitarbeiter hat frei genommen, einer ist in Polen, der konnte grad noch gehen, bevor die Grenze zuging, zwei der Polen konnten nicht heimreisen, weil die Transportbusse nicht mehr fahren, die bleiben jetzt noch ein wenig da. Unserem pensionierten Mitarbeiter haben wir Ferien gegeben. Das Znüni nehmen wir gestaffelt, das Mittagessen nehmen einige zuhause ein, wir halten die Hygienevorschriften ein, desinfizieren Steuerräder und Ganghebel in den Traktoren und wenn wir mit unserem Lastwagen bei den Kunden sind gehen wir nicht mehr rein.