Zurzeit werde heftig debattiert, wie die Landwirtschaft nachhaltiger gestaltet werden könnte, schreibt Dr. Adrian Müller, Wissenschaftler am ETH-Institut für Umweltentscheidungen, in seinem Zukunftsblog. Exponenten agrarökologischer Produktionsmethoden (wie zum Beispiel Biolandbau) heben die Vorteile dieser Ansätze für die Umwelt hervor und behaupten, dass nur diese zu einer nachhaltigen Landwirtschaft beitragen können. Exponenten intensiver Produktion betonen hingegen die Notwendigkeit hoher Erträge auf weniger Fläche, um den Welthunger zu stillen. Sie argumentieren, dass ökologische Methoden wegen ihrem erhöhten Landverbrauch nie nachhaltig sein können.

Nachhaltigkeitsziele erreichen

Wenn der Verlust an Biodiversität gestoppt und Erosion und Gewässerverschmutzung reduziert werden sollen, dann müsse sich die Landwirtschaft grundlegend ändern. Sonst könnten die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals SDG) nie erreicht werden.

Trotzdem: Biolandbau als Vorreiter

Trotz allem spricht Müller dem Biolandbau als prominentester Vertreter alternativer Produktion eine wichtige Rolle zu. So hat der Biolandbau viel Erfahrung darin, die notwendigen Institutionen aufzubauen, um sich als alternative Methode zu entwickeln und zu wachsen. Alle vier genannten Politikansätze können davon profitieren.

Mehr dazu auf der Homepage des ETH Zukunftsblog.

 

Vier Ansätze für die Politik

 

Für Müller ist diese polarisierte Debatte nicht zielführend. Er fordert, auf Politikansätze zugunsten der SDGs zu fokussieren anstatt auf die Vor- und Nachteile einzelner Produktionsmethoden. In einem kürzlich publizierten Kommentar diskutierten Forscher der ETH vier Ansätze für die Politik, die den Übergang zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft begünstigen.

  1. Erstens kann die Politik alternative (ökologische) Produktionsmethoden fördern. Dies kann über Direktzahlungen, Beratung und Wissensvermittlung oder über Forschungsförderung erfolgen. Ziel ist nicht, eine bestimmte Methode zu bevorzugen und überall umzusetzen. Es geht vielmehr darum, das Potential aller ökologischer Methoden bestmöglich zu nutzen und diese als beispielhaft nachhaltige Methoden weiterzuentwickeln.
  2. Zweitens kann man das Bewusstsein der Konsumenten für Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft fördern, ebenso wie das Engagement der Händler, entsprechende Produkte anzubieten.
  3. Drittens helfen verschiedene Instrumente, die Landwirtschaft gesamthaft nachhaltiger zu machen. Mittels Steuern auf Pflanzenschutzmittel, Mineraldünger und auf Stickstoff in importierten Futtermitteln (und in importierter Biomasse) lassen sich Pestizide und Überdüngung reduzieren.
  4. Viertens können Regierung und Industrie darauf hinarbeiten, die rechtlichen Vorgaben zu verschärfen, um beispielsweise besonders schädliche Substanzen zu verbieten.

Das gute an den Politikansätzen sei ihre Flexibilität, weil sie weder Biolandbau, integrierte Produktion, Präzisionslandwirtschaft oder sonst eine Produktionsmethode bevorzugt behandeln würden, so Adrian Müller. In einer entsprechenden Landwirtschaftspolitik fänden all diese Methoden Platz, solange sie nachweislich zu Verbesserungen führen würden.