Der Frühling, diese Farbenpracht, alles erwacht – meine absolute Lieblingszeit! Die Zeit des Aufbruchs, der Freude und (hoffentlich) auch der Unbeschwertheit. Die Zeit, um vorwärts zu schauen und nicht unbedingt Agrarpolitik zu wälzen.
Dennoch ein paar Gedanken zu einer gewissen «Unbeschwertheit» in Sachen Agrarpolitik: Die Politik ist für uns als Landwirtschaft natürlich entscheidend. Aber es gibt verschiedenste Blickwinkel auf dieses Geschehen. Daher mein grundsätzlicher Wunsch: Bitte nicht am Thema festbeissen. Aussagen wie «Alles Blödsinn, alles muss weg – von Digiflux bis Biodiversität» greifen zu kurz. Es kommt doch darauf an, wie man die Sache anschaut: Ist das Glas nun halb voll oder halb leer?
Es ist ein dauerndes Austarieren
Jetzt einfach alles abschiessen zu wollen, davor fürchte ich mich! Vor allem vor der Retourkutsche vonseiten der Öffentlichkeit. Die Agrarpolitik dreht sich weiter, es werden Wege gesucht, es ist ein dauerndes Austarieren. Dabei sind die Interessen sehr verschieden. Dies hat nichts mit fehlender Kampflust oder Mutlosigkeit zu tun. Nein, es geht um eine gewisse Ausgewogenheit, ein neues Justieren der Agrarpolitik. Dazu braucht es Einsatz vonseiten der Basis, aber auch in den Branchen- und Fachorganisationen. So wie dies nun aktuell sehr gut läuft. Aber bitte keine Fundamentalablehnung aller Ideen.
Biodiversität ist kein Schimpfwort
Importbilanz: Ein korrekt geführter Betrieb kann sich kaum davor fürchten, dass Stoffflüsse auch ausserhalb des Hofdüngers (welcher übrigens bestens funktioniert) in einer Importbilanz (nicht die parzellenscharfen Digifluxspläne) aufgezeichnet werden müssen.
Biodiversität: Es ist unbestritten, dass der Bereich Biodiversität Potenzial in Sachen Qualität, Kleinstrukturen und Randbereichen in der Landwirtschaft, dem Gewerbe und im Siedlungsbereich hat. Die Frage ist, wie. Auch Biodiversitätsförderflächen (BFF) auf Acker sind durchaus sinnvoll, sie bringen neue Lebensräume. Jedoch sollte dies auf freiwilliger Basis erfolgen. Bauern dazu zu verpflichten, ist eher schwierig. Viel eher sollten Ziele aufgestellt werden, welche mir die Freiheit lassen, was ich mache. Doch was ich mache, muss qualitativ gut sein, um die geforderten Punkte für meinen Betrieb zu erfüllen. Biodiversität ist definitiv kein Schimpfwort, sondern einfach notwendig.
Vernünftige Ziele gemeinsam mit Elan, Mut und Lebensfreude anpacken, statt alles abschiessen zu wollen – dies wünsche ich mir.
Zur Person
Peter Schweizer aus Hosenruck TG ist Landwirt und Co-Präsident von Bio Ostschweiz. Er schreibt regelmässig für die Rubrik «Arena» im Regionalteil Ostschweiz/Zürich der BauernZeitung.