Es war eine gute Entscheidung des Verbands Thurgauer Landwirtschaft das diesjährige Wega-Podium nicht mehr im BBZ Weinfelden, sondern im Bauernhofzelt umgeben von Kühen, Schweinen und Schafen durchzuführen. Die einladende Strohballenarena füllte sich am Samstagnachmittag rasch mit Zuschauern, die wissen wollten, wie sich junge Landwirt(innen) die Zukunft Landwirtschaft vorstellten.
Keine Kampfarena
«Aber das hier ist keine Kampfarena, sondern ein Gespräch über die Motivation, heute einen Landwirtschaftsbetrieb zu führen und über Chancen und Herausforderungen beim Generationenwechsel in der Landwirtschaft», stellte zu Beginn Moderatorin Katharina Serafimova klar. Wobei schon die Podiumszusammensetzung mit Lisa Honegger, Michael Messerli und Manuel Haldemann zu kontroversen Diskussionen hätte führen können.
- Michael Messerli (38), Familienvater mit vier Kindern, übernahm vor zwei Jahren einen Pachtbetrieb in Romanshorn mit 50 Milchkühen, Ackerbau und Tafelobst. Er bewirtschaftet den Hof nach ÖLN-Richtlinien und würde am liebsten die Direktzahlungen abschaffen: «Denn dadurch sind wir am Gängelband von Politik und Bund.»
- Lisa Honegger (34) aus Rüti (ZH) ist in den Biogemüsebetrieb ihrer Eltern eingestiegen. Ihr Lebenspartner will sich nicht auf dem Betrieb engagieren, sodass sie nächstes Jahr den regenerativ bewirtschafteten Betrieb zusammen mit einer Kollegin übernehmen wird. Sie wünscht sich, dass nicht nur grosse und wachsende Betriebe mit Direktzahlungen unterstützt werden, sondern auch kleine mit vielseitig strukturierten Höfen.
- Der dritte und Jüngste im Bunde, Manuel Haldemann (25), arbeitet auf dem Biohof seines Vaters in Raperswilen mit. Vater Peter Haldemann ist im VTL-Vorstand und präsidiert die Kommission Zukunft Landwirtschaft, die den Anlass organisiert hatte. Erst vor kurzem ist Junior Manuel Haldemann in eine eigene Wohnung in Rothenhausen gezügelt. Hauptberuflich ist er als Schweinefütterungs-Berater für Granovit unterwegs. Er wird den Betrieb mit den Betriebszweigen Schweinezucht und -mast, Mutterkühen und Ackerbau in einigen Jahren übernehmen. Er sagt: «Entscheidungen trifft mein Vater – er ist der Chef.» Er macht sich aber jetzt schon Gedanken über die Hofübergabe, die Gesetzgebung und die Finanzierung.
Diesen Dissonanzen zwischen den Podiumsteilnehmer(innen) zu vertiefen, wich die Moderatorin mit einem geschicktem Frage-und Antwortraster aus. Gut meldeten sich Zuschauer zu Wort. Beispielsweise Urban Dörig von der Domäne St. Katharinental in Diessenhofen mit der Frage: «Was können Konsumenten und Bürger tun, dass ihr weiterhin Freude an der Landwirtschaft habt?» Michael Messerlis Antwort war: «Respekt und Wertschätzung gegenüber uns. Nicht nur das Produkt im Laden sehen, sondern auch die Bauernfamilie dahinter.»
Auch Konsumenten wollen Wertschätzung
Was das nächste Zuschauervotum provozierte. «Respekt und Wertschätzung wünsche ich mir auch als Konsumentin. Dass man sich auf Augenhöhe begegnet – auch mit dem Detailhandel», sagte sie. Wünsche und Anregungen würden allzu oft mit dem Argument «der Konsument wünscht halt das» abgeschmettert.
Räumlich getrennt
Gut war es auch, dass VTL-Präsidentin Maja Grunder das Thema Generationenkonflikte ansprach. Die geburtenstarken Jahrgänge kommen ins Pensionsalter, dadurch steigt die Zahl der Hofübernahmen in den nächstens Jahren stark an. Grunder sagte: «Oft leben zwei, manchmal sogar drei Generationen auf dem Betrieb. Damit muss man aufhören.» Um Konflikte zu vermeiden und den Nachkommen Entfaltungsmöglichkeiten zu schaffen, müsse man sich als Eltern aus dem Betrieb rausnehmen und wegziehen.
Nach diesen Schlussvoten besichtigten sowohl bäuerliche als auch städtische Zuschauer das Bauernhofzelt, nutzten die Zeit für einen Schwatz mit dem Stallteam, dem VTL-Team und genossen im Landfrauenbeizli eine der köstlichen Wähenschnitten.