Jeweils im Spätherbst laden das kantonale Landwirtschaftsamt und der Schaffhauser Bauernverband gemeinsam zu Informationsabenden ein, um über Neuerungen rund um den Vollzug der Landwirtschaftspolitik zu informieren. Corona-bedingt fand in diesem Jahr nun der erste Abend physisch und mit Zertifikatspflicht in Oberhallau statt, während der zweite Anlass virtuell als Webinar über die Bühne geht.

Laufende Verhandlungen in der Agrarpolitik

«Wir erhalten heute eine geballte Ladung an Informationen aus erster und einer Hand», hielt einleitend Bauernverbandspräsident Christoph Graf fest. Der Strauss an Informationen, der von Amtsleiter Markus Leumann präsentiert wurde, reichte von der Ackerkratzdistel bis zum Vollzug des Umwelt- und Gewässerschutzes.

«Wohin geht der Weg in der agrarpolitischen Agenda?», war die einleitende Frage von Leumann. Er sprach von einer Zwischenphase, in welcher die zukünftige Ausrichtung der Agrarpolitik, die Digitalisierung im Agrarsektor oder auch die Anpassung der Zulassungsverfahren für Pflanzenschutzmittel geklärt werden müssen. Dabei verwies Leumann auf die laufenden Diskussionen über die Neuausrichtung der Agrarpolitik mit Blick auf 2050. Bis Ende Jahr sollen Lösungsansätze und entsprechende Instrumente wie auch ein Gesamtkonzept in einem ersten Berichtsentwurf vorliegen.  Der Bundesrat wird im Sommer 2022 darüber befinden.  

Wegweisende Projekte für die Landwirtschaft

AboEin trostloses Bild: Vom Pilz befallene Trauben sind bereits abgestorben und eingetrocknet. (Bild RoMü)InterviewWeinbau: Rebbaukommissär rechnet mit grossen ErtragsausfällenMittwoch, 11. August 2021Des Weiteren informierte Markus Leumann über laufende Zukunftsprojekte im Kanton Schaffhausen. Dazu gehören der Agrardaten-Austausch mit einer Verbesserung der Datennutzung,  die Wasserzukunft im Klettgau oder auch die Verbindung zwischen Produktion und Ökologie. In diesen Bereich gehören auch der Entwicklungsprozess für einen grünen Rebbau und das Ressourcenprojekt Rebbergflora. 

«Ab dem Beitragsjahr 2022 werden für Flächen mit Hanf zur Nutzung von Fasern und Samen Direktzahlungen ausbezahlt», kündigte Claudia Ochsner vom Landwirtschaftsamt an. Sie verwies darauf, dass für die Erfassung von blühenden Zwischenkulturen oder auch für die schonende Bodenbearbeitung das Portal in der zweiten Augusthälfte 2022 geöffnet wird. Zu beachten ist, dass bereits zahlreiche Gemeinden ihre Gewässerräume ausgeschieden haben und nur noch Biodiversitätsförderflächen (BFF) in diesen Gewässerräumen zu erfassen sind.

Mit Blick auf die Landschaftsqualität wird der Schaffhauser Kantonsrat über den notwendigen Verpflichtungskredit befinden. Das Landwirtschaftsamt geht davon aus, dass nach dem Einreichen des Schlussberichtes und der Verlängerung des Landschaftsqualitätsprojektes (LQP) beim BLW die entsprechend Bewilligung bis zur Datenerfassung 2022 vorliegen wird. Die Projektphase für die Vernetzung bei allen kommunalen Projekten ist ab 2022 für acht Jahre und jene bei kantonalen Projekte bis 2025 verlängert.

Änderungen in der Nutztierhaltung

Conny Bleuler vom Landwirtschaftsamt sprach mit Blick auf BTS und RAUS ein altes, aber durchaus aktuelles Thema in der Pferdehaltung an. Alle Pferde – ausser Hengste – müssen in Gruppen ohne jegliche Abschrankungen gehalten werden. Zudem wurden neu die Bruderhähne beim Auslauf exiliert aufgenommen.

Bezüglich dem Tierschutz machte Bleuler deutlich, dass auf den Höfen die gesetzlichen Bestimmungen  auch bei der Hobbytierhaltung eingehalten werden müssen.  Ein Mangel oder gar ein Verstoss im Hobbybereich hat auch Direktzahlungskürzungen zur Folge.  Für die Tierschutzkontrollen wurde der Schwerpunkt auf Legehennenställe ab 500 Tieren ausgemessen. Für 2022 kündigte Bleuler unangemeldete  Kontrollen bei der Poulethaltung und den Legehennenställen an.

Schwerpunkt auf risikobasierten Kontrollen

Je nach Art brauchen die Widderchen unterschiedliche Lebensräume. (Bild Corina Schiess/Kanton Schaffhausen)InsektenAktionsplan für Schmetterlingsart im Kanton SchaffhausenMittwoch, 18. August 2021  Bei den Betriebskontrollen setzt man neue Schwerpunkte bei risikobasierten Kontrollen. Bleuler nannte bei BTS in der Rindviehhaltung die Einstreu oder bei Vernetzungsprojekten der zwingende Altgrasstreifen als Kontrollpunkte. Auch die Ackerkratzdistel, Quecken, das Berufskraut und weitere Neophyten  waren an diesem Abend ein Thema. Weisen Flächen einen entsprechend hohen Besatz dieser Problempflanzen auf oder werden die Flächen nicht sachgerecht bewirtschaftet,  so werden sie als landwirtschaftliche Flächen aberkannt und sind von Direktzahlungen ausgeschlossen.

Einen weiteren Schwerpunkt setzte das Landwirtschaftsamt beim Naturschutz und in der Vernetzung. Dabei stehen verschiedene Vernetzungstypen im Fokus. Der Fächer reicht von Hecken, Feld- und Ufergehölzen über extensive Wiesen und Buntbrachen bis zu Hochstammbaumgärten.

Emotionaler Abschied

Zum Schluss des reich befrachteten Informationsabends wurde es auch noch ein wenig emotional. Claudia Ochsner verlässt das Landwirtschaftsamt. Als gute Seele mit viel Geduld war sie im Amt eine wertvolle Ansprechpartnerin mit offenen Ohren und viel Verständnis für den Schaffhauser Bauernverband wie auch für die Ackerbaustellenleiter. Sie wurde mit viel Applaus verabschiedet.