Mit dem Bio-Grischun-Preis werden jeweils Personen oder Institutionen ausgezeichnet, die sich durch ihr Engagement und ihre aussergewöhnlichen Leistungen im biologischen Landbau in Graubünden verdient gemacht haben. Die diesjährigen Nominierten sind die Molki Thusis, die Meier Beck AG in Santa Maria im Münstertal sowie Johannes Janggen aus Malans mit dem Label «Swiss Nuss». 

Auf die Baumnuss gekommen

Johannes Janggen ist bereits seit über 30 Jahren Landwirt. Früher hielt er auf seinem etwas oberhalb von Malans gelegenen Betrieb viele Tiere. Heute produziert der Bauer zwar noch Bio-Weide-Beef, legt den Schwerpunkt jedoch auf den Pflanzenbau. Eine Pflanze hat es ihm besonders angetan: die Baumnuss.

Angefangen hat alles 2010. «Wir wollten eine neue Richtung einschlagen», erzählt er. Damals pflanzte Johannes Janggen als einer der ersten Landwirte in Graubünden Walnussbäume an. Inzwischen hat er einen Bestand von 1300 Nussbäumen. Das sind so viele, wie kein anderer Bauer im Kanton besitzt. Mit und in der Natur zu arbeiten, ist für Janggen etwas vom Schönsten, was es gibt. «Wenn ich sehe, wie alles wächst und gedeiht, befriedigt mich das sehr.» Seit ein paar Jahren ist der landwirtschaftliche Betrieb, den er zusammen mit seiner Frau und nun auch mit seinem Sohn führt, ein reiner Biobetrieb. «Für uns ist Bio die einzige Produktionsform, die langfristig funktionieren kann», meint er.

Inspiration und Wissen aus Frankreich

Damit das Projekt überhaupt durchführbar war, brauchte es Wissen über den Anbau der Nüsse. Dafür reiste Johannes Janggen zweimal nach Frankreich, wo er verschiedene Betriebe und Forschungsanstalten besuchte. Von dort stammt auch die Idee zu einer neuen Anbauform, bei welcher die Bäume enger gesetzt werden. Anfänglich pflanzte der Nusspionier 100, später bis zu 300 Nussbäume pro Hektare an. Letzten Herbst konnte Janggen 3,5 Tonnen Nüsse ernten. Das sind etwas weniger als üblich, normalerweise erntet er rund 4,5 Tonnen. Grund dafür war der Spätfrost im April.

Erste Nussknackanlage in Graubünden

Nebst dem Produzieren von Baumnüssen ist Johannes Janggen Präsident von «Swiss Nuss», einer Genossenschaft von Bäuerinnen und Bauern aus den Kantonen Graubünden, St. Gallen und Luzern. 

In Malans, dem Sitz der Genossenschaft, steht seit 2019 die erste Bündner Nussknackanlage. Die geernteten Nüsse aller Mitglieder der Genossenschaft werden gewaschen und getrocknet nach Malans geliefert. Dort werden sie zunächst gelagert, später geknackt, sortiert, verpackt und letztendlich an Bäckereien und andere Abnehmerinnen verkauft. «Im vergangenen Jahr haben wir hier 20 Tonnen Schweizer Nüsse verarbeitet», so Janggen.» gja

«Man muss solchen Läden Sorge tragen»

Seit 20 Jahren führen Renata und Roland Kunfermann die Molki Thusis mit viel Engagement und Freude. Das Geschäft soll nebst dem Verkauf von Lebensmitteln und diversen Geschenkartikeln auch eine Begegnungsstätte für Jung und Alt sein. Hier kommt man ins Gespräch, und – umgeben von regionalen Produkten – es wird bald einmal über die Lebensmittelherstellung gesprochen. 

Für das Ehepaar Kunfermann ist die naturnahe Produktion, namentlich von qualitativ hochstehenden Milch- und Käseerzeugnissen, zentral. «Der Mensch ist, was er isst», betont der Geschäftsinhaber. Dementsprechend besteht das Sortiment in der Molki Thusis zu 95 Prozent aus regionalen Bioprodukten. Deren Lieferantinnen und Lieferanten leben und arbeiten am Heinzenberg, im Schams oder im Rheinwald, und die Kunfermanns kennen sie allesamt persönlich.

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Ohne die Stammkunden ginge es nicht

Das wichtigste Glied in der Kette sind laut Roland Kunfermann jedoch die Kundinnen und Kunden. «Ohne ihre Nachfrage würde nicht in Bioqualität produziert, und auch die Molki Thusis gäbe es ohne sie nicht.» Unter den Stammgästen befänden sich auch viele Ferienaufenthalterinnen und -aufenthalter. «Sie alle sind bereit, durch den Kauf von regionalen Bioprodukten diese Zusammenhänge zu festigen und unsere Landschaft zu erhalten.» 

Über die Nominierung freuen sich Conrad Luzi aus Rongellen und Jörg M. Wuttge, Pfarrer der evangelisch-reformierten Kirchgemeinden Ausser- und Oberheinzenberg, die an diesem Morgen fast gleichzeitig einkaufen. «Für mich ist die Molki klein, fein und kompetent», sagt Luzi, und Wuttge rechnet lachend vor, dass er in den letzten zehn Jahren rund eine Tonne Biomilch aus der Molki nach Hause getragen hat. «Schön ist, dass man als Stammkunde auf Monatsrechnung einkaufen kann.» 

Immer ein passendes Geschenk

Ausserdem liebt es der Pfarrer, seine Verwandten in Deutschland mit Produkten aus der Molki zu überraschen. «Und ich schätze es sehr, dass ich hier auch mal ein Käseplättli für einen Apéro bestellen kann.» Conrad Luzi ergänzt, dass er auch öfter in der Geschenke­abteilung der Molki vorbeischaue, wenn er auf der Suche nach einem originellen Präsent sei. «Roland hat immer eine Idee, und er packt das Geschenk auch noch schön ein.» Ihm gefielen der persönliche Kontakt und die kompetente Beratung im Geschäft. Luzi bemerkt: «Man muss solchen Läden Sorge tragen.»

Die Nusstorte ist schweizweit bekannt

Nusstorte, Marronikuchen im Glas, Linzertorte – diese und noch drei weitere Produkte stellt Meier Beck in Bioqualität her. Die Bio-Nusstorte war 2013 sogar Testsiegerin bei «Kassensturz». Seit dem vergangenen Jahr ist das Unternehmen aus Val Müstair die einzige Bäckerei, die eine Bio-Nusstorte mit reinen Bündner Biobaumnüssen herstellt. 

«Uns ist es wichtig, dass wir unsere Rohstoffe möglichst lokal oder regional beziehen», sagt Lucia Meier. Ihre Eltern hatten 1973 die Dorfbäckerei im Zentrum von Santa Maria erworben und den Namen Meier Beck im Laufe der Jahrzehnte in der ganzen Schweiz bekannt gemacht. Angefangen hatten sie mit fünf Angestellten, heute beschäftigen Lucia Meier und ihr Lebenspartner Giancarlo Marco De Santis 19 Personen. 

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Interesse an Bioprodukten ist gestiegen

Die beiden übernahmen das Geschäft 2012 als Quereinsteiger. Meier ist diplomierte Kleintierpflegerin, De Santis arbeitete zuletzt in der Lebensmittelbranche. «An den Rezepten wird aber nichts verändert», betont Meier. Diese seien schliesslich die Basis des Erfolgs. Die Produkte wurden kontinuierlich den Bedürfnissen der Zeit angepasst. Im Sortiment führt Meier Beck unter anderem Slow-Food-, Schweizer Urdinkel-, glutenfreie und sechs Bio-Knospe-Produkte. 

«Das Interesse an Bioprodukten hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen», sagt Meier. Von Vorteil ist, dass die meisten landwirtschaftlichen Betriebe im Tal Bio-zertifiziert sind. Das Unternehmen bezieht von Eiern bis Butter alles von den Einheimischen. Mehl und Hafer stammen von Gran Alpin in Surava. 

Zum Laden gehört auch ein Café

Authentische, qualitativ hochwertige Produkte herzustellen, das ist das Ziel von Lucia Meier und Giancarlo Marco De Santis. «Bei uns steckt hinter jedem Produkt eine kleine Geschichte», sagt De Santis. Als Beispiel nennt er die «Tamburins», eine Art Münstertaler Version des Schüttelbrots, das zum kulinarischen Erbe der Südtiroler Nachbarn gehört. Meier Beck hat eine eigene Kräutermischung kreiert, welche die Münstertaler Tamburins unverwechselbar machen. 

Über 80 Prozent der Spezialitäten werden in die ganze Schweiz versendet oder sogar ins Ausland. Der Verkaufsschlager ist die Nusstorte. Grosse Partner wie Coop gehören zu den Kunden ebenso wie Hotels, Restaurants, Firmen, Krankenhäuser und Private. «Im vergangenen Jahr konnten wir über 1040 Kundinnen und Kunden mit unseren Spezialitäten beliefern», informiert Meier. 

Mit Bio ist keine Massenproduktion möglich

Zur Bäckerei gehören ein Laden, ein Café und in den Sommermonaten ein Restaurant mit kleiner Küche. Mit Bioprodukten sei keine Massenproduktion möglich, dafür sei Bio ehrlich, und das schätzten die Kunden. «Wir machen Bioprodukte aus Überzeugung», betont Giancarlo Marco De Santis.

Der Bio-Grischun-Preis wird am Dienstag, 8. Februar, in der Sendung «Rondo» auf TV Südostschweiz verliehen. Wer gewinnt, entscheidet eine Jury mit Vertreterinnen und Vertretern aus den Bereichen Landwirtschaft, Medien und Kultur. Zum zweiten Mal wird zudem ein Publikumspreis vergeben.

Bis und mit 5. Februar kann man abstimmen  unter: www.suedostschweiz/biogrischun2022