Mastitis verursacht in der Schweiz jährliche Kosten von rund Fr. 130 Mio. Meist ist das Bakterium Staphylokokkus aureus Genotyp B (SAGB) der Auslöser: Schweizweit tritt der Erreger auf 87 Prozent der Milchvieh-Betriebe auf. Ein Ressourcenprojekt zur Sanierung von SAGB im Tessin hatte durchschlagenden Erfolg, wie im neuen Agrarbericht zu lesen ist.

Individuelle Massnahmen

Die beteiligten Höfe (mit 168 rund 86 Prozent aller Tessiner Milchvieh-Betriebe) setzen einen individuell ausgearbeiteten Massnahmenkatalog um. Darin waren unter anderem Hygienevorschriften und eine genaue Melkreihenfolge festgelegt.

 

 

 

  • Nachweis für SAGB (neu von Agroscope entwickelter Gentest, der auch für Tankmilch funktioniert)
  • Die fünf Hofmassnahmen konsequent umsetzen
  • Richtige Antiobiotikawahl

Die fünf Hofmassnahmen nach Agroscope:

  1. Melkreihenfolge einhalten
  2. Melkaggregate und -anlage morgens und abends vollständig reinigen
  3. Eigenes Wegwerftuch oder Holzwolleknäuel für jede Kuh zur Zitzenreinigung
  4. Zitzen unmittel nach dem Melken in Jod tauchen
  5. Melkanlage jährlich von einer Fachperson reinigen lassen.

Die ersten zwei Punkte seien dabei die wichtigsten.

 

Gekaufte Tiere schleppen Erreger ein

Beim Projekt dabei war auch der Familienbetrieb Croce mit 70 Brown Suisse-Milchkühen. Die Probleme kamen dort mit der Vergrösserung des Bestandes. Der Betriebsleiter vermutet, dass ein zugekauftes Tier SAGB in seine Herde eingeschleppt hat. Der Melkroboter verschlimmerte das Problem und machte sowohl die Probeentnahmen der Milch als auch die Umsetzung des Massnahmenkatalogs schwierig. Hier habe nur die Dampfdesinfektion des Geräts helfen können.

Während der zweijährigen Sanierungsphase mussten auf dem Betrieb Croce zehn Kühe mit schlechten Heilungschancen geschlachtet werden. Der Rest sei erfolgreich behandelt worden – die Herde ist heute frei von SAGB.

Nur getestete Kühe kaufen

Nach knapp zwei Jahren war der Mastitis-Erreger auf allen beteiligten Betrieben ausgerottet. Damit ist der Kanton Tessin praktisch frei von SAGB. Damit das so bleibt, müsse man vorsichtig sein. So sind Tessiner Milchproduzenten dazu angehalten, Kühe aus anderen Kantonen nur zu kaufen, wenn sie negativ auf SAGB getestet worden sind.

Besseres Einkommen

Die Sanierung bringt grosse Vorteile mit sich:

  • Weniger Tierleid
  • Geringerer Antibiotika-Verbrauch
  • Kleineres Risiko für Antibiotika-Resistenzen
  • Grössere Milchmenge und -qualität

Damit steigt das Einkommen der Milchproduzenten. Einerseits, weil die Kosten für Tierarzt und Antibiotika wegfallen und andererseits, weil mehr und bessere Milch produziert werden kann (man rechnet mit durchschnittlich 300 kg pro Jahr und Kuh) auf den sanierten Betrieben.