Das Büro für Agrarsoziologie und Landwirtschaft (BAL) beziffert die Produktionskosten für Milch in Deutschland Stand Juli 2022 mit 47,31 Cent/kg. Der durchschnittliche Auszahlungspreis liege bei 55,04 Cent/kg – die Kosten sind also erstmals seit Beginn der vierteljährlichen Kostenstudien im Jahr 2014 gedeckt.

Die Produktion sinkt trotzdem

Wie das European Milk Board (EMB) mitteilt, war diese Tendenz bereits im April dieses Jahres deutlich geworden. Obwohl seitdem die Produzentenpreise in unserem Nachbarland weiter gestiegen seien, gab es keinen Anstieg der produzierten Milchmenge. Im Gegenteil habe es eine Abnahme um 0,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat gegeben. Von Januar bis Juli 2022 habe der Rückgang gegenüber 2021 1,3 Prozent betragen. Der Zustand der Milchviehbetriebe lasse es nach der anhaltend starken Kostenunterdeckung der letzten Jahre offenbar nicht zu, auf höhere Preise zu reagieren, so die Schlussfolgerung des EMB.

Der Sektor brauche Stabilität

Was die Milchproduktion brauche, heisst es weiter, seien langfristig stabile Preise, Kostendeckung, ein faires Einkommen für die Produzenten und überdies ausreichend Gewinn. «Nur so kann die Zersetzung der Produktionsstruktur aufgehalten und es können auch junge Produzenten wieder für den Sektor gewonnen werden», schreibt das EMB. Man sieht die Politik in der Verantwortung, um die erforderlichen Rahmenbedingungen zu schaffen.

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Andere Lage in Frankreich

Dass die Politik handelt, ist aus Sicht des EMB umso wichtiger, als dass die Situation französischer Milchproduzenten ganz anders aussieht als die ihrer deutschen Kollegen. In Frankreich seien die Produzentenpreise im Juli bei lediglich rund 44 Cent/kg gelegen, trotz massiv gestiegener Kosten. EU-Milchproduzenten könnten nach wie vor nicht kostendeckend arbeiten. «So kann definitiv keine soziale und ökologische Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft geschaffen werden. Doch die braucht es unbedingt», hält das EMB fest.