Kleine Hans war erst 12 Jahre alt, als er Hirte im Nanztal war, dem Tal, das unter einem Gletscher endete. Er war ein «Tinner», ein Hirte, der neben den Kühen auch eine Handvoll Schweine hatte. Ein Tinner hatte das härteste aller Leben. Er ging um zehn Uhr abends zu Bett und wachte um drei Uhr morgens auf, um das Feuer für den Kaffee zu entfachen. Eine halbe Stunde später würde er die Kühe zum Melken vorbereiten.
Als er älter war, wanderte Kleine Hans von der Alp Kreuzstafel auf den Grat hinauf. Und dort, auf 2388 m ü. M., steckte er zwei Äste einer Lärche zusammen und errichtete ein Kreuz. Ein Kreuz, das heute noch steht und über all das blickt, was der kleine Hans gelebt und erlebt hat.
Und heute Abend, nach all diesen Jahren und Geschichten, haben Kleine Hans und ich eine Flasche selbst gemachten Wein getrunken. Oder «Oktobertee», wie er ihn nennt, weil er zu dieser Zeit die Reben geschnitten hat. Am 21. März geboren, sagt er, er sei im Winter erfroren und zu früh für den Frühling geboren. Und deshalb ist er immer klein geblieben. Aber Kleine Hans hat Giganten geschaffen. Gigantische Söhne, die durch diese Berge streifen, und Geschichten, die Generationen überdauern.