Es ist Ostersonntag und ich folge den Geschichten aus den letzten Tälern der Schweiz: Worte und Wege, die mich in die italienischen Alpen führen. Weit unten ist die Grenze ... aber hier, auf 2000 m Höhe, verblassen die auf Papier gezeichneten Linien in der Sonne.

Als ich von der Alpe Vallescia absteige, befinde ich mich in der Kapelle von Bugliaga, deren Steinboden mit Blumen bedeckt ist. Und dann, in der steinernen Tür: Ein Blitz im Sonnenlicht und eine Welle von Italienisch, die mich zu ertränken droht. Es ist Lucia. Es bedeutet ihr nichts, dass ein Fremder aus dem Himmel gefallen ist. «Pinaki? Oh, wie ‹Pino› (Kiefer)!» Innerhalb weniger Minuten sitze ich mit ihr und ihren Freunden Gabriella und Antonino zusammen, trinke Prosecco und esse Panettone.

Lucia erzählt mir von dem Marmor, der vom Passo delle Possette transportiert und hier in den Küchen verwendet wird. Von dem fünfeckigen roten Granit. Von den massiven Pilzen der «Larice», oder Lärche, die als Medizin für den Magen verwendet wird. Sie quietscht vor Freude, als sie mir beibringt, dass das Wort für alte Menschen im lokalen Dialekt «Sceuri» lautet. Und das war mein Osterfest. Gefüllt mit all der Wärme, die ich mir vorstellen kann.