Am Mittwoch Nachmittag geht es von der spätsommerlichen Hitze direkt in den kühlen Untergrund. Hier wird im Hagerbachstollen unterirdisch Gemüse angebaut. Die Netzwerke Svial, Swiss Food Research und Scaut laden zur Besichtigung.

Federkohl und Forellen

Federkohl, Salate und Wasabi stecken im Blähton in holzigen Hochbeeten. Die rechteckigen Kisten sind etwas grösser als Pallet-Rahmen. Sie stehen aneinandergereiht in einem kühlen Seitenraum des grossflächigen Stollens. Über den Kisten schwebt warmes Licht. Daneben stehen Fischbecken und eine Filteranlage, die Wasser in die Gemüsekisten pumpt. Die Exkremente aus der Fischzucht dienen den Pflanzen als Nährstoffe. Die Pflanzenbeete wiederum reinigen das Wasser damit es die Fische erneut verwenden können. Dieses Kreislaufverfahren nennt sich Aquaponik.

Keine Sonne, mehr Kontrolle

Grundsätzlich gedeihen die Setzlinge und die Fische wachsen mit Zugabe von externen Futterquellen. Das Pflanzenwachstum ist bescheiden und die Produktpalette ist relativ klein. Zudem herrschen im Stollen nicht die attraktivsten Arbeitsbedingungen. Doch der Versuch steht erst am Anfang und der Förderverein Scaut will noch einige Erkenntnisse aus dem Stollen ans Tageslicht bringen. Die Vorteile unterirdischer Räume sind vielversprechend: Zufuhr von Wasser, Luft und Licht lassen sich kontrollieren - es gibt keine Abhängigkeit vom Wetter. Lebensmittel werden ohne Kulturland-Fläche produziert. Bei städtischen Anlagen würde sich durch die Nähe, den Konsumenten mehr Frische bieten und Logistikkosten einsparen lassen.

Innere Werte der Schweiz

Die Versuchsanlage ist seit Februar in Betrieb. Sie soll zeigen ob und wie der Anbau unter der Erdoberfläche gelingen kann, um dann in der Schweiz, einem Land voll Bunkern und Tunneln, die Potenziale ausschöpfen zu können. Bereits voll am Spriessen sind die Gotthard Bio Pilze des gleichnamigen Familienbetriebs. Im Untergrund von Stansstad NW werden jährlich um die 130 Tonnen produziert. In der Stadt Zürich kultiviert das Unternehmen Umami  Microgreens und Fische. Die Lebensmittelproduktion im  Untergrund lebt.

Sollen nach Transportsystemen, Lagern oder Parkhäusern auch die Landwirtschaft in den Untergrund? Diskutieren Sie in den Kommentaren mit.