«Überall hetts Pilzli dra, Pilzli dra», sang schon der Komiker Peach Weber vor Jahren. Das Pilzlen liegt offenbar im Trend. Immer mehr Personen machen sich in den Wald auf und suchen ihre Pilze selbst. Das bestätigte Bernhard Curchod vom Pilzverein Solothurn am Rande der Chabishoblete. Denn anlässlich des 25-jährigen Jubiläums war der Pilzverein mit einer Ausstellung vor Ort.
Bauchschmerzen und Durchfall wegen giftiger Pilze
Doch Obacht, das Freizeitvergnügen kann schnell zur gesundheitlichen Falle werden. Oder es kann im schlimmsten Fall sogar den Tod von Menschen verursachen, denn bekanntlich gibt es viele giftige Pilze. Fies ist auch, dass einige der bekannten Speisepilze giftige Doppelgänger haben. Bernhard Curchod, der im Kanton Solothurn bei der Pilzkontrolle Solothurn als Kontrolleur im Einsatz steht, rät, selbst gesuchte Pilze immer kontrollieren zu lassen. Bei der Vereinigung amtlicher Pilzkontrollorgane der Schweiz (Vapko) sind alle Kontrollstellen zu finden. Solche gibt es in vielen Gemeinden.
Sollten nach dem Genuss von Pilzen Beschwerden auftauchen, gilt Folgendes:
- Starke Symptome: Ambulanz anfordern via Sanitätsnotrufnummer 144.
- Patienten mit leichten Symptomen oder beunruhigte Personen: Tox Info Suisse, 24h-Notrufnummer 145 anrufen.
- Ohne ärztliche Weisung nichts essen oder trinken (weder Wasser, Milch noch alkoholische Getränke).
- Wenn möglich Rüstabfälle, Speisereste oder Erbrochenes sicherstellen. Dieses Material ermöglicht speziell ausgebildeten Pilzexperten das Bestimmen der involvierten Pilze und den Ärzten das Einleiten der angemessenen Behandlung.
Damit es nicht so weit kommt, hat Bernhard Curchod einen Tipp parat: «Nimm nur die Pilze, die du kennst. Daneben kannst du von ein bis zwei weiteren Sorten zwei bis drei Exemplare mitnehmen und dir bei der Kontrollstelle umfassend erklären lassen.» Dieses Vorgehen biete einen grossen Lerneffekt, ist sich der Experte sicher. Hilfreich ist es auch, zu Beginn mit erfahrenen Pilzsammlern mitzugehen. Was hingegen gefährlich werden kann, ist die alleinige Verwendung einer Pilzbestimmungs-App. Deren Angaben sind zu ungenau.
Bernhard Curchod zeigt drei Pilze auf, die sich einfach erkennen lassen, wenige oder gar keinen giftigen Doppelgänger haben und sich daher gut für Neulinge beim Pilzesammeln eignen (siehe Kästen unten). Der Pilzverein Solothurn bietet zudem jedes Jahr von August bis Mitte November, jeweils am Montag von 19 bis 21 Uhr, Pilzbestimmungsabende am BZ Wallierhof in Riedholz an.
Wie sammelt man denn Pilze richtig?
Die Vapko erklärt, wie es geht.
- Körbe verwenden, die eine gute Durchlüftung gewährleisten. Keine Plastiktaschen!
- Die Pilze vor Ort von anhaftender Erde und Tannenadeln befreien. Dabei die Merkmale der Stielbasis nicht beschädigen, damit sie der Erkennung dienen.
- Nur einwandfreie Pilze pflücken.
- Junge oder ganz alte Pilze stehen lassen.
- Giftige Pilze nicht vernichten, sondern stehen lassen.
- Unbekannte Pilze getrennt von den bekannten aufbewahren und mit zur Kontrollstelle nehmen.
- Die Pilze nach Arten getrennt der Kontrolle vorlegen.
Auch bei Speisepilzen aufpassen
Pilze können unseren Speiseplan bereichern, zudem sind sie sehr gesund. Jedoch rät die Vapko dringend, nur kontrollierte und durchgegarte Pilze zu essen. Denn auch Speisepilze können giftige Substanzen enthalten, die jedoch beim Durchkochen vernichtet werden. Da Pilze zwar gesund, aber schwer verdaulich sind, wird geraten, sie nicht als Hauptgericht, sondern als Beilage oder Zugabe zu verzehren.
Und dann ist da ja noch die altbekannte Regel, dass Pilzgerichte nicht aufgewärmt werden dürfen. Das stimmt so nicht mehr. Unter folgenden Bedingungen dürfen Pilzgerichte einmal aufgewärmt werden: Wenn sie nach der Zubereitung rasch abgekühlt wurden, sie im Kühlschrank bei höchstens 5°C aufbewahrt wurden und wenn sie innert zwei Tagen konsumiert werden.
Trompetenpfifferling
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Der Trompetenpfifferling kommt überwiegend bei Fichten und Tannen und auf saurem und feuchtem Boden vor. Er hat nur einen Doppelgänger: das Gallertkäppchen . Der grosse Unterschied ist, dass der Pfifferling Leisten hat. Diese laufen auf der Hutunterseite breit herab (adrig) und sind fest mit dem Fleisch verwachsen. Das Gallertkäppchen hingegen ist glatt.
Rotfüsslinge
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Der Rotfussröhrling und der Bereifte Rotfussröhrling haben beide einen rötlichen Stiel. Der Hut ist braun. Frassstellen sind immer rot. Den Rotfüsslingen ähnliche Pilze wie beispielsweise der Maronenröhrling sind alle ebenfalls essbar. Rotfüsslinge sind ein häufiger Pilz, der von Juli bis November gefunden werden kann. Sie wachsen im Laub- und Nadelwald und haben keine besonderen Bodenansprüche.
Gemeiner Birkenpilz
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Der Gemeine Birkenpilz hat keinen Doppelgänger. Seine sechs Unterarten sind alle essbar. Er hat einen längeren Stiel, der braun-schwarz ist. Zudem ist der Stiel genattert, sieht also aus wie eine netzartige Schlangenhaut. Das Fleisch des Gemeinen Birkenpilzes wird beim Kochen sehr dunkel bis schwarz. Es hat einen angenehmen Pilzgeruch. Dieser Pilz wächst in der Nähe von Birken.