Beim Naturschutzgebiet «Eselschwanz» in St. Margrethen SG, eingebettet zwischen dem alten Rheinlauf und der Autobahn, liegt der Gemüsebaubetrieb von Familie Risch. Armin Risch führt das Unternehmen in vierter Generation. Vor rund sieben Jahren hat ihm sein Vater Bernhard die Leitung übergeben. Doch noch immer arbeiten beide eng zusammen.
Auch Carmen Risch, die Ehefrau von Armin, ist im Betrieb aktiv: Im «Gmüeslädeli» in Rheineck SG verkauft sie Gemüse vom Feld, ein Grundsortiment an Früchten und individuell zusammengestellte Geschenkkörbe.
Eine breite Gemüse-Vielfalt und viele helfende Hände
Rund zehn Hektaren Freiland und 80 Aren Gewächshausfläche bewirtschaftet der Betrieb heute – mit einem beeindruckend breiten Sortiment. Je nach Saison arbeiten zwischen sieben und sechzehn Personen im Betrieb. Auf den Feldern gedeihen Broccoli, Blumenkohl, Fenchel, Sellerie, Rüebli, Kartoffeln und verschiedenste Salate.
In den Gewächshäusern wachsen Tomaten, Gurken, Auberginen und Peperoni. Die Ernte gelangt nicht nur in den eigenen Hofladen, sondern auch zu Marktfahrern, in Gastronomiebetriebe, Spitäler und Heime. Einen weiteren Absatzkanal bildet der Plattformbetrieb Fahrmaadhof AG in Diepoldsau SG, der Grossverteiler beliefert.
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Vom Fuhrmann zum Landwirt – die Entwicklung des Betriebs
Die Wurzeln des Betriebs reichen bis zu Armins Rischs Urgrossvater zurück. Als Fuhrmann mit Pferd und Wagen verdiente er sein Einkommen, pflanzte nebenbei Kartoffeln und Mais. Später kamen Spinat, Erbsen und Bohnen hinzu, die in der Rorschacher Konservenfabrik verarbeitet wurden.
Sein Sohn – Armins Grossvater – stellte schliesslich auf reinen Gemüsebau um. Bernhard Risch erweiterte den Betrieb und setzte verstärkt auf Vielfalt. «Dass wir früher auf kleinen Flächen Gemüse für die Industrie angebaut haben, wirkt aus heutiger Sicht kaum vorstellbar», sagt Risch. Und doch bildet genau diese Entwicklung die Grundlage für das, was den Betrieb heute ausmacht: ein breites Sortiment an saisonalem Gemüse, frisch geerntet, jeden Tag.
Vom Feld in den Laden
Besonders wichtig ist Armin Risch die Direktvermarktung. «Unsere Salate ernten wir oft erst, wenn die Bestellung da ist», sagt er. Das bedeutet mitunter Stress und lange Tage, doch die Nähe zur Kundschaft zahlt sich aus. Während im Grosshandel Gemüse über viele Stationen läuft, liegt der Feldrand bei den Rischs nur wenige Schritte vom Verkaufsort entfernt.[IMG 2]
Die Menschen schätzen das, achten auf Regionalität und suchen den persönlichen Kontakt. «Ob Bio oder nicht, ist dabei gar nicht so entscheidend. Hauptsache frisch, regional und mit einer Geschichte dahinter», sagt Risch. Tomaten oder Erdbeeren im Winter? Für Risch keine Option. Stattdessen setzt er auf das, was saisonal wächst: Wirz, Lauch oder alte Sorten wie Federkohl und Schwarzwurzeln.
Für Risch sind solche Kulturen nicht nur eine Alternative, sondern auch eine Chance für die Landwirtschaft, sich vom Einheitsangebot abzuheben. «Das ist Gemüse mit Charakter – kein blosses Nahrungsmittel, sondern ein Stück Natur auf dem Teller.»
«Es fehlt an langfristig tragbaren Rahmenbedingungen»
Doch der Gemüsebau hat auch Schattenseiten. Neue Schädlinge, die durch Klimawandel und Globalisierung häufiger auftreten, machen dem Gemüsebauer die Arbeit schwer. Gleichzeitig verschwinden immer mehr Pflanzenschutzmittel vom Markt – und mit ihnen die Möglichkeit, Schädlinge gezielt in Schach zu halten. «Das ist eine Entwicklung, die mir Sorgen macht. Wir stehen oft ohne wirksame Mittel da, während sich Krankheiten und Schädlinge rasant ausbreiten», sagt Risch.
Hinzu komme der steigende Aufwand für administrative Vorgaben und Kontrollen. «Schon kleine Fehler werden sanktioniert. Gleichzeitig fehlt es an langfristig tragfähigen Rahmenbedingungen.» Von der Politik wünscht sich Risch weniger Bürokratie und praxistaugliche Regelungen, die Planungssicherheit bieten.
Um die Komplexität des Betriebs zu bewältigen, setzt Risch auf digitale Hilfsmittel. Eine spezielle Software hilft ihm, die bis zu 260 Kulturen pro Jahr effizient zu planen. Auch GPS-gestützte Lenksysteme auf den Traktoren sind im Einsatz. «Wenn Digitalisierung sinnvoll eingesetzt wird, erleichtert sie den Alltag erheblich», sagt er. «Sie ist kein Selbstzweck, sondern ein Werkzeug.»
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Der Branche fehlt der Nachwuchs
Neben seiner Tätigkeit auf dem Hof engagiert sich Armin Risch als Präsident der Gemüsebauvereinigung Rheintal. Sein Ziel: Die Bedeutung des Schweizer Gemüsebaus sichtbarer zu machen. «Wer Schweizer Gemüse kauft, unterstützt eine hochwertige Produktion und eine Landwirtschaft, die vor Ort verwurzelt ist», betont er.
Sorgen bereitet ihm jedoch der fehlende Nachwuchs. Schweizweit schliessen jährlich nur rund 20 bis 30 junge Menschen ihre Ausbildung im Gemüsebau ab – viele verlassen die Branche bald wieder. «Wir brauchen junge Leute, die den Beruf mit Überzeugung ausüben wollen», sagt Risch.
Diese Überzeugung lebt er selbst vor. Wer ihn über seine Felder gehen sieht, merkt schnell: Für ihn ist Gemüsebau nicht nur ein Beruf, sondern Teil einer gewachsenen Familiengeschichte – bodenständig, vielfältig und voller Herausforderungen.
Betrieb Risch
Armin und Carmen Risch
Ort: St. Margrethen
LN: 10 ha bewirtschaftete Ackerfläche, 80 a Gewächshausfläche, 1.2 ha ökologische Ausgleichsfläche
Mitarbeiter: Je nach Saison zwischen 7 und 16 Personen