SonderausgabeSuisse Tier 2021Freitag, 19. November 2021 Der Betrieb Kirchweg der Familie Stocker im luzernischen Greppen ist für den Feigenanbau optimal gelegen. Im Kirchweg gab es schon immer Feigenbäume. Der Betrieb ist mit knapp 10 Hektaren relativ klein. Vor der Hofübernahme haben sich Stephan und Andrea Stocker deshalb überlegt, wo sie mit dem Betrieb hinwollen.Durch den guten, sonnigen Standort entstand die Idee mit dem Feigenanbau auf dem offenen Feld. Im Jahr 2011 wurden von zwei Sorten je sechs Bäume versuchsweise angepflanzt. Trotz aller Vorsichtsmassnahmen sind diese im ersten Winter erfroren. Allen Erwartungen zuwider haben im nächsten Frühling alle Bäume wieder ausgeschlagen und zeigten sich robuster als zuvor.

Schweizweit die Einzigen

Feigenanbau in der Schweiz ist kein Kinderspiel. Der wichtigste Faktor dafür ist ein sonniger Standort. Die Feigen mögen es trocken, das Wasser darf aber trotzdem nicht fehlen. Solche Grundinformationen sind einfach erhältlich. Konkretere Fragen zur Düngung, zum Schneiden der Bäume oder auch zur Sortenwahl konnten jedoch von niemandem in der Schweiz beantwortet werden. Deshalb wurden Ferien in Süditalien geplant, wo solche Plantagen vorhanden sind. In Italien angekommen, gab es für Stockers einige Ernüchterungen. Auf den Plantagen wurden vor allem Oliven geerntet. Die Feigen wurden nur im kleinen Stil dazwischen gepflanzt. Deshalb unternahmen sie im Herbst eine zweite Reise nach Südfrankreich. Dort fanden Stockers professionelle Feigen-Anbauer. Sie konnten verschiedene Plantagen besichtigen und von Erfahrungen profitieren.

Kein Spaziergang

Nach dem Kurztrip nach Südfrankreich waren Stockers überzeugt, dass der Feigenanbau für sie eine echte Option sei. Deshalb haben sie 2012 kurzerhand 160 Feigenbäume von diversen Sorten gepflanzt. Darunter sind blaue, grüne, braune, glatte und behaarte Feigen. Erfahrungen mussten gesammelt werden, weshalb nun vor allem auf drei Sorten gesetzt wird. Bei einer Sorte entstehen kleine süsse Feigen, welche sich für die Verarbeitung eignen. Zudem liefern zwei Sorten grössere Tafelfeigen. Als die Feigen das erste Mal Ertrag hatten, frassen die Vögel einen Grossteil weg. Somit wurde eine Investition in Schutznetze unumgänglich.

Betriebsspiegel Kirchweg

Name: Stephan und Andrea Stocker-Wyss mit Alina, Greppen LU
Produktionsform: ÖLN
LN: 9,76 ha, davon 0,5 ha Feigenanlage
Tierbestand: 17 Mutterkühe, 10 Mutterschafe, 1 Widder, 350 Legehennen

Der richtige Absatzkanal

Eine grosse Schwierigkeit besteht in der Vermarktung der Feigenprodukte. Im Jahr 2018 wurde eine Tonne geerntet. Reife Feigen müssen innerhalb von zwei Tagen verkauft werden, da sie nicht lange haltbar sind. Somit ist der Verkauf an Grossverteiler sehr schwierig und Stockers mussten sich nach anderen Möglichkeiten umsehen. Die jetzigen Absatzkanäle sind Restaurants, Hotels, Altersheime und Privatkunden. Der Rest wird zu exklusiven Produkten wie Feigensenf, Feigenschnaps, Feigenkonfitüre, Feigenbalsam oder Feigengold verarbeitet. Für jedes Produkt mussten aufwändig Erfahrungen gesammelt werden. Die Kunden schätzen besonders, dass die Feigen aus der Schweiz stammen und nicht gespritzt werden. Es wird auch kein Kunstdünger eingesetzt, nur Mist vom eigenen Betrieb. Mittlerweile werden die Produkte bis ins Bündnerland oder in den Thurgau verkauft.

Anspruchsvolle Frucht

Der Feigenanbau ist sehr anspruchsvoll. Nur sehr wenige Standorte in der Schweiz eignen sich aus klimatischen Gründen dafür. Zu beachten sind der richtige Schnitt und angepasste Düngung. Auch das Ablesen erfolgt von Hand, da Fallschäden sonst sehr gut ersichtlich sind.

Auf Direktvermarktung spezialisiert

Stockers verkaufen nicht nur Feigen. Auch Freilandeier, Kalbfleisch aus der Mutterkuhhaltung, hauseigenen Schnaps, diverses Obst, Süssmost und Brennholz können bei ihnen gekauft werden. Dafür haben sie auf ihrer hofeigenen Webseite einen Webshop eingerichtet, über welchen man bequem bestellen und bezahlen kann. Die Webseite sei sehr wichtig, da aktuelle Infos aufgeschaltet werden können.

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Diese Betriebsleiter sind an der Suisse Tier

Die Junglandwirte Zentralschweiz sind auch dieses Jahr wieder an der Suisse Tier vertreten. Am Samtagabend findet die Young Famers Party im Ace Cafe in Rothenburg statt. Und an einem Stand an der Suisse Tier geht es um das Thema «Neue Wege in der Landwirtschaft». Die Plattform bietet jungen Betriebsleitern die Möglichkeit, ihre interessanten und aussergewöhnlichen Betriebszweige oder Betriebe vorzustellen. Pro Tag sind zwei innovative Betriebsleiter am Stand, welche über ihre Produkte und Betriebszweige informieren,und zwar:

Freitag, 26. November 2021: Kani-Swiss GmbH, Beinwil AG; Verora Pflanzenkohle, Edlibach ZG.
Samstag, 27. November 2021: Bristenlama, Bristen UR; Familie Stocker, Greppen LU.
Sonntag, 28. November 2021: Buur on Tour, Brunnenthal SO; Gefriertrockner, Seengen AG