Als letzte in der diesjährigen Staffel der SRF-Landfrauenküche amtete Heidi Lutstorf aus dem bernischen Utzenstorf als Gastgeberin. Besonders gespannt war ich darauf, was die einzige Vegetarierin in der Runde den anderen Landfrauen auftischen würde. Das Menü war denn auch eine komplette Überraschung. Weder eine Suppe zur Vorspeise mit Salbei noch einen Bohnen-Burger hätte ich erwartet. Und, dass auch die Zutaten wie Kichererbsen und Borlotti-Bohnen vom eigenen Hof kommen, schon gar nicht.
Zur Salbeisuppe reichte Heidi Lutstorf selbstgebackenes Knäckebrot mit Gierschpesto, oder wie sie es nannte: Gjättpesto. Dazu gab es Gugelichugeli, was sich als knusprig gebackene Kichererbsen herausstellte. Die Salbeisuppe hat in mir zwiespältige Gefühle ausgelöst. Zu sehr klebt mir immer noch der Geschmack von starkem, kaltem Salbeitee am Gaumen, den wir als Kinder bei Halsschmerzen zum Gurgeln verabreicht bekommen haben. Seitdem finde ich Salbei eigentlich nur in geringer Dosis in Verbindung mit Kalbsschnitzel und Rohschinken fein, die sogenannte Saltimbocca. Trotz aller Bedenken hätte ich diese Suppe gerne probiert. Schon nur deswegen, um mein kleines Salbeitrauma aus dem Kopf, respektive dem Gaumen loszuwerden. Ich sehe, meine Familie muss wohl nächstes Jahr, wenn der Salbei frisch spriesst, einmal mit mir Salbeisuppe probe essen.
Kichererbsen sind äusserst vielseitig
Die gerösteten Kichererbsen stammten vom eigenen Hof. Das ist etwas, was hierzulande nicht im grossen Stil angebaut wird. Denn die eiweisshaltige Hülsenfrucht wächst bislang nur auf vereinzelten Betrieben. Kichererbsen mögen karge Böden sowie heisses und trockenes Wetter. Versuche der Forschungsanstalt Agroscope haben gezeigt, dass es auf die Sorte ankommt, ob die Hülsenfrucht hierzulande gedeihen kann oder nicht. Kichererbsen enthalten sehr viele Proteine und sind daher gut als Fleischersatz für Vegetarier geeignet. Auch der Gehalt an Vitaminen, Mineral- und Ballaststoffen kann sich sehen lassen. Die Kichererbsen separat anzurichten, finde ich eine schöne Idee. Einerseits kommen sie so optisch besser zu Geltung, als wenn sie in die Suppe gelegt worden wären. Und andererseits kann jeder Gast selbst bestimmen, ob die Gugelichugeli auch separat oder doch als Einlage in der Suppe gegessen werden sollen.
Burger und dennoch kein Fastfood
Burger werden in der Regel als Fastfood, also als schnelle Nahrung bezeichnet, die schnell zubereitet, und auch schnell gegessen werden kann. Die Hauptspeise der Bauernhofspielgruppenleiterin und Fachkraft für tiergestützte Therapie/ Pädagogik, enthielt zwar einen Burger, genauer einen aus Borlotti-Bohnen, hatte mit Fastfood aber herzlich wenig gemeinsam. Und das schon gar nicht bei der Zubereitung. Denn der Burger, der im selbstgebackenen Kürbisweggli serviert wurde, bekam auf dem Teller Gesellschaft von vielen zusätzlichen Komponenten: Kartoffelchips, Krautsalat, Apfelchutney und Ketchup, alles ebenfalls selbst gemacht. Den Hauptgang hat Heidi Lutstorf clever gewählt. Zwar enthielt er viele Komponenten, die bei der Herstellung eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen und daher nicht in die Sparte Fastfood fallen. Doch beim Anrichten bestand der Vorteil, dass nur der Burger richtig heiss sein soll. Für die Burgerweggli und den Krautsalat reichte eine lauwarme Temperatur.
Jedes Böhnchen gibt ein Tönchen
Beim Verzehr von Hülsenfrüchten lautet ein Sprichwort: Jedes Böhnchen gibt ein Tönchen. Ja, Hülsenfrüchte, wozu die auch die Borlotti-Bohnen gehören, können Blähungen auslösen. Vereinfacht ausgedrückt werden die in den Bohnen enthaltenen Zuckermoleküle nicht bereits im Dünndarm verarbeitet, sondern erst im Dickdarm. In einem Gärungsprozess werden sie so umgewandelt, dass sie vom Stoffwechsel aufgenommen werden können. Dabei entstehen die berüchtigten Gase. Etwas Abhilfe schafft das Würzen mit Kümmel, der bei Blähungen hilft. Oder auch das Trinken von Anistee. Wer ausserdem regelmässig Hülsenfrüchte isst, wird mit der Zeit weniger mit Blähungen zu kämpfen haben, die Darmflora gewöhnt sich daran und die Nebenwirkungen beim Genuss nehmen ab.
Das letzte Dessert
Als letztes Dessert servierte Heidi Lutstorf, Gugeligüetzi, Sauerrahmglace mit glasierten Baumnüssen, sowie ein Kornelmüntschi. Letzteres ist ein Fruchtmus aus der Kornelkirsche. Das Wildgehölz wird auch Tierlibaum genannt. Die gelben Blüten, die bereits Anfang März, noch vor dem Blattaustrieb blühen, sind sehr nektar- und pollenreich und daher bei Bienen und anderen Insekten als erste Nahrungsquelle im Jahr sehr beliebt. Die Früchte reifen im August heran und sind auch bei den gefiederten Gartenbewohnern sehr beliebt.
Das Dessert und die Anrichteweise von Heidi Lutstorf haben mir sehr gut gefallen. Es war farblich schön abgestimmt. Und mit den unterschiedlichen Komponenten von cremig über fruchtig bis zu knackig war für jeden Geschmack etwas dabei.
Wer wird die Siegerin?
An dieser Stelle im vergangenen Jahr konnte ich als Zuschauerin vom Sofa aus, zwei Teilnehmerinnen nennen, die meine Favoritinnen für den Sieg waren. Und eine meiner Favoritinnen gewann denn auch den Titel. Dieses Jahr ist für mich die Sache nicht so klar. Die Landfrauen liegen aus meiner Sicht, vom Sofa sitzend aus betrachtet, nahe beieinander. Ich gebe trotzdem mal einen Tipp ab: Als Siegerin könnte ich mir die Bündnerin Regula Schmid vorstellen oder auch Sabrina Stadelmann aus Sörenberg. Oder vielleicht wird es doch die Urnerin Erika Arnold-Fässler? Wie gesagt, heuer ist es schwierig, vom Sofa aus zu beurteilen, welches Menü den Landfrauen denn nun am besten geschmeckt hat. Nach der Finalsendung wissen wir alle mehr.