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Erdmandelgras vermehrt sich rasch, und es wieder wegzubringen ist sehr schwierig. Es keimt Mitte April und bildet zahlreiche kleine Knöllchen. Das Bewusstsein für das Problemgras scheint nicht überall vorhanden zu sein. Gegenseitiges Informieren, wo ein Befall besteht, ist jedoch für die Verhinderung der Verschleppung wichtig, da diese meist durch an Maschinen haftenden Knöllchen passiert. Auch die Branchenorganisationen könnten bei der Vorbeugung eine Rolle spielen. Wegen der Sistierung der AP 22+ ist eine national koordinierte Vorgehensweise gegen das Ungras vorläufig gestoppt. Der SBV hat nun vorgeschlagen, die nationale Strategie im Rahmen des Verordnungspakets 2021 zu regeln.

Die hohe Konkurrenzkraft, die rasche Vermehrung und die schwierige Bekämpfung machen das Erdmandelgras zu einem gefürchteten Ungras. Es gelten im Moment verschiedene Regelungen in den Kantonen (s. Grafik unten). Im Kanton Bern z. B. ist die Meldung von befallenen Flächen freiwillig.

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Landwirt Martin Reinhard aus Seeberg hat seit vier Jahren Probleme mit Erdmandelgras. «Wir haben es beim Kartoffelgraben bemerkt», erzählt er. Bei ihm sind zwei Parzellen betroffen. Eine wurde wahrscheinlich durch die Rücknahme von Erde bei der Rübenlieferung mit dem Ungras kontaminiert. Wie das Erdmandelgras auf die andere betroffene Parzelle gelang, sei ihm ein Rätsel, sagt er.

Er nimmt nun die befallenen Flächen bei Kartoffeln und Zuckerrüben aus der Fruchtfolge heraus. So wird verhindert, dass die Knöllchen bei der Bodenbearbeitung an einer Schar hängenbleiben und weiter ins Feld verschleppt werden. «Die Verschleppungsgefahr ist aber bei allen Kulturen vorhanden, wo der Boden bearbeitet wird», betont er.

Um eine Verschleppung zu vermeiden, ist es wichtig, zu wissen, welche Flächen mit Erdmandelgras befallen sind. Hier der Link, wie man Erdmandelgras am besten erkennen kann.

Bekämpfung von Hand

Die Bekämpfung mit den empfohlenen Pflanzenschutzmitteln habe bei ihm keine genügenden Resultate gebracht, sagt Martin Reinhard. «Die Wirkung für das, was es kostet, war nicht zufriedenstellend.» Er konnte den Befall jedoch minimieren, indem er jedes Jahr mit der Stechschaufel die verbleibenden Erdmandeln ausgraben ging. «Jetzt habe ich weniger als einen halben Tag Arbeit mit den paar Mandeln, die verbleiben.»

Was ihm jedoch noch am meisten Arbeit bereite, sei das Waschen der Maschinen, um die Verschleppung zu verhindern. Er habe, sagt er, jedes Mal ein schlechtes Gefühl, wenn er irgendwo eine dreckige Maschine anhänge.

Auch Lohnunternehmen betroffen

Der logistische Aufwand macht denn auch Markus Schneider, Inhaber des Lohnunternehmens Schneider Agrar-Service in Thunstetten, Sorgen. «Wenn Erdmandelgras entdeckt wird, wird dieser Ackerschlag per GPS erfasst», erklärt er die Vorgehensweise. Das Lohnunternehmen ist mehrheitlich in der Region Herzogenbuchsee tätig, welche bekannt ist für die hohe Befallsdichte mit Erdmandelgras. Bei den Geräten, die durch den Boden laufen, wird jedes Gerät gewaschen, wenn es in einem befallenen Gebiet eingesetzt wurde. «Wir schauen, dass wir die befallenen Flächen zuletzt einteilen, aber das ist organisatorisch sehr schwierig und mit Leerfahrten und Waschaufwand verbunden», so der Geschäftsführer. Dies könne er nirgends verrechnen. Ausserdem entstünden Kosten für die abgewaschene Erde, die sie separat entsorgen müssten, erklärt er weiter.

Meldepflicht erwünscht

Markus Schneider und Martin Reinhard befürworten beide eine Meldepflicht für Erdmandelgras. Es scheint jedoch, dass das Bewusstsein für das Problem nicht überall so stark ist wie bei den beiden. So ist Martin Reinhard zum Teil auf Widerstand gestossen, als er sich bei der Maschinengemeinde für die Vorbeugung eingesetzt hat. «Man wird fast belächelt, das finde ich schade», sagt er. «Man sollte kein Geheimnis daraus machen» ist er überzeugt.

Wie geht es weiter?

David Brugger ist Leiter Geschäftsbereich Pflanzenbau beim Schweizer Bauernverband (SBV) und Mitglied der Arbeitsgruppe «Nationale Koordination Erdmandelgras» (siehe Kasten unten). In einem Projekt von Agridea, das 2020 abgeschlossen wurde, habe man eindeutig gesehen, dass nicht die rein chemische Lösung den Durchbruch bringe, sondern der Massnahmen-Mix, sagt er. «Aber das Gras wirklich wegzubringen ist eigentlich sehr, sehr schwierig.» Das zeige eindrücklich, dass es am Anfang extrem rigoros bekämpft werden muss. Deshalb brauche es eine Kartierung über die Kantonsgrenzen hinweg, ist er sicher.

Wie dies trotz Sistierung der AP 22+ erreicht werden soll und welche Rolle dabei die Branchen spielen, erklärt er im Interview. Hier gehts zum Interview. Auch für Reinhard ist klar: «Ich habe die Sache nun im Griff, aber ich habe mich auch mit dem Thema befasst und recht viel Aufwand dafür betrieben.»

 

Was ist die «Nationale Koordination Erdmandelgras»?

Die Arbeitsgruppe «Nationale Koordination Erdmandelgras» gibt es seit 2019. Sie wurde, in Absprache mit dem Bundesamt für Landwirtschaft (BLW), von der Konferenz der kantonalen Landwirtschaftsämter (Kolas), den kantonalen Pflanzenschutzdiensten (KPSD) und dem Schweizer Bauernverband (SBV) gegründet. Ziel ist, alle Informationen und laufenden Projekte zum Thema Erdmandelgras zu sammeln und darüber zu informieren. Ausserdem unterstützt und berät die Arbeitsgruppe die Behörden bei der Ausarbeitung einer nationalen Lösung für das Erdmandelgras.